Zodiac ist ein wirklich guter Film, aber ein Kinofilm ist es nicht.
Dafür ist das neue Werk von David Fincher (Sieben, Fight Club) viel zu ruhig und auch zu lang geraten. Zodiac ist kein in jeder Hinsicht überzeugendes Meisterwerk wie "Fight Club", sondern ein Kammerspiel, das man wahrscheinlich am besten zuhause von DVD genießen sollte.
Das Stück handelt von vier Personen, die einen Serienkiller (Zodiac) jagen. Das klingt wie Schnee von gestern und tatsächlich spielt der Film auch in den Siebzigern – aber Fincher gewinnt der Materie neue Einblicke ab.
In erster Linie gelingt ihm dies, weil er sich auf eine wahre Geschichte bezieht und dabei das Hauptaugenmerk nicht auf den Täter, sondern auf die ermittelnden Personen legt.
In diesem Fall sind das der Polizist David Toschi, sein Kompagnon William Armstrong, der Reporter Paul Avery, der Karikaturist Robert Graysmith (dessen Rolle zunächst nicht ganz eindeutig erscheint), sowie die jeweiligen Zodiac-Verdächtigen.
Entgegen üblicher Hollywoodkonventionen kann man bereits hier aufmerken, denn das sind die echten Namen der Personen, die damals an dem Fall arbeiteten.
Zodiac ist ohnehin keine übliche „Wir jagen den unheimlichen Killer“ Inszenierungen, wie beispielsweise „Sieben“. Fincher zeichnet hier ein äußerst komplexes, aber stimmiges Beziehungsgeflecht, bei dem die Beamten unter Kompetenzschwierigkeiten leiden, der Reporter dem Suff verfällt und schließlich jemand vollständig Unerwartetes den Fall … aber es soll auch nicht zu viel verraten werden.
In der Wirklichkeit wurde der Zodiac-Killer weder gefasst noch verurteilt, allerdings – soviel darf man verraten - ist das Ende von Zodiac keinesfalls offen oder unbefriedigend.
Natürlich sind dafür auch die hervorragenden Schauspieler verantwortlich, von denen Jake Gyllenhaal am herausragendsten spielt. Übrigens ganz anders überzeugend, als in seiner letzten großen Rolle als schwuler Cowboy (Brokeback Mountain).
In optischer Hinsicht lässt Fincher die siebziger Jahre aufleben mit allen modischen Geschmacksverirrungen: kleinkarierte Hemden, Kotletten und toupierte Frisuren (bzw. Toupets). Cord, Cadillac und flapsigen Bemerkungen. Allerdings wird das Ambiente nie Selbstzweck, wie beispielweise in Starsky und Hutch.
Stets geht es darum, dass Männer (Frauen spielen hier nur untergeordnete Rollen) einen Fall lösen wollen und dabei eine ganze Reihe von Hindernissen in den Weg bekommen.
Ausgehend von den Siebzigern und der damaligen Ermittlungsarbeit zeigt sich dieses vor allem in der übergroßen Kompetenzgewalt von Sachverständigen, die Gutachten zur Handschriftenähnlichkeit verfassen.
Im Prinzip kann man da heutzutage nur froh sein, dass die aktuellen Verfahren zur Identifikation von Verdächtigen, wie beispielsweise der genetische Fingerabdruck, nicht mehr so stark von der Entscheidung einer bestimmten Person abhängig sind.
Dennoch gibt es auch heute noch das Dilemma der Freilassung oder Haftunfähigkeit von Verdächtigen im Falle von psychiatrischen Gutachten – die häufig genug daneben liegen.
Zodiac ist jedenfalls kein hochspannender, actiongeladener „Wer ist der Mörder“-Film, sondern eine Geschichte, die nur langsam ihre Sogwirkung entfaltet.
Der Film ist deshalb nur bedingt für das Kino geeignet, da situationsbedingt hier nicht alle Zuschauer entspannt und konzentriert genug sind, um sich auf eine komplizierte Geschichte einzulassen.
Sofern dies jedoch gelingt, erlebt man eine hochkomplexe und sehr stimmige Geschichte, die vor allem in der zweiten Hälfte eine packende Atmosphäre entwickelt. Finchers Figuren versuchen dann mit aller Kraft in einem eigentlich ausweglosen Fall voranzukommen und glücklicherweise bleibt das Ende nicht – wie zuletzt häufig in moderneren amerikanischen Filmen - offen.