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David Bornett ist ein hochrangiger Profiler beim LKA, der zusammen mit seinen Kollegen Lisa und Max auch die härtesten Fälle knackt. Nachdem er gerade erst wieder einen Mörder überführt hat, wird Bornett von seinem Patensohn Michael, den er seit zwanzig Jahren nicht gesehen hat, angefragt, ob nicht eine Praktikanten-Stelle in seinem Team frei wäre. Mit seiner Bitte hat Michael dann auch genau den rechten Zeitpunkt abgepasst, denn kurz darauf sorgt ein Frauenmörder dafür, dass den Ermittlern die Arbeit so schnell nicht ausgehen wird. Die in die Gehörgänge der Leichen gerammten Werbe-Kugelschreiber aus den Beständen des LKA deuten zudem darauf hin, dass das es sich bei dem Killer sogar um einen Polizisten handeln könnte. Michael forscht auf eigene Faust in der Sache nach, und findet dabei heraus, dass sich sein Patenonkel in der Vergangenheit schön öfters aufgrund von Persönlichkeits-Störungen in psychologischer Behandlung befunden hat. Da stellt sich doch die Frage, ob Bornett mittlerweile völlig übergeschnappt sein könnte, und die Frauen alle selbst umgebracht hat, ohne sich hinterher daran erinnern zu können… „Ein Mann wie eine Waffe“ ist trotz des stupiden Titels, der einen eher die übliche Actiongülle erwarten lässt, ein für deutsche Verhältnisse durchaus hochklassiger Psycho-Thriller, den man aufgrund einiger blutiger Details außerdem auch nicht unbedingt auf den ersten Blick als TV-Produktion identifiziert. Damit liegt Michael Rowitz’ Film voll und ganz auf einer Linie mit der zwei Jahre zuvor ebenfalls im Auftrag von Pro7 hergestellten Werwolf-Mär „Sieben Monde“, die mit ihren breit ausgespielten Splatter-Effekten sogar direkt kinotauglich erschien, was wohl bedeutet, dass bei den hiesigen Sende-Anstalten doch ein paar Leute sitzen, denen der Sinn eher nach reiner Mainstream-Ware amerikanischen Zuschnitts als der üblichen Autorenfilm- und Betroffenheits-Scheisse steht. Mal abgesehen von dem Drang, anderthalb Stunden lang locker und ungezwungen unterhalten zu wollen, lässt sich hier nämlich kein irgendwie gearteter Anspruch ausmachen, was „Ein Mann wie eine Waffe“ letztendlich ganz gut und allemal konkurrenzfähig dastehen lässt. Zwar könnte man ein wenig rummäkeln, dass Timo Berndts Skript lediglich die sattsam bekannten Klischees plündert und deshalb auch nur die gewohnten Serienkiller-Versatzstücke mit den seit „Psycho“ doch eher abgegriffenen Schizophrenie-Motiven vermengt, dank des sauber ausgearbeiteten Isser's-oder-isser’s-nicht?-Plots stellt sich aber trotzdem schnell die erhoffte Spannung ein. Von Vorteil ist da auch, mit Klaus Löwitsch einen passenden Hauptdarsteller parat zu haben, der wenig bis gar nicht schauspielern muss und stattdessen reinweg durch seine schiere Präsenz das Interesse über weite Strecken aufrecht erhalten kann… und dadurch gleichzeitig auch dem leichten Overacting des restlichen Casts ein wenig die Spitze nimmt. Die potenziellen Abgründe hinter der Fassade vermittelt der Mann recht glaubhaft, dem traut man doch so einiges zu, alleine deshalb ist die Auflösung schon mal nicht von Beginn an absehbar. Kurz vor Schluss gibt es dann aber doch noch einen wunderbar hintersinnigen Handlungs-Dreher, der die ganze Angelegenheit von einer Sekunde auf die nächste in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt, ein Beleg dafür, dass der Drehbuchautor seine Hausaufgaben in Sachen Genre-Studium gemacht hat. Atmosphärisch ist das Ganze ebenso düster gehalten wie ein handelsüblicher „Sieben“-Nachzieher, von David Finchers modernem Thriller-Klassiker scheint man sich dann auch die Wucht der Leichenfunde abgeschaut zu haben, auch wenn den Mord-Tableaus hier jedwede sakrale Ikonografie abgeht. Für ein paar splatterige Aufnahmen hat es dann aber doch noch gereicht, vor allem die in die Ohren der Opfer gerammten Kugelschreiber sind ein netter Touch. Einigen Aufwand hat man auch betrieben, um das Vorgeplänkel der eigentlichen Taten auf eine Art und Weise zu inszenieren, die der eines reinen Terror-Streifens recht nahe kommt. An Brutalitäten wird da wenig bis gar nichts ausgespart, wie ungewöhnlich für einen TV-Film, der ursprünglich sogar mal zur Prime Time ausgestrahlt wurde. „Ein Mann wie eine Waffe“ ist also ein gutes Beispiel dafür, dass die deutschen Fernseh-Krimis nicht zwangsweise „Tatort“-Flair verbreiten müssen.

7/10

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