Review

Tierhorror mit Schafen ist doch mal eine willkommene Abwechslung, noch dazu, wenn man das ganze in Neuseeland stattfinden lässt, wo angenehme Erinnerungen an „Braindead“ nicht ohne Grund wach werden.
Handgefertigte Mutationen, viel Glibber, eine Menge Gekröse und nicht zu wenig Dialogwitz verweisen auf Peter Jacksons Kult-Horror aus dessen Anfängen, den Jonathan King mit seinem Debüt als Autor und Regisseur unterhaltsam wieder belebt.

Man mag sich noch dunkel an das geklonte Schaf Dolly erinnern, so will hier der Farmer Angus diese Idee perfektionieren und eine ganz neue Art per Genmanipulation züchten.
Natürlich geraten die Experimente außer Kontrolle, spätestens als ein Naturschützer ein Versuchsmodel entwendet, von diesem gebissen wird und somit die Mutation auf Schafe sowie Menschen überträgt.
Angus´ Bruder Henry, der nach 15 Jahren wieder in die ländliche Heimat zurückkehrt, und die Naturschützerin und Esoterikerin Experience versuchen der Seuche ein Ende zu bereiten.

Aus einigen Blickwinkeln wirken ganz gewöhnliche Hausschafe einfach nur witzig und so müssen selbstverständlich modellierte Mutanten her, die mit grimmigen Fratzen ordentlich zubeißen können.
Bis der bissige Horror einsetzt, darf man sich jedoch an der farbintensiven Landschaft Neuseelands erfreuen, die zuweilen in kräftigem Grün oder verträumten Goldbraun erstrahlt und einen herrlich idyllischen Kontrast zu den angreifenden Viechern darstellt.

Leider wirken die Figurenkonstellationen weniger kontrastreich. Held Henry ist eher der Bangebüx mit panischer Angst vor Schafen, der erst durch das Feng Shui seiner weiblichen Begleitung Ängste überwinden kann. Diese wiederum kann mit zahlreichen Klischees der Esoterik – und Umweltschutz-Szene zumindest zeitweise ein Schmunzeln hervorzaubern. Als Gegenpart haben wir den arroganten Bruder Angus, der auf großen Unternehmer macht und keine Eigenschaften des einstigen Farmerjungen mehr bekleidet. Ihm zur Seite stehen zwei skurrile Laborgestalten mit Hornbrille, die recht schnell zur Spritze greifen und ihrem Boss gegenüber nicht immer loyal handeln. Am Rande gibt es noch eine bodenständige ältere Farmerin, die sich mit ekeligen Fleischzubereitungen beschäftigt und einen Verwalter, der anfangs mit Henry unterwegs ist.

Im eigentlichen Zentrum stehen jedoch die Schafe, weiße, wollige Tiere, wie man sie weltweit nur allzu gut kennt.
Geschickt wird hier mit der Montage gearbeitet, um in Ansätzen eine Bedrohung durch die Viecher wirken zu lassen. Besonders wenn größere Herden im Galopp unterwegs sind und sich flüchtenden Personen nähern, kommen in einzelnen Close-Ups immer wieder wütende Fratzen zum Vorschein, was im Zusammenhang tatsächlich zeitweise ein mulmiges Gefühl entstehen lässt.
So steht ein Auto inmitten einer Herde auf der Straße, greifen gleich größere Scharen Besucher eines Wirtschaftsempfanges an und belagern letztlich die Farm der Helden, die sich zwischenzeitlich sogar gegen mutierte Zombie-Schaf-Menschen behaupten müssen.

Auch hier finden sich Anspielungen auf Jacksons Fun-Splatter, da diese grobschlächtigen Wesen am ehesten der mutierten Mutter aus „Braindead“ ähneln, wobei die Genprobe aus dem Reagenzglas wiederum dem Rattenaffen sehr ähnlich ist. Kein Wunder, sind doch hier dieselben Leute vom „Weta Workshop“ tätig, die eigentlich für Jacksons Special-FX zuständig sind.
Entsprechend erstklassig fallen sämtliche Modelle aus und auch der Blutgehalt lässt nicht zu wünschen übrig, - schließlich beißen die mutierten Schafe phasenweise ordentlich zu, trennen diverse Gliedmaße ab, erweitern einen Mund oder fressen zermanschte Leichenteile.

Aber auch für humorige Einlagen wird gesorgt, wenn ein Schaf am Steuer eines Autos einen Abhang hinunter düst, ein anderes sich von Faustschlägen nur wenig beeindrucken lässt und ein wieder anderes sich kurzfristig durch ein dunklen Stück Ekel von seinem Angriff ablenken lässt.
Angereichert wird der Spaß durch aberwitzige Situationskomik und absurden Dialogen „Angus wird nicht viele Schafe verkaufen, wenn er selbst eins wird“.

Was dem Ganzen eben ein wenig fehlt, sind sympathische Hauptfiguren, die neben lockeren Sprüchen mit wirklich skurrilen Eigenschaften punkten können, was hier ein wenig zu oberflächlich gestrickt wurde und durch die nicht wirklich überzeugenden Darstellerleistungen kaum ausgebügelt werden kann.
Seinen Zweck erfüllt dieser Streifen aber allemal: Fun-Splatter im Tierhorror-Gewand mit handwerklich sehr sauberen Effekten, einer guten Dosis Blut und Ekel, sowie treffsicheren Humor, der nur ganz selten ins Alberne abgleitet.
Und allerspätestens mit der Auflösung des Schaf-Problems (Stichwort Methangas) dürfte jede Party vorerst gerettet sein.
7,5 von 10

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