Es ist ein erfreulich stimmiger Horrorfilm, den Victor Salva mit "Jeepers Creepers" entwarf. Ein Horrorfilm aus dem Mystery-Sektor, der ein Geschwisterpaar in den Mittelpunkt stellt, Patricia und Darius Jenner. Es sind zwei gewöhnliche junge Studenten beinahe mit Durchschnittsgesichtern. Ihr Weg führt sie in eine hinterwäldlerische Gegend. Das Laub grünt. Die Landschaft wirkt unberührt, wäre da nicht eine Straße, die sie zerschneidet. Auf dieser fahren auch unsere zwei Geschwister, als unverhofft sich von hinten ein bizarres Vehikel nähert. Eine Art Kleinlastwagen, eigentlich eine Rostlaube, doch scheinbar übernatürlich frisiert und dadurch schnell wie ein Porsche. Er nötigt unsