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Es muss nicht immer von Nachteil sein, wenn man bei einem Film voreingenommen ist. Von Zodiac hatte ich z.B. eher negative Reaktionen gehört, unter anderem, dass er ortslangweilig sein sollte. Nun, der alte Trick "wenig erwarten und positiv überrascht werden" hat hier vollends funktioniert, denn wir fanden, dass der Film durchaus unterhaltsam, wenn auch eher informativ als spannend war, denn es handelt sich um die filmische Umsetzung einer tatsächlichen Mordserie Ende der 60er, bei der sich der Serienmörder den illustren Namen Zodiac verlieh und mit codierten Hinweisen Polizei und Presse Jahrzehnte lang an der Nase herumführte.

Ok, dachte ich, ein Film über einen realen Serienkiller, der nie gefasst wurde - das gibt bestimmt einen ziemlich unbefriedigenden Schluss. Kein heldenhafter Polizist, der im letzten Moment die Frau rettet und den Bösen stoppt. Kein brillanter Detektiv, der die Beweisschnipsel zusammenträgt, die Verdächtigen zusammenruft und verkündet: Du da, Du warst es! Nein, lediglich ein besessener Reporter (Jake Gyllenhaal), den der Fall auch nach Jahren nicht loslässt, der Karriere und Familie aufs Spiel setzt und am Ende...neenee, wird nicht verraten.Was den Film spannend macht, sind die gut fotografierten Morde, so makaber es klingt. Es gelingt perfekt, die Brutalität und Verschlagenheit des Mörders darzustellen, ohne ihn richtig zu zeigen, man nimmt ihn als Silhouette wahr, oder maskiert oder von hinten - er ist ständig present, dennoch gelingt es auch später im Film nicht, einen der Verdächtigen zuzuordnen, der Zuschauer tappt genauso im Dunkeln wie die Protagonisten. Neben Jake Gyllenhall schaut man noch Mark Ruffalo als knautschigem Polizist und Robert Downey Jr. (gewohnt overacting) als trinkendem Sensationsreporter über die Ermittlerschulter - mit mehr oder weniger Erfolg. Wird Zodiac je gefunden, wird er irgendwann wieder morden - oder gab es ihn überhaupt?Dass der Mörder sich ausgerechnet über die Medien in Szene setzt (Rätsel, die die Zeitungen abdrucken sollen / Telefoninterviews in einer Talkshow), öffnet schließlich Tür und Tor für Nachahmer und Trittbrettfahrer. Bringt einer seine Schwiegermutter um, legt einen Zettel mit einem großen Z hin - Zack, der Zodiac-Killer hat wieder zugeschlagen...

Zodiac ist kein Actionfilm, nicht mal ein Thriller, aber ein ordentlicher Krimi über einen echten Serienmörder, der allein dadurch schon spannung erzeugt. Sich vorzustellen, dass dieser Typ evtl. heute noch irgendwo lebt und sich ins Fäustchen lacht, ist schon irgendwie gruselig. Die Umsetzung ist solide und unterhaltsam genug, um über die Überlänge hinwegzuwirken, und der innere Zerfall Gyllenhalls kommt überzeugend rüber. Beklemmend die Mordszenen selbst, Downey etwas zu present für meinen Geschmack, aber er soll wohl für den comic relief sorgen. Da musste ich schon eher bei der Szene im Kino schmunzeln, als die Protagonisten Dirty Harry schauen - eine der ersten Verfilmungen der Story - und der Bulle grummelt Wenn ich mich nicht an die Vorschriften halte, löse ich meine Fälle auch schneller!

Make my Day!

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