Auf der Suche nach einem beschaulichen Abendfilmchen stiess ich in der Videothek auf "Black Sheep". Ich sah das Cover, las die Inhaltsangabe und dachte mir das dies entweder ein totaler Reinfall wird oder eine nette Abwechslung. Das dies aber eine total flotte und gute Verfilmung von einem so meines Erachtens nach schwierig zu gestaltenden Tierhorrors ist wurde mir schnell klar. Die ganze Geschichte ist sowas von abgedreht und total hirnrissig das es mir schwer fiel zu glauben, so etwas ernsthaft gut umsetzen zu können.
Die Charaktere sind vom Aussehen und Verhalten relativ normal gesetzt. Durch die konfuse Story sind die "logischen Verhaltensweisen" oder gar die natürlichen Reaktionen der Einzelnen auf die abgedrehten Situationen ohne Murren und Knurren meinerseits akzeptiert und "für gut befunden" worden. Teilweise werden nunmal Gags gesetzt, die keiner logischen oder natürlichen Reaktionen verlangen und in dieser Szene dann auch total unpassend wären. Die ständige Angst und die Panikattacken des Hauptcharakters damit zu verstärken, dass er anfangs des Films permanent seine Psychologin anruft, um mir ihr über seine momentane Panikreaktion angesichts der hunderte von Schafen um ihn herum zu reden, wirkt nicht wirklich nervig. Das liegt wohl daran, dass man als normal denkender und nicht schafpanischer Mensch es als belustigend ansieht, dass jemand aus Angst vor den Tieren zu hyperventilieren droht und man das Schmunzeln angesichts der trottelig dastehenden Schäfchen nicht mehr verbergen mag. Wirklich glaubhaft als ernstzunehmender Charakter ist keiner der einzelnen Darsteller und das soll auch nicht ernsthaft so sein. Es wird bewusst jeder Einzelne so eingesetzt das man ihm den Hut aufsetzten kann, sich niemals ernsthaft so verhalten zu würden. Jeder Charakter ist auf seine eigene Art und Weise dermassen überzogen und doch andererseits in bestimmter Hinsicht so angesiedelt, dass es nicht nervt oder ernsthaft auffällt wenn die Blödeleien und Sprüche nicht zu sehr in Komödienslapstik ausarten. Wohl dosiert und nicht zu albern kommen gute Gags und Sprüche wie in diesem Fall sehr gut rüber. Es wirkt nicht so, als hätte man auf Krampf versucht Gags einzubauen nur um Unterhaltungshorror mit "Showeinlage" zu produzieren.
Die Schafe sind sehr gut in den Attacken ins Bild gesetzt worden. Die Handpuppen wirken zwar nicht echt, aber es reicht voll und ganz aus um den gewünschten Effekt zu erreichen und es wird auf Computeranimation (ich kann nicht 100%ig sagen ob nicht doch der ein oder andere PC-Trick zu sehen war aber ich glaube nicht...) verzichtet. Die Handpuppen sind so gesetzt, dass meist nur die Köpfe bis zum Hals zu sehen sind und nur vereinzelt die kompletten Tiere mit ich sage mal "gefletschten Zähnen" zu sehen sind. Aber das reicht eigentlich auch aus. Denn so konnten viele und gute Nahaufnahmen gemacht werden. Das erste Schaf, welches aus dem Glasbehälter entwicht ist total ekelhaft gemacht und wenn man sich ein genetisch manipuliertes, in Flüssigkeit eingelegtes und chronisch böses Schaf mit permanentem Gesabber vorstellen würde, wurde es filmisch gut umgesetzt. Das B(l)ockieren *g* des Autos lässt böses ahnen. Das Schaf steht mitten auf dem Weg, alle steigen aus, jeder versucht es zu verscheuchen und los geht das Spektakel. Schaf geht zum Angriff über und los geht die wilde Fahrt im Auto mit Beissattacken auf den Fahrer. Diese und ähnliche Szenen haben mich mehr als einmal laut auflachen lassen, weil dies schon fast Klamauk ist und ich sichtlich amüsiert bin wie es jemand geschafft hat dies mit so sauberen Übergängen von Horrorparts zu Klamaukparts zu verfilmen. Klassische Szenen wie die typische "Gefahr im Wald"-Szene dürfen natürlich nicht fehlen. Man weiss eigentlich gar nicht ob man lachen soll weil die Parodie so klassisch wie gut ist