Review

Die Farrelly-Brüder konnten mit ihren Komödien über sympathische Loser und dosierte Ekelgags beim Publikum mehrmals punkten, doch ihr größer Hit ist ihr erster Film, „Dumm und dümmer“.
Harry (Jeff Daniels) und Lloyd (Jim Carrey) sind die besten Freunde, wohnen zusammen – und sind beide strohdumm. Mit kleinen Jobs wie Hundefrisör oder Limofahrer hält man sich über Wasser und träumt vom eigenen Shop – geplanter Name: „I got Worms“. In seiner Dummheit merkt der naive Lloyd auch nicht, dass sein hübscher Fahrgast Mary (Lauren Holly) ihren Koffer absichtlich am Flughafen stehen lässt, als Teil einer Lösegeldübergabe. Drum sackt er ihn ein, ganz im Stile vieler französischer und amerikanischer Komödien der 80er, in denen irgendwelche Volltrottel in Verschwörungen geraten.
Da sich Lloyd auch noch in Mary verliebt hat und beide Dummköpfe ihre Jobs verloren haben, beschließt man ihr zu folgen und den Koffer zurückzubringen. Doch die Kidnapper sind auf der Jagd nach der Knete...

„Dumm und dümmer“ ist ein hemmungsloses Blödelwerk, bei dem die Geschichte nur Beiwerk ist. Episodenhaft geraten die beiden Trottel auf ihrer Odyssee gen Aspen mit Truckern, den Kidnappern und anderen Leuten aneinander, in Aspen selbst mischt man Beschränktheit sei dank noch die Pläne der Entführer auf und am Schluss bekommen zumindest die Bösen, was sie verdienen. Große Ansprüche darf man dabei nicht an die Erzählung stellen, stattdessen folgt flott Blödelmoment auf Blödelmoment.
So kann „Dumm und dümmer“ mit seiner für diese Verhältnisse ungewohnten Länge von rund 110 Minuten überraschend gut durchhalten. Kaum Längen sind zu verzeichnen, stattdessen gibt es fast dauernd etwas zu Lachen. Ein paar der Gags wiederholen sich zwar arg (z.B. wenn Harry und Lloyd in Aspen andauernd mit Hundertern als Trinkgeld wedeln) und der eine oder andere Rohrkrepierer ist dabei, doch die meisten Witze zünden. Vor allem die Dummheit der beiden sorgt für Brüller, z.B. wenn sie glauben ihrem Papagei sei der Kopf von selbst abgefallen oder Harrys unbeholfener Anmachversuch an der Tankstelle. Der Wortwitz und der grobe Slapstick (ein Highlight: der Kampf gegen den Kung Fu Koch) sind simpel, aber es sitzt stets wunderbar und auch Fäkal- bzw. Ekelgags kommen zum Glück nicht im Übermaß vor.

Doch „Dumm und dümmer“ begeht nicht den Fehler seine beiden Protagonisten zu reinen Witzfiguren zu degradieren. Die Sympathie und die Nähe zum Zuschauer sind nicht so groß wie z.B. bei „American Pie“, doch trotz aller Beschränktheit kann man auch in Harry und Lloyd ganz normale Wünsche sehen – den Wunsch etwas in seinem Leben zu erreichen, den Wunsch die Traumfrau zu erobern usw. Was die Farrellys jedoch nicht davon abhält, beide ordentlich leiden zu lassen.
Auch das Hauptdarstellergespann ergänzt sich wunderbar. Jim Carrey macht die groben Fratzen und Verrenkungen, muss viel öfter hemmungslos kaspern. Daneben macht Jeff Daniels auch immer seine Faxen, doch er bleibt der etwas ruhigere Gegenpol und kann Carrey auch immer dann bremsen, wenn dessen Fratzengeschneide droht zu sehr den Film zu übernehmen. Daneben wird der Rest zu Nebendarstellern degradiert, auch Lauren Holly wird eher zur Stichwortgeberin als zur vollwertigen weiblichen Hauptrolle.

„Dumm und dümmer“ ist simples, aber wunderbar getimtes Blödelvergnügen für anspruchslose, schwer unterhaltsame Abend in vorzugsweise großer Runde. Nicht alle Gags sind Oberbrüller, der Großteil sitzt aber wunderbar und das gibt 7,5 Punkte meinerseits.

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