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David Fincher geniesst als Regisseur einen ziemlich guten Ruf und er gehört zweifelsfrei zu den Regisseuren bei denen man aufhorcht, wenn mal wieder ein neues Werk ansteht. Er schuf mit "Sieben", "The game" und nicht zuletzt natürlich "Fight Club" großartige teils geniale Filme. Bei "Alien 3" verzettelte er sich leider und "Panic Room" war irgendwie flach. Trotzdem war die Erwartungshaltung bei "Zodiac" natürlich immens hoch, fast schon zu hoch.

Die Story ist altbekannt und wie gern als Werbeslogan benutzt: "Nach einer wahren Geschichte". Es handelt sich um die Geschichte eines Serienkillers, der sich "Zodiac" nennt, keinem klaren Schema folgt und nie dingfest gemacht werden konnte. Der Killer geht recht rabiat und gefühlskalt vor und wirft den Zeitungen bzw. der Polizei immer wieder ein paar Codes vor, die diese zu entschlüsseln versuchen. Diese Story verfolgt Fincher beginnend mit den ersten Morden 1969 bis ca. 1993 konsequent und gekonnt. Er bedient sich hierbei einiger prägnanter Hauptpersonen, die er über den gesamten Zeitraum begleitet. Dabei handelt es sich um den Inspektoren Toschi (hervorragend gespielt von Mark Ruffalo), den Journalisten Avery (routiniert gespielt von Robert Downey jr.) und dem bei der gleichen Zeitung angestellten Karikaturisten Graysmith (weniger gut gespielt von Jake Gyllenhaal), die sich aus den verschiedensten Gründen an dem Fall festbeissen.

Der Film ist lang und mancher – der vielleicht eher einen "Dirty Harry" erwartet - könnte Fincher auch gepflegte Langeweile vorwerfen. Muss man aber nicht, da der Film trotz seiner enormen Länge (ca. 150 Min.) und des Kammerspielcharakters durchaus zu überzeugen weiss.

Sehr schön sind die Schauplätze in und um San Francisco ausgefallen, sowie eigentlich die ganze Ausstattung, sei es Autos, Kleidung, Frisuren oder Mobiliar. Hier wurde viel 70er Flair eingefangen. Inklusive zeitgenössischer Musikuntermalung. Lediglich Jake Gyllenhaal verändert sich über die Jahre kaum und passt irgendwie nicht ganz in den Film. Leider ein klarer Minuspunkt, da er schauspielerisch einfach nicht überzeugen kann und den ganzen Film über den gleichen Gesichtsausdruck hat. Sehr schade. Ganz im Gegensatz dazu die Leistung von Mark Ruffalo als Inspektor. Bei ihm meint man wirklich einen Film von 69 zu sehen.

Die Aufklärungsarbeit der Journalisten und der Polizei ist recht interessant gehalten, ohne allerdings zu tief einzudringen. Gerade die Briefe von Zodiac mit den Codes stehen im Mittelpunkt, erschliessen sich dem Zuschauer jedoch nur oberflächlich. Ähnlich ist es bei den sehr häufig herangezogenen Vergleichen der Handschriften. Natürlich darf man nicht vergessen, dass sämtliche Ermittlungen ohne irgendwelchen technischen Schnickschnack durchgeführt werden. Das heisst hier rattert noch die gute alte Schreibmaschine und es gibt eine Lupe, um die Handschriften zu vergleichen. Das ist leidlich spannend und ruft nicht gerade einen besonderen Nervenkitzel hervor. Hier gibt es keine Verfolgungsjagden, keine gescheiterte Geldübergabe, keine spannende Suche nach einem Motiv. Gar nichts.

Es werden auch keine Charaktere gezeichnet. Speziell der Karikaturist Graysmith ist zwar extrem hartnäckig, seine Motivation hierzu wird aber nicht herausgearbeitet. Ähnlich bei seinem Kollegen, der an der Recherche zerbricht und zum Säufer wird.

Trotz all dieser Kritikpunkte ist der Film sehr interessant und aufgrund der Kulisse und Ausstattung auch eine Art Zeitreise geworden in die Polizeiarbeit vergangener Tage.

8/10

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