Würde ich in Amerika leben - als Freund von Horrorproduktionen jeglicher Kajüte wäre ich sicher nicht um Snakes on a Plane herumgekommen, der zweifelsfrei Namenspate für diese C-Produktion war, welche sich im Zuge dessen unglaublichen Hypes ein gutes Stück vom marktwirtschaftlichen Kuchen abschneiden will. Die Chancen stehen dabei gar nicht mal so schlecht: Der Name ist (haha) zugkräftig und das Budget wie bei all den anderen Produktionen der Schmiede “The Asylum” soweit passabel, dass meist adäquate Effekte heraus kommen - Herz und Seele der gesamten Werke. Denn viel mehr außer Gore, Blut und Ekeleffekte können die Ausstöße der Independentfirma selten vorweisen. Darsteller, Story oder gar Dramaturgie bewegen sich meist nur im mäßigen Mittelfeld - wenn überhaupt. Snakes on a Train macht da keine Ausnahme, jedenfalls bekommt man die volle Breitseite Schlangenterror um die Ohren geballert.
Vergleiche zum “Original” kann ich leider nicht ziehen - aber ich weiß auch ohne ihn gesehen zu haben das er wesentlich charmanter sein wird als sein Plagiat. Denn: Im Gegensatz zu diesem hier wurde er von Anfang an auf augenzwinkernden Schund getrimmt, Fanblut floss ein und gelangte als kein reinrassig auf Kommerz getrimmtes Endprodukt doch ins Kino. Snakes on a Train geht da eben anders ran, soll Geld machen. Wie dem auch sei; ob es gelingt sei mal in Frage gestellt. Denn wie gesagt - außer Gore bietet der Film wenig. Die Handlung ist aber beinahe dem Original in seiner Infantilität ebenbürtig: Ein junges Paar macht sich im Vorspann durch die gleißende Hitze der mexikanischen Wüste bis hin zur amerikanischen Grenze, wo es erschöpft Halt machend von einem Grenzkontrolleur aufgehalten wird. Nach LA soll es gehen, da die Frau hat eine mysteriöse Infektion hat, welche wohl nur von Spezialisten in Amerika behandelt werden kann. Soso.
Wie es kommen muss - anders agierende Charaktere wären auch kaum vorstellbar - der Bulle will sie nur gegen Geld passieren lassen, stirbt an einem Schlangenbiss und das Pärchen kann ungehindert mitten in der Wüste (jedenfalls ist kein Bahnhof zu sehen) in den Zug nach LA einsteigen. In ihm solche illustren Personen wie Gauner, Geschäftsleute, debile Klugscheißer oder Familien. Und - hui - der Macker der Infizierten scheint selber so ein "Schamane" zu sein, der z.B. Schlangengift speien kann um dünne Seile zu verkleben, welche böse Buben in Käfige dingfest zu machen. Faszinierend. Und dann wären da ja noch die Schlangen…
Aua; man kann schon erahnen das man es hier nicht mit einer wirklich soliden Produktion zu tun bekommt, oder? Kein Vergleich zum guten, weil atmosphärisch stimmigen und knallharten Dead Men Walking, ebenfalls eine “The Asylum” Produktion. Dafür wird einem zu wenig geboten; ja ich würde fast behaupten das dies ein fix abgedrehter, wohl aber gut kalkulierter Schnellschuss ist, dessen einziges Ziel es ist möglichst viele Leute anzulocken. Das die Story dabei unsäglich beschissen ist, auf Grund ihrer bemüht ernsthaften Inszenierung ohne jeglichen Wert auf Hintergrunderklärungen zu reinem Selbstzweck, gewalttätige Szenen aneinander zu reihen, verkommt, bewusst gewählt. Hauptsache: "Take what you can get"! Gut; Snakes on a Plane soll ja nun auch nicht geistige Höchstleistungen abverlangen, jedoch seinen Fans (die tatkräftig zu dessen Produktion beigetragen haben) genau das bieten was sie sehen wollen: Und dazu gehört schon ein wenig mehr als ein paar hohle Flachpfeifen durch gammelige Kulissen eines Zuges zu scheuchen und ohne jegliches Tempo oder Spannung verheizen zu lassen.
Ich bin mir nicht mal sicher ob überhaupt in einem Zug gefilmt wurde. Das wahrscheinlichste ist das man zwei bis drei ausrangierte Wagen genommen hat, die Kamera beim Drehen etwas wackelte und so den Eindruck erwecken wollte der “Zug” sei in Bewegung. So kommt es jedenfalls vor; die zusammenhanglosen Zwischenschnitte auf das Schienennetz bekräftigen diesen Verdacht jedenfalls. Unnötig sich weiter mit den Kulissen zu befassen. Wie gesagt wird das ohnehin schon geringe Budget bei dieser Produktion woanders eingesetzt.
Nämlich bei den Effekten. Die Goreszenen sehen schon - gewohnt - gut aus, sind teilweise sehr hart anzusehen und - wenn man so sagen will - das Gelbe vom Ei. Lächelt man noch über den aus dem Mund triefenden giftgrünen Mix aus Cornflakes und Götterspeise(?), so widert man sich teilweise angeekelt ab, bohren sich die Schlangen durch Pulsadern, winden sich durch Atemwege oder dringen sonst wie in die menschlichen Körper ein oder aus ihnen heraus. So krass hart wie bei dem heftigen Zombieschocker Dead Men Walking wird es aber nicht, dafür dauert es zu lange bis was passiert, auch sind die F/X nur sporadisch eingestreut. Zudem berühren einen die Opfer nicht - dafür geben einem die dargestellten Personen zu wenig Identifikation; nerven bisweilen gar ob ihrer platten Darstellung.
Warum schreibe ich eigentlich so viel. Tja, der Film läuft immer noch und da er so gut wie keine Spannung aufbaut ist man auch nicht sonderlich darauf aus der “Handlung” zu folgen. Da kann man sowas lieber nebenbei abhandeln. Und zudem: danach NOCH mehr Zeit verschwenden? Danke nein. Ich habe nichts gegen schlechte Filme, aber derart lieblos herunter gekurbelte Produktionen muss ich nicht mehr Zeit widmen als sie verdienen. Es gibt guten Scheiß (z.B. mein zuletzt gesehener Independentstreifen Andre the Butcher) und schlechten. Snakes on a Train gehört zu letzterem! Könnte ich díe Zeit zurück drehen, so würde ich diesen Film links liegen lassen und mir gleich Snakes on a Plane geben. Der ist ebenfalls "Schrott", zumindest aber ehrlich.