Review

Das Remake des Zatoichi-Eastern „Zatoichi Challenged“ war damals Phillip Noyce Einstand in Amerika („Dead Calm“ war noch eine australisch/amerikanische Koproduktion). Auch wenn der, inzwischen designierte, Thrillerexperte (u. a. die beiden Clancy-Thriller „Patriot Games“, „Clear and Present Danger“) hier außerhalb seines Fachgebiets nicht zu seinen Stärken findet, ist „Blind Fury“ noch einer der besseren Filme von B-Tausendsassa Rutger Hauer („Blade Runner“, „The Hitcher“).

Hauer spielt hier den ehemaligen Vietnam-Veteran Nick Parker, der während eines Überfalls des Vietcong sein Augenlicht verlor und für Tod erklärt, in Wirklichkeit aber von Dschungelbewohnern gesund gepflegt und im Schwertkampf unterrichtet worden ist. Dort wird er nicht nur im Umgang mit dem Schwert unterrichtet, sondern lernt auch, sich auf seine anderen Sinnesorgane zu verlassen. Jahre später kehrt er nach Amerika zurück, um seinen besten Kumpel Frank Devereaux (Terry O’Quinn, „The Stepfather“, „Stepfather II“) aufzusuchen. Doch der ist nicht da und seine Frau Lynn (Meg Foster, „The Osterman Weekend“, „They live“) öffnet ihm. Wenig später dringen angebliche Polizisten in die Wohnung ein. Frank gelingt es zwar Sohn Billy (Brandon Call) zu retten, doch für Lynn kommt jede Hilfe zu spät. So begibt er sich mit dem Kleinen auf die Suche nach seinem Vater.

Trotz des recht banalen Plots (Im Grunde werden die beiden während der knappen Laufzeit nur von bösen Schergen gehetzt) ist das Tempo eher gering. Die Auseinandersetzungen mit den ihnen auflauernden bösen Buben laufen immer gleich (natürlich unterschätzen sie den Blinden jedes Mal, worauf er Sushi aus ihnen macht) ab. Ganz interessant hingegen sind dann die Situationen, in denen Parker seine ausgeprägten Sinne als Vorteil nutzen kann und die Gegner, wie beispielsweise in einem Maisfeld, gleich reihenweise schält. Hauer selbst bewegt sich bei diesen ordentlich choreographierten Konflikten überraschend agil und glaubwürdig.

Weit weniger unterhaltsam ist die kitschige Beziehung zwischen ihm und dem kleinen Billy, der sich zunächst ablehnend verhält, bald stark zu ihm hingezogen fühlt und am Ende, wenn es Abschiednehmen heißt, so einige Tränen vergießt.
Regelmäßig schickt das Skript zudem tollpatschige, debile Handlanger vorbei, die in ihren albernen Hampeleien eigentlich gar nicht komisch sind und zumindest mir gehörig auf den Wecker fielen. Wer auf diesen Humor steht, bitte. Auch die immer wieder erzwungen lustigen Kommentare von Parker passen ein ums andere Mal nicht zu jeder Situation. Ich hätte mir bei diesem bisweilen zu einer Actionkomödie abdriftenden Streifen jedenfalls etwas mehr Ernsthaftigkeit erwünscht.

Neben netten Blechschäden sind die Schwertkämpfe regelmäßige Höhepunkte. Mal abgesehen vom finalen Showdown hält sich deren Außergewöhnlichkeit jedoch in Grenzen. Dafür kennt Parker jedoch auch keine Gnade.
Rutger Hauer selbst ist und bleibt ein beschränkter Mime, der hier noch eine seine besseren Leistungen abliefert und längst nicht so teilnahmslos wie in späteren, diversen Werken der Neunziger durch den Film spaziert. Den Blinden nimmt man ihm jedenfalls zu jeder Minute ab, Emotionen darf er auch zeigen und das Interagieren mit seinem kleinen Weggefährten klappt auch. Nur sein lockerer Humor erweist sich hin und wieder als störend.


Fazit:
Über bleibt ein nicht vollends überzeugender Mix aus Drama und Actionthriller, der einige wunderbar schmierige Bösewichte (u. a. Randall „Tex“ Cobb) und nette Schwertkämpfe zu bieten hat. Der einfallslose Plot, etwas zuviel Kitsch und erzwungener Humor stören das Filmvergnügen allerdings klar. Gut, dass Noyce danach wieder zu alter Stärke zurückfand.

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