David Fincher, jener Mann, welcher mit Filmen wie „Sieben“ oder „Fight Club“ wahre Klassiker schuf, meldet sich mit „Zodiac“ wieder mit einem neuen (Serienkiller-) Thriller zurück. Doch um es gleich vorweg zu nehmen: „Zodiac“ ist beileibe kein neuer „Sieben“. Nein – er will es auch gar nicht sein. Fincher reißt vielmehr jenes Gerüst, welches er mit seinem auf den sieben Todsünden beruhenden Thrillers schuf, komplett ab und fertigt ein neues Fundament für den wirklich „letzten Serienkiller-Film“ (D. Fincher). „Zodiac“ entmythisiert, vertilgt und reformiert das ausgelutschte Genre von seinen Grundfesten.
Der Film beruht auf den tatsächlichen Ereignissen der Jahre 1968 und 1969 im Raum San Francisco, in denen der Zodiac-Killer fünf Menschen auf bestialische Art und Weise umbrachte. Zwei seiner Opfer überlebten. Das Besondere an diesen Morden waren jedoch die codierten Hinweise des Killers, welche die Morde über das Fernsehen zu etwas noch unbegreifbarerem hochstilisierten. Der Zodiac-Mythos war geboren und sollte noch einige Nachahmungstäter nach sich ziehen.
Der Film spielt zu jener Zeit, in der sich die Medienwelt einem gewaltigen Wandel entgegensieht. Die neuen Medien wie Telefax eröffnen einen beschleunigten Kommunikationsweg und Nachrichten werden immer schneller verbreitet. Der Verbindungsweg zwischen Mord und der dazugehörigen Nachricht im Fernsehen wird immer kürzer.
Dies ist die Zeit des „Zodiac“, Nutznießer dieser neuen Medien, um ein öffentliches Feindbild von sich zu schaffen. Er mythisiert sich soweit, dass die Ermittler geradezu obsessiv ihr halbes Leben nach der Suche nach ihm verbringen. Vor allem an der Rolle des Robert Downey Jr. lässt sich dieser Wandel gut festmachen: Jene Wandlung vom Optimismus bis hin zur puren Verzweiflung, die ihm in die Drogen und Alkoholsucht entgleiten ließ.
Aber es ist auch die Zeit der sexuellen Revolution und der Emanzipation. Die Jugendlichen laufen freizügiger und ungehaltener durch die Gegend. Die Partys werden ausschweifender und der Alkohol- und Drogenkonsum nimmt zu. Auch dies war die Zeit des „Zodiac“-Killers, welcher versuchte, durch die Morde an den Teens wieder „Ordnung“ in diese Welt zu bringen.
David Finchers Film spiegelt in seinem Thriller eine ganze Epoche wider. Er zeigt den Wandel der amerikanischen Kultur, der Polizei und der Medien auf, und was er bewirkte. Er schuf einen Thriller, der sein Genre so befestigt und feiend aufstellte, dass in naher Zukunft kein ähnlich gearteter Film an den Bausteinen von Finchers Werk rütteln dürfte. Zwar möchte ich hier noch nicht von einem Meisterwerk sprechen, da der Film im Gegensatz zu einem fiktiven „Sieben“ in Sachen Spannung, Intensität und dramaturgischer Finesse etwas zurück stecken muss. Aber die Abartigkeit und jenes obsessive Verlangen nach der Identität des Mörders; das bewerkstelligte bisher kein anderer Thriller in dieser Perfektion wie Finchers „Zodiac“.
8,5/10