kurz angerissen
Kaum zu glauben im Grunde, dass Clint Eastwood auch heute noch vor und hinter der Kamera aktiv ist, wenn man sich mal vor Augen führt, dass er schon 1990 der alte Knochen am Ende der Nahrungskette war, der alles Grüne mit Argwohn bemusterte. Und viel grüner als mit Charlie Sheen, der sich auf dem Schlachtfeld von „Platoon“ oder an der Seite von Michael Douglas in „Wall Street“ wie ein kleiner Junge vorgekommen sein muss, konnte es gar nicht mehr werden.
Eastwood und Sheen müssen damals jedenfalls auf dem Papier der Studiobosse das „Perfect Match“ für die florierende Buddy-Formel gewesen sein. Dabei war die zu jenem Zeitpunkt in Wirklichkeit schon wieder am Ende ihrer kurzen Blüte angekommen. „Rookie – Der Anfänger“ verhält sich zu den wilden Paarungen der Marke Murphy/Nolte oder Gibson/Glover fast schon wie eine biedere Karikatur aus der Feder eines konservativen Comiczeichners. Man hebt jedenfalls einige Male verwundert die Augenbraue, wenn Eastwood zum Beispiel nach einer Kollision mit rauchendem Haar aus seinem demolierten Auto steigt und nach Feuer für seine Zigarette fragt, bevor er umkippt wie ein Besenstiel, oder wenn er mit Sheen auf dem Beifahrersitz lockere Bonmots austauscht, während er mit dem Auto aus einer höheren Etage eines mehrstöckigen Hauses durch eine Glasscheibe bricht und so dem Feuerball einer sich ausbreitenden Explosion entkommt. Man vergisst zwar oft, dass Eastwoood selbst bis zum heutigen Tage immer mal wieder Entgleisungen von den eher grimmigen Grundtönen seiner Filme zulässt, aber das hat mitunter schon etwas von einem Bugs-Bunny-Cartoon.
Ansonsten geht „Rookie – Der Anfänger“ beim Abhaken der Standards jedoch so vorschriftsmäßig mit Scheuklappen vor, dass man nicht nur jeden Schritt des Drehbuchs vorhersieht, sondern am Ende tatsächlich wieder der Kreis zum Anfang geschlossen wird, indem die Bürosequenz als Pointe einfach noch einmal variiert wird. Würde jemand auf die Idee kommen, heute, 34 Jahre später, eine Fortsetzung zu drehen, wären die Machtverhältnisse vermutlich immer noch dieselben: Eastwood die knorrige Eiche, inzwischen festgewachsen am Schreibtisch, Sheen die wilde Sau, die sich an ihr reibt.