Unbeherrscht, unkontrollierbar, dickköpfig und nie um den richtigen Spruch verlegen, so lernte man Clint Eastwood kennen, so lernte man ihn lieben und so feierte er seine größten Erfolge. In „The Rookie“ schloss der langsam in die Jahre gekommene „Dirty Harry“ mit dieser Figur ab und schlüpfte ein letztes Mal in jene Rolle, um sich darauf bald auf imposante Regieleistungen (u. a. „Unforgiven“) zu konzentrieren.
Der Film duftet noch ganz schwer nach den Zutaten der Achtziger-Jahre-Buddyactioner. Nick Pulovski (Clint Eastwood) ist seinem Pendant Dirty Harry in den unorthodoxen Ermittlungsmethoden sehr ähnlich, sie unterscheiden sich fast nur in ihrer Waffenwahl und dem Partner. Pulovski braucht nämlich einen neuen, da sein alter, beim Versuch eine Autoschieberbande hoch zunehmen, erschossen wurde. Ausgerechnet der gelackte Jungspund David Ackermann (Charlie Sheen) wird ihm zugeteilt.
Es kommt wie es kommen muss, man heftet sich an die Fersen der bösen Jungs, wobei David dem alten Haudegen zunächst ganz schön auf die Nerven fällt. Später findet man zusammen, das Rezept ist bekannt. Hier kommt es auf das Wie an, denn Clint Eastwood ist immer noch so störrisch und unbequem wie eh und je und versteht sich mit Charlie Sheen. So teilt er als Lehrmeister die Lektionen aus, garniert den nächstbesten Fehltritt Davis mit einem trockenen Kommentar und versucht nebenher noch Bösewicht Raul Julia auf die Schliche zu kommen. Nur die Beweise fehlen eben noch.
Die Action stellt derweil zufrieden. Besonders der Blechschaden zu Beginn und die Explosion zum Schluss können sich sehen lassen. Das Interessante hierbei ist, dass Eastwood sich hier selbst nicht immer ganz ernst nimmt und in der einen oder anderen Lage auch mal hilfloser als ein „Dirty Harry“ ist. Richtig Spaß machen Sheens Aktionen, so darf er auch mal mit seiner Maschine direkt durch die Tür ins Haus brettern, da im trauten Heim der Bösewicht aktiv ist. Herrlich, wie naiv und linear die Problemlösung damals doch noch war.
Während Ackermann sich vom geschniegelten Greenhorn zum abgebrühten Cop, der Nick Paroli bieten kann, wandelt, wirkt die Beziehung zu seinem Vater etwas deplaziert und unausgegoren. So richtig in den Film passen will diese Komponente nicht. Umso witziger ist dafür die Idee identische Situationen später anders ablaufen zu lassen. Wird David beim ersten Besuch in der Bikerbar noch vermöbelt, so zerlegt er beim zweiten Mal gleich den ganzen Laden. Die Schlussszene ist sogar identisch mit dem Anfang, nur werden die Rollen ein wenig umbesetzt.
Lässt man sich auf das Duo ein, hat man als Genrefan hier ungemein viel Spaß. Die Harmonie zwischen den beiden ist erstklassig, die Dialoge zum Brüllen und ein paar Oneliner absolut etwas für die Zitatkiste. Die Story bleibt dabei auf der Strecke, da Wendungen, Überraschungen und Spannung hier eigentlich nicht vorzufinden sind. Die Action wird dabei nicht überbewertet, ist auch nur zu Beginn wirklich spektakulär und beschränkt sich danach auf ein paar Schießereien. Der Sprung mit dem Auto aus dem Lagerhaus setzt dem selbstironischen Unterton des Films die Krone auf.
Fazit:
Erwartet man hier einen typischen Eastwood im Stil von „Dirty Harry“ und Co, bietet „The Rookie“ dank spaßiger Dialoge, einem spielfreudig aufgelegten Duo und viel Humor und dosierter Action prima Unterhaltung. Der einfallslose Plot ist dabei eine sichtbare Schwäche, doch dafür stimmt das Tempo. Keineswegs genial, aber allemal sehr nette Unterhaltung, da man sich hier nicht immer ernst nimmt.