Zu den berühmtesten der zahlreichen bekannten Serienkiller aus den USA zählt der Zodiac-Mörder: Ende der 60er und Anfang der 70er brachte er mehrere Menschen um, wandte sich mit Briefen und Anrufen an Polizei und Medien und wurde so zu einem frühen Medienstar. Gefasst werden konnte er nie. David Fincher, seines Zeichens der Mann für besonders düstere Hollywood-Stoffe, erzählt diesen ungeklärten Kriminalfall aus Sicht der Ermittler und Reporter, die jahrelang ermitteln und doch nie zu einem eindeutigen Ziel gelangen, als protokollarische Rekonstruktion der Ereignisse - was wesentlich spannender ist als es klingt.
Basierend auf zwei Tatsachen-Bestsellern, zeigt "Zodiac" die Entwicklung der Geschehnisse von den ersten Morden über die Behandlung des Mörders in den Medien bis hin zu den nicht enden wollenden Ermittlungsarbeiten, unter denen auch das Privatleben der Betroffenen immer stärker leidet. Streng chronologisch, mit häufigen kleineren und größeren Zeitsprüngen und dazu eingeblendeten Datumsangaben, erlangt der Film besonders in der ersten Hälfte einen quasi-dokumentarischen Charakter. Dazu passt die zwar aufwendige und immer wieder beeindruckende, gleichzeitig aber auch formal zurückhaltende optische Ausgestaltung: Lange Kamerafahrten, ein starker, nicht zu aufdringlicher, dafür aber treibender Soundtrack und eine überzeugende 60er-/70er-Jahre-Ausstattung verleihen der Handlung große Authentizität und eine dichte Atmosphäre, die durchgehend zu fesseln weiß.
Dazu kommen gute Dialoge, die realistisch und trotzdem unterhaltsam sind, und durchgehend starke Darstellerleistungen. Ob Robert Downey, Jr. als selbstverliebter Journalist, der über dem Fall zum Alkoholiker wird, Jake Gyllenhaal als kluger Außenseiter, dessen Besessenheit von Zodiac seine Ehe in die Krise treibt, oder Mark Ruffalo als abgebrühter, immer verbitterter werdender Ermittler - nicht nur diese drei Stars verleihen ihren Figuren so viele Konturen und charakterliche Ecken, dass sie durchgehend überzeugen.
Obwohl also auch "Zodiac" mit der für Fincher typischen Akribie und inszenatorischen Stringenz aufgebaut ist, gehört er tendenziell eher zu dessen weniger gelungenen Werken. Auch wenn die Notwendigkeit dieser Erzählweise auf der Hand liegt, bringen die zahlreichen, oft ziemlich rasch aufeinander folgenden Zeitsprünge irgendwann die Dramaturgie ins Stolpern. Besonders im letzten Filmdrittel schaden diese Auslassungen dann auch der Figuren-Charakterisierung, bleiben doch entscheidende innere Entwicklungen außen vor - wie aus dem Starreporter ein Säufer und aus dem enthusiastischen Karikaturisten ein beinahe manischer Verfolger wird, bleibt dem Zuschauer verborgen. Dadurch verliert sich einiges an psychologischer Spannung, die den Film noch intensiver hätte machen können.
Dafür wiederum gefällt "Zodiac" mit seinem realistischen Anspruch. Speziell die wenigen Gewaltszenen, in denen einige Morde des Killers gezeigt werden, verstören gerade durch ihre naturalistische Darstellung schlimmer, als es die meisten Splatter-Schocker vermögen. Und der Gedanke, dass das alles auf Tatsachen beruht, lässt in einigen Szenen - dem gruseligen Anruf in einer Talkshow etwa oder den Verdächtigungen, an deren Beweis die Ermittler verzweifelt arbeiten - echte Gänsehaut aufkommen. "Zodiac" zeigt beeindruckend und fesselnd die Frustration von Polizei und Reportern, und gibt ein düster-glaubhaftes Zeugnis davon ab, dass eben doch nicht immer die Guten gewinnen. Das mag auch für den Zuschauer nicht immer befriedigend ausfallen - ein spannendes Dokument über einen der seltsamsten Fälle in der US-amerikanischen Kriminalgeschichte ist der Film allemal.