Heutzutage können wir über die Mediengeilheit eines Dieter Bohlen oder Boris Becker nur gelangweilt den Kopf schütteln. Aber welche Wirkung muss die Medienpräsenz eines wahnsinnigen Mörders gehabt haben, der sich in den späten 60er bzw. frühen 70er Jahren bevorzugt per Zeitung oder Television der Öffentlichkeit präsentierte? Nicht ohne Grund gilt der Fall des Zodiac-Killers noch immer als einer der mysteriösesten Kriminalfälle der USA. Nur leider schafft es David Finchers Chronistenpflicht kaum, die Anziehungskraft, die das Verbrechen auf die Amerikaner ausübt, auf die Leinwand zu transportieren.
Was uns in "Zodiac - Die Spur des Killers" vorgesetzt wird, ist nämlich eine kühle Indizienhatz, die sich beinahe streng dokumentarisch an Fakten orientieren möchte, die letztendlich aber doch in fiktive Fahrwasser gelotst werden muss, um unterm Strich noch einen spannenden Thriller erzählen zu können. Das Ergebnis ist ein beklemmender Hybrid mit schalem Nachgeschmack, der eine nur stellenweise packend eingefangene Geschichte mit der Nachhilfe in Serienkillerkunde verbindet und nicht nur aufgrund seiner Spielzeit von knapp zweieinhalb Stunden mit einigen Längen aufwartet.
Zwar mögen die einzelnen Ermittlungsansätze einen gewissen Reiz ausüben - irgendwann möchten wir ja einen möglichen Täter präsentiert bekommen - wenn jedoch jede Theorie im Sande verläuft, verkommt die Detektivarbeit zum reinen Geduldsspiel. Das mag zwar der Realität entsprechen, steht einem Film aus der Unterhaltungsbranche allerdings nicht besonders gut zu Gesicht. Und wenn dann auch noch der für Fincher typische Aha-Effekt ausbleibt, ist die Ernüchterung perfekt.
Überhöhte Erwartungen könnte wohl eine Diagnose für die latent-chronische Desillusionierung manch eines Betrachters lauten; doch es ist nicht nur das leidlich spannende Material, dass ihn gegen Ende hin unruhig werden lässt. Finchers Regie und die Kameraarbeit sind solide, lassen jedoch jegliche Originalität und das düster-klaustrophobe Ambiente früherer Werke wie "Sieben", The Game" oder "Fight Club" vermissen. Selbst die schauspielerischen Leistungen verkörpern nur Durschnitt; allen voran die von Jake Gyllenhaal, der die Aufopferungsbereitschaft eines obsessiv recherchierenden Robert Graysmith nur ansatzweise zu portraitieren weiß.
Fazit: Finchers "Zodiac"-Beitrag stellt nicht den Täter, sondern die Ermittler in den Vordergrund. Nur blöd, dass diese dank zahlreicher Kompetenzrangeleien und Recherchepannen wenig ruhmreich davonkommen. Von den Vorraussetzungen her hätte "Die Spur des Killers" die Tradition eines "Die Unbestechlichen" fortführen können (wenn auch mit einem abgründigeren Sujet), letztendlich bleibt "nur" eine handwerklich gekonnt in Szene gesetzte Kriminalgeschichte hängen. Kein Totalausfall, aber ebenso wenig eine Offenbarung: Weder für Freunde raffinierter Thriller, noch für Anhänger der "historical correctness". Und besonders nicht für eingefleischte Fincher-Fans. (6/10)