Cendela Pena spielt eine spanische Prostituierte, die sich, genau wie die meisten ihrer Kolleginnen, andauernd über die illegalen Einwanderinnen aus Südamerika auslässt, die ihnen nach und nach die Kundschaft streitig machen. Doch dann lernt sie eine Illegale aus Lateinamerika, gespielt von Micaela Nevarez, persönlich kennen und wird nach und nach die beste Freundin der, vom Schicksal gebeutelten Frau.
Dramen rund um das Rotlichtmilieu hatten es nie einfach und werden es wohl auch nie wirklich einfach haben, beim Publikum zu bestehen. Die Vorurteile dem Milieu gegenüber sind extremer, als bei den meisten Anderen und so fällt es oft schwer, einen Einblick in dieses zu gestalten, der den Zuschauer nicht zurückschreckt, ihn nicht noch weiter von den Figuren distanziert, die tagtäglich durch Prostitution ihr Geld verdienen. Aber Regisseur Fernando Leon de Aranoa, der zuvor bereits wegen seiner beiden ebenfalls spanischen Produktionen "Familia" und "Montags in der Sonne" mehrfach mit dem Goya prämiert wurde, leistet in dieser Hinsicht gute Arbeit.
Er lässt den beiden Hauptfiguren ihre Würde, sowohl der spanischen Prostituierten, deren Mutter unter Realitätsverlust leidet und nicht erfahren soll, wie ihre Tochter ihr Geld verdient, als auch die lateinamerikanische Prostituierte, die mit einem ominösen, extrem brutalen Freier verkehrt, da dieser sie mit der Lüge hinhält, dass er ihr eine Aufenthaltsgenehmigung verschaffen kann und ihren Sohn, den sie in Südamerika zurückließ, vermisst, während sie von den spanischen Prostituierten sehr herablassend behandelt wird. Ungeachtet des Milieus in dem sie verkehren, sind die Charaktere realistisch und vorurteilsfrei konstruiert, Aranoa erzählt die Geschichte zweier Menschen, die ganz Unten angekommen sind und zeigt sich dabei sehr einfühlsam, sodass der Film durchaus emotional fesseln kann.
Dabei unterlaufen Aranoa jedoch auch Fehler. Zwar ist er sichtlich darum bemüht, auch im Umgang mit dem Milieu im Bereich des Authentischen zu bleiben und einen realistischen Einblick in die Straßen von Madrid zu liefern. Mit Handkamera wird oftmals sehr akribisch, halb-dokumentarisch der Straßenstrich eingefangen, aber irgendwie wird die zentrale Thematik doch zu verklärt, fast schon romantisiert dargestellt. Die Filmmusik ist oftmals auffällig heiter, als wäre sie für ein spanisches Feel-Good-Movie zusammengestellt worden, man hat selten den Eindruck, dass die beiden Frauen ihren Beruf wirklich ungern ausüben, eine dritte Prostituierte prahlt sogar gern und oft damit, dass sie bereits von Prominenten und Politikern aufgesucht wurde und so verliert "Princesas" leider immer mal wieder ein wenig seines Potentials.
Vom Unterhaltungswert her kann man dem Film hingegen nicht allzu viel vorwerfen, "Princesas" ist flüssig erzählt und durchgehend ansehnlich geworden. Die Dramatik wird zwar kaum gesteigert und zu den ganz großen Momenten reicht es im Endeffekt nicht, aber langweilig wird der Film, der viel Herz und Seele besitzt, auch zu keinem Zeitpunkt.
Darstellerisch wird erfreulich gute Arbeit geleistet. Beide Darstellerinnen, die durchgehend auf ziemlich hohem Niveau agieren, liefern enorm emotionale, kraftvolle Darstellungen ab und fesseln damit durchgehend an das Schicksal der, von ihnen verkörperten Charaktere. Mit den beiden sympathischen, groß aufspielenden Darstellerinnen steht und fällt das kleine, aber durchaus gelungene Drama im Endeffekt und so ist es ein ganz großer Anteil, der hier von Micaela Nevarez und Cendela Pena geleistet wird.
Fazit:
Die Geschichte der beiden, vom Schicksal gebeutelten Frauen wird sehr emotional erzählt und berührt, nicht zuletzt wegen der beiden stark aufspielenden Darstellerinnen, durchaus. Für die ganz große Dramatik reicht es bei diesem kleinen spanischen Drama zwar nicht, vor allem, da der Beigeschmack bleibt, dass das Rotlichtmilieu Madrids hier zu stark verklärt und romantisiert wird, aber empfehlenswert ist "Princesas" durchaus.
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