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Die wahre Geschichte des Jagdfliegers Franz von Werra, der 1941 in britische Kriegsgefangenschaft kam, und mit seinem Vernehmungsoffizier um eine Packung Zigaretten wettete, dass er innerhalb von 6 Monaten wieder zuhause sei. Und tatsächlich war von Werra der einzige Deutsche in britischer Kriegsgefangenschaft, dem jemals erfolgreich die Flucht gelang.

Wenn dies ein deutscher Nachkriegsfilm wäre, dann könnte man sich ziemlich das Maul zerreißen mit Aussagen wie „Unsere Jungs waren im Krieg doch die Besten, die Schönsten, die Coolsten“ oder „War doch alles gar nicht so schlimm“, oder auch „Unsere Soldaten sind eben immer ritterlich aufgetreten“. Was man halt so liest zu Filmen im Stil von DER STERN VON AFRIKA. Aber zum einen ist EINER KAM DURCH ein britischer Film, weswegen er per se unverdächtig ist in Bezug auf revisionistische Gedanken oder auf Schönfärberei. Und zum anderen scheint er, nach meiner Recherche, ziemlich nah an der Wahrheit zu sein. Prinzipiell gilt: Ein britischer Regisseur hat per Definition keinen Grund, deutschen Soldaten posthum ein Denkmal zu setzen.

Was ist nun EINER KAM DURCH? In erster Linie ein Denkmal eines britischen Regisseurs an einen deutschen Soldaten. Wer sich mit der britischen Psyche ein wenig auskennt weiß, dass Briten besonders waghalsige oder verrückte Ideen immer anerkennen, auch wenn sie von einem vermeintlichen “Feind“ kommen. Und so ist es auch hier: Dass von Werra sich bei seinem ersten Fluchtversuch ganz alleine 7 Tage durch den Lake District geschlagen hat, dass er es bei seinem zweiten Fluchtversuch bis in die Kanzel eines startbereiten Flugzeugs geschafft hat, und dass er beim dritten Mal aus einem fahrenden Zug heraus im Winter über den zugefrorenen St.-Lorenz-Strom in die USA kam, so etwas nötigt nicht nur einem Engländer Respekt ab. Diese Sachen wären, wenn man sie für einen Film erfinden würde, einfach viel zu phantastisch um beim Publikum Erfolg zu haben. So aber, mit dem Duktus des Wahren, sitzt man vor den ablaufenden Ereignissen und staunt einfach nur. Über die Chuzpe des (echten) von Werra, und über Hardy Krüger, der mit fast kindlichem Übermut der Figur des von Werra so unglaublich viel Leben einhaucht, dass die verrückten Aktionen einfach als wahr hergenommen werden müssen.

Die Nebenfiguren sind mit viel Liebe ausstaffiert, die weitgehend fehlende Musikuntermalung suggeriert zusätzlichen Realismus (erst beim Showdown am Fluss wird die Musik hochdramatisch, und die Handlung wird entsprechend überdramatisiert), und auf eine aufgesetzte Liebesgeschichte wird angenehmerweise verzichtet. Der Film konzentriert sich ausschließlich auf von Werra und seine Fluchtversuche, Nebendinge wie Lagerleben oder soziale Kontakte bleiben komplett außen vor, was dem Film ein sehr hohes Tempo gibt. Es kommt keinerlei Langeweile auf, was eben auch an Hardy Krügers überbordender Darstellung liegt. Overacting? Höchstens ein wenig zum Schluss, der wie schon erwähnt sowieso nicht so recht passen mag in seiner aufgesetzten Hollywood-Dramatik. Bleibt also als Resümee ein Kriegsfilm ohne Krieg, ohne schönfärberische Gedanken, und mit hohem Unterhaltungswert. Was insgesamt keine schlechte Mischung ergibt …

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