oder man sich auf die nächste Szene mit ausgeweideten Personen einstellen soll. Nunja eigentlich ganz gut wenn man dann doch nicht alles voraussehen kann was in der nächsten Szene passiert. Zum Thema voraussehen: Die Geschichte lässt eigentlich nichts im Dunkeln, sodass man eigentlich jederzeit genau weiss, was in der nächsten Einstellung geschieht. Wirkliche Überraschungsmomente sind eigentlich keine geboten. Schade eigentlich. Man hätte so viel aus einzelnen Ideen machen könnenn, wie z. B. das Verstecken hinterm Gatter, dann lautloses Horschen und die berühmte Schockszene wenn man sich umdreht und das Tier ist direkt vorm Gatter oder sowas in der Richtung... So etwas hat mir ehrlich gesagt dann doch gefehlt. Die Einstellungen in denen die Gedärme fliegen und die Gliedmassen und sondergleichen abgebissen zerfetzt werden sind zwar ganz nett gemacht aber überzeugen irgendwie nicht wirklich. Man sieht halt die Handpuppen bis zum Hals des Tieres, die sich die Innereiein dann zu Gemüte führen. In den Szenen in denen echte Schaft ihre Schnauze in irgendwelchen Körpern oder so haben sind so gut es ging halt getrickst worden. Keine Ahnung ob man da Leckerlies oder so was reingelegt hat, damit die ihr Schnäuzchen da reingehalten haben. Jedenfalls macht es einen höllen Unterschied, ob die echten Tierchen mit ihrer wirklich putzigen Mimik da rumknabbern, oder die Handpuppen die mimisch total auf Agression getrimmt sind irgendetwas tun. Nunja sind ja nunmal Schafe. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es ernsthaft hinzubekommen ist ein Schaf so zu dressieren, dass es jemanden wirklich auf Kommando umrennt oder einen gar beisst. Aber was weiss ich denn, bin ja kein Schafexperte...
Die Mutationen der Personen, die sich durch Bisse oder andersartigen unsanften Kontakt bei den Tieren angesteckt haben sind recht heftig getrickst. Ich finde zwar, dass es etwas damit übertrieben wurde aber bittesehr. Den wirklichen Fan von Verwandlungs- oder eher Mutationsprozessen wirds freuen. Es wird fleissig mit der Maske gespielt und die sauberen Übergange der wachsenden Schädelknochen oder Hufe usw. ist wirklich gelungen. Es wurde teilweise komplett in Nahaufnahme gedreht und man fühlte sich an "American Werewolf" oder "DNA" erinnert.
Die Story an sich ist ziemlich dünn. Es gibt kaum Erklärungen und das wenige was durchsickert ist geradeso ausreichend um eine noch passable Grundgeschichte auf die Füsse zu stellen. Das ein gieriger und nach Macht strebender Geschäftsmann für die Gen-Misere verantwortlich ist kennt man ja nicht erst seit diesem Streifen. Es wird versucht das perfekte Schaf für die weltweite Vermarktung zu "kreieren" und alles geht schief. Gen-Killer-Mini-Schaf kommt frei, alle stecken sich an, dutzende Sterben, Gegenmassnahme... Das Grundgerüst für leider Gottes zu viele Filme aber gut. Wenn man sich schon ein so verdrehtes und aussergewöhnliches Thema ausdenkt und den Mut besitzt das alles zu drehen ohne sich wirklich auf einen reinen Horrorstreifen zu stützen finde ich bemerkenswert. Es gibt so viele richtig schlechte Tierhorrorstreifen die sich so richtig wichtig nehmen und totaler Hirnschiss (Tschuldigung) sind. Und dort wird meist mit wesentlich weniger schwierigen Tieren gedreht wie Hunden oder so. Aber ein Schafhorror??? Klar von "Black Scorpion" über "Rabbits" bis hin zu "Deadly Mantis" war alles schonmal irgendwo vertreten. Aber man muss erstmal auf die Idee kommen und auch den Mumm haben so etwas anzupacken. Deshalb hat so ein Film wie dieser auch bei mir immer einen besonderen Stein im Brett und ich würde mich sehr freuen, wenn es mehr von solchen Filmchen auf dem Markt gäbe.
Fazit: Richtig gut gelungener Perwoll-horror mit guten Gags, schrägen Charakteren, gelungenen Handpuppen und Masken aber leider eine etwas zu dünne Story...