Wenn unbekannte Regisseure langweilen, ist es ein Ärgernis, wenn etablierte Regisseure langweilen, dann ist es gewollte Langeweile und damit Kunst. Wenn jemand wie David Fincher einen "Thriller" dreht, der nicht "thrillt", dann ist das die geniale Dekonstruktion eines Genres. Ich habe hier des Kaisers neue Kleider bzw. die propagierte Genialität dieses kaugummiartig in die Länge gezogenen Quasi-Fernsehkrimis, der sich ins Kino verirrt hat, nicht sichten können und vermag daher nicht in den Begeisterungstaumel einzustimmen. Dieser Film bietet kaum Sehenswertes. Jake Gyllenhaal in der Hauptrolle läuft mit einer Nullmimik auf, die seine zweifelhafte Leistung in "Donnie Darko" eindeutig unterbietet. Absolut dröge schaut er aus der Wäsche und die penetrante Begeisterung, mit der er ohne nachvollziehbare Motivation den Fall des Zodiac-Mörders über eine pervers lange Spielfilmdauer verfolgt, zeichnet sich nicht im geringsten in seinem Ich-brauch-dringend-einen-Kaffee-Gesicht ab. Die eigentlich gute Chloe Sevigny, die irgendwann im Film ohne überzeugende Erklärung seine Frau wird, macht kräftig mit beim "Wer-guckt-am-gelangweiltesten"-Wettbewerb. Die anderen Schauspieler gehen in Ordnung, hinterlassen aber keine wesentlichen Erinnerungen. Der Zodiac-Mörder handelt ebenso ohne Motivation wie sein eifrigster Verfolger, ballert wie wild auf irgendwelche Leute und schafft es häufig nicht mal, sie zu erledigen. Zudem darf ich verraten, dass er in seinem schwarzen Kostüm mit applizierter Zielvorrichtungs-Ikonographie absolut lächerlich aussieht. Das ganze spielt sich durchgängig auf dem Spannungs-Niveau etwa eines Der-Alte-Krimis mit Rolf Schimpf ab. Stundenlang wird betulich vor sich hin ermittelt, manchmal werden bemüht irgendwelche Indizien präsentiert - dann muss es immer ganz schnell gehen, und mirnichts, dirnichts werden komplizierte Geheimschriften spontan übersetzt, weil Herr Gyllenhaal ja so ein Genie ist. Nach einiger Zeit gibt es dann einen Vorzeige-Verdächtigen, der auch schon mal Kinder angefasst haben soll, aber irgendwie kann ihm nichts nachgewiesen werden, und so schleppt sich das ganze dahin und zeigt, wie die Handelnden über die Jahre immer älter und desillusionierter werden. Auch ich wurde im Verlauf des Films immer desillusionierter, und da ich von der Überlänge nichts wusste, hoffte ich nach Ablauf normaler Spielfilmdauer auf ein baldiges erlösendes Ende - leider standen mir da noch fast 70 Minuten bräsiger Baselei bevor. Ob das Zeitkolorit der jeweiligen Äras gut getroffen ist - was ja einige so begeistert, ist mir eigentlich relativ egal, wenn die Handlung spannungsfrei am Boden dahinkrebst und manchmal durch lächerlich-alberne Musik jede Atmosphäre (Ansätze dazu sind durchaus vorhanden) zunichte gemacht wird.
Wegen des akzeptablen Anfangs, wo auch mal so etwas wie Spannung aufkommt, noch sehr gutwillig 3 Punkte... alles andere sind m. E. des Kaisers neue Kleider (wenn jemand nicht weiß, was damit gemeint ist, bitte ich das nachzuholen - das ist ein kunsttheoretisches Prinzip, durch das sich mindestens 90% der Gegenwartskultur erklären lassen).