Review

Kalifornien in den späten 60er Jahren:  Die Suche nach dem Serienmörder Zodiac hält die Polizei und die Mitarbeiter des San Francisco Chronicle in Atem. Er produziert sich in Briefen, Telefonaten und sogar TV-Shows und genießt die Aufmerksamkeit, die ihm dadurch zuteil wird. Seine Identität kann letztlich nie geklärt werden. Das macht ihn zu einer ebenso mystisch verklärten Legende wie z.B. Jack the Ripper. Eine filmische Auseinandersetzung mit dem Thema rechtfertigt das allemal.

David Finchers Film macht es seinem Publikum allerdings nicht leicht. Wer vom Regisseur von "Sieben" einen ähnlich stylischen Thriller erwartet, wird bitter enttäuscht. Technische Kamera-Spielchen oder elegant gefilmte Schockszenen bleiben eher die Ausnahme.

Im Interesse einer authentischen Aufbereitung des True-Crime-Stoffes legt Fincher das Hauptaugenmerk eher auf die vermeintlich "dröge" Polizeiarbeit: Die Auswertung zahlreicher Spuren und Indizien, insbesondere die teilweise verschlüsselten Briefe des Killers. Hier reiht sich 2,5 Stunden lang gnadenlos ein Dialog an den anderen. Zodiac - die Spur des Killers ist nur für diejenigen richtig spannend, die dem Indizienpuzzle aus mindestens 1000 Teilen etwas abgewinnen können. 

Warum soll man sich das antun, wenn es letzlich keine klassische Krimi-Auflösung gibt ?

Nun, die Suche nach dem Killer kreist im wesentlichen um einen bestimmten Hauptverdächtigen: Arthur Lee Allen. Dies ergibt einen etwas eingegrenzte Whodunit-Spannung, die aber nicht minder intensiv sein muss.

Wie die Figuren im Film kommt man auch als Zuschauer letzlich nicht umhin, sich zu entscheiden: Ist er der Täter, oder nicht ? 
Nach und nach werden immer mehr Indizien aufgedeckt, die im Kopf des Zuschauers schließlich zu einer individuellen Überzeugung heranwachsen. Das ist zwar nicht gleichbedeutend mit dem Wissen um die tatsächliche Identität, aber man verlässt das Kino mit nahezu derselben Befriedigung: der Überzeugung, ob es Arthur Lee Allen ist !

Getragen wird der insgesamt etwas sperrige Film von einem großartigen Ensemble. Was die nervenaufreibende Suche nach dem Killer mit der Psyche der beteiligten Menschen anstellt (der eine ist ausgebrannt, der andere ist wie besessen), wird glaubwürdig herausgearbeitet. Fincher gelingt es insgesamt ein realistisches Bild einer "Stadt in Angst" zu entwerfen. Der True-Crime Aspekt sorgt dabei für eine wohlige Gänsehaut und für amüsante Selbst-Reflexionen (z.B. die Szene im Kino).

Fazit :
"Aktenzeichen X/Y" im Großformat :  Nur besser , bedeutender und spannender. Leider nicht jedermanns Sache.
08/10 Punkte

Details
Ähnliche Filme