Review

Der Zodiac-Killer, sicherlich immer noch eines der großen Mysterien der Kriminalgeschichte; ein Mörder scheinbar ohne Motiv; eine Rampensau, die immer und immer wieder Briefe an die Medien schreiben musste, dabei zwar nicht richtig buchstabieren konnte, aber psychotische Nachrichten in Codes versteckte, die zumindest ein gewisses Maß an Intellekt voraussetzen. Dass die Identität  immer noch ungeklärt ist, dürfte landläufig bekannt sein und so hatte ich bei David Finchers ZODIAC auch mehr oder minder erwartet, was ich dann zu sehen kriegte, nämlich ein Dokumentar-Epos.

Viel ist hier bereits die Sperrigkeit dieses 160-Minuten Monstrums kritisiert worden und vom cineastischen Standpunkt gesehen ist sie durchaus valide, denn wirklich abheben kann ZODIAC nicht. Unterhaltungstechnisch hält die Materie bei so detailgetreuer Darstellung historischer Ereignisse einem Vergleich mit SE7EN, FIGHT CLUB oder sogar PANIC ROOM naturgemäß nicht stand. Andersherum betrachtet, grenzt es aber auch fast an ein Wunder, dass ein "Krimi" voller anonymer Opfer, eine Jagd ohne Erfolg, dafür aber Protagonisten, die praktisch nie in echter Gefahr schweben, noch so unterhaltsam sein können. Und das hat man zweifelsohne den Schauspielern und - in erster Linie - dem Regisseur zu verdanken.

Eindrucksvoll erweckt Fincher das Amerika jener Zeit wieder zum Leben. Die Freude, mit der er den Zuschauer in - mittlerweile zum Steckenpferd avancierten - ruhigen und ausgedehnten Kamerafahrten in die Epoche zurückversetzen will, ist ansteckend. Autos, Kleidung, Musik, Drive-Ins; man atmet Nostalgie bis plötzlich die Anomalie des Zodiacs einsetzt und Polizisten wie Reporter über Jahre nicht wieder loslässt. Fincher dekonstruiert hier nicht den Thriller, sondern nimmt sich mit archäologischer Präzision eines amerikanischen Mythos' an und das braucht halt seine Zeit. Das Ergebnis mag dem Einen oder Anderen (diesmal) zu langatmig sein, bleibt aber trotzdem uneingeschränkt sehenswert. Fincher eben.

Details
Ähnliche Filme