Entgegen dem Trend, Gewalt als Spannungsbarometer zu nutzen und die
Glorifizierung der Taten zu zelebrieren, bemüht sich Fincher in
"Zodiac" um eine faktenreiche, nüchterne Charakterstudie der Ermittler
und zieht dabei den Umkehrschluss zu seinem Psychothriller "Sieben",
mit der dieser am Grad wandernde Trend einen neuen Aufschwung erfuhr.
Dabei nutzt der Regisseur das Medium Kino für eine chronologische
Geschichtstunde, in der Anfangs die Taten des Zodiac, die
Nachforschungen der Polizei und die Arbeit in der Redaktion des San
Francisco Chronicles aufbereitet wird. Die Flut an trockenen
Informationen ist, gemessen an moderne Sehgewohnheiten, erschreckend
hoch. Dabei werden dem Zuschauer die Fakten in episodenartigen
Bruchstücken serviert und verlangt dabei Konzentration und Sitzfleisch.
Der mythische Sog aus Puzzleteilen und kryptischen Rätseln, die der
Täter hinterlässt zieht Reporter Avery, Karikaturist Graysmith und
Ermittler Toschi mit Tunnelblicken in eine obsessive Sucht, die später
weitaus persönlichere Folgen hat als der Kriminalfall Zodiac vorgibt.
Die Verlagerung zeigt David Fincher, indem er von der Bandbreite an
weit gestreuten Informationen fliessend den Fokus auf die
schicksalhaften Ermittlungen der drei Protagonisten schwenkt. Dieser
Zoom von Panorama zu sozialem Mikrokosmos verdeutlicht dabei nicht nur
die Bessenheit sondern auch die Konsequenzen wie Alkoholsucht,
Vereinsamung und Karriereenden und, wie Graysmith in Interviews
bemerkte, wie die Ermittelnden auf ihre Art fast Opfer des Zodiac
geworden wären. Durch die perspektivische Verschiebung bekommt "Zodiac"
auch wieder die Aufmerksamkeit, die ihm im strapaziösen Mittelteil zu
entgleiten droht. Unbestreitbar ist auch, dass Fincher auf übliche
Spielereien verzichtet und in seiner klaren einfachen Inszenierung den
Schauspielern Jake Gyllenhaal, Mark Ruffalo und vor allem Robert Downey
jr. den nötigen Raum gibt, den sie genial auszufüllen wissen und so
ergeben die grossartigen Darsteller und die Kleinstteilung der
Informationsberge einen anspruchsvoll-intelligenten hervorragenden
Film, der abseits des Getöses der Blockbuster seine leisen Kreise zieht.