Basierend auf den Romanen des Robert Graysmith (Zodiac und Zodiac Unmasked) ist David Finchers Film vor allem als detailüberbordendes Portrait einer Ära ein wahres Meisterstück. Was hier in Sachen Art Direction, Set- und Kostümdesign zu einem peniblen Abbild vergangener Zeiten kombiniert wird ist wahrlich phänomenal. Damit sichert sich der Film über die komplette Laufzeit von über zweieinhalb Stunden einen gewichtigen Faktor, der bereits ohne Einbezug von Charakteren und Handlung zu fesseln weiß. Erfreulich jedoch (von einem Regisseur seiner Klasse aber auch nicht anders erwartet), dass sich Fincher nicht allein auf diese ausstatterische Großkalibrigkeit verlässt.
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Im Nordkalifornien der 1960er und 70er Jahre beght der selbsternannte Zodiac-Killer mehrere Morde und narrt Polizei und Presse mit Briefen und verschlüsselten Nachrichten. Jahre vergehen, während deren Untätigkeit des Killers die Ermittlungen weitestgehend eingestellt werden. Einzig der junge Karikaturist Robert Graysmith setzt weiterhin alles daran, Zodiac zu überführen...
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Die Geschichte des Falles Zodiac ist eine weitestgehend bekannte und Finchers filmische Aufarbeitung nicht die erste. Dennoch gelingt ihm ein Ansatz, der im Genre des Serienkiller-Thrillers einen wahrscheinlich ähnlich tiefen Eindruk hinterlassen wird wie seinerzeit Sieben, wobei Zodiac aber wohl ungleich weniger Nachahmungstäter nach sich ziehen dürfte. Denn im Gegensatz zum Referenzwerk Sieben, der eine Unmenge an neuen Standarts und Blaupausen einführte, liefert Zodiac so gut wie nichts formelhaftes, dass sich mit ähnlicher Leichtigkeit übernehmen ließe. Zum einen, weil sich die Merkmale des Films als so ausgereift und ausgereizt offenbaren, dass eine Steigerung kaum möglich scheint und alles andere bloß pures Plagiat wäre. Zum anderen, weil eine solche Steigerung auch kaum gewollt sein kann, da sie in Proportionalität zum Schwund an Publikumsfreundlichkeit zu sehen wäre. Denn da macht es einem schon Zodiac selbst nicht leicht.
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In der ersten Hälfte wirkt der Film wie ein visualisiertes Protokoll, die Szenenfolge hastet teils völlig entfesselt voran und jede Sequenz, manche nur Sekunden lang, wird mit Datums- und Ortsangabe versehen. Da dies (zumindest in diesem Detailreichtum) nicht unbedingt von Relevanz ist und auch in der Wahrnehmung nicht über Randnotizenstatus hinausgelangt, könnte man Fincher hier Übertreibung unterstellen. Doch gerade durch die spätere Akribie, in der sich die Figur des Robert Graysmith verliert, wirken die fortlaufenden Datierungen absolut konsequent und können bei einem zweiten Ansehen der Nachvollziehbarkeit helfen. Unterbrochen wird das Schema des investigativ-protokollierten Vorgehens der Polizisten und Journalisten durch die Auftritte des Killers. Was Fincher hier aufbietet, widerspricht jeder Routine einer genreinternen Dramaturgie, bei der die Auftritte des Mörders und seine Taten zumeist als selbstgefälliges Spektakel dargestellt werden. Fincher reduziert hier die Szenerie, die Kamera steht still und wechselt zwischen intensiven Nah- und atmosphärischen Weitwinkelaufnahmen und das Geschehen erstarrt fast zu einer Ruhe, durch die eine bedrückende und eingängige Bedrohlichkeit transportiert wird. Das unweigerliche Passieren der Morde, auf die dieser grandiose Aufbau hinausläuft, gewinnt so ungemein an Schrecken und Kaltblütigkeit, ohne dass reißerische Blutbäder und überzogene Gewaltakte nötig wären. Dafür, mit einem solchen Maß vermeintlicher Schlichheit eine solche Intensität zu erzeugen, gebührt David Fincher ein riesiges Lob.
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In der zweiten Filmhälfte verschiebt sich die Dramaturgie. Die Zeitsprünge werden größer und finden weniger häufig statt, die Handlung zentriert sich auf Jake Gyllenhaal als Graysmith. Bis auf einen weiteren Brief tritt der Killer nicht mehr in Erscheinung. Wo vorher die hektische Betriebsamkeit eines aufgescheuchten Ensembles herrschte, wird der Film nun beinahe zum intimen Portrait eines Besessenen. Ab einem gewissen Punkt des Niederkämpfens dieses sich auftürmenden Indiziendschungels droht der Film kurz, ins Ermüdende abzudriften, setzt dann aber beim Aufeinandetreffen von Graysmith und eines vermeintlichen Bekannten des Mörders gerade rechtzeitig einen Spannungshöhepunkt. Neben dem weiterhin exorbitant hohen Niveau der Schauwerte sind es vor allem die Schauspieler, die einen Spannungsabbruch verhindern. Die Obsession, die sich in Gyllenhaals anfänglich zaghaftes, peripheres Spiel schleicht, liefert das im Grunde spannendste Element des Films und wird vom 28jährigen in einer tollen, pointierten Leistung herausgearbeitet. Ebenso gefällt Mark Ruffalo als Polizist Toschi, der in Graysmith eine letzte, verzweifelte Möglichkeit sieht, für sich selbst einen Ausweg aus den Zodiac-Ermittlungen zu finden. Robert Downey jr., Anthony Edwards und John Carroll Lynch als Tatverdächtiger leisten beeindruckende, ausdifferenzierte Arbeit, abgerundet von grandiosen Nebendarstellern, wie Philip Baker Hall oder Brian Cox.
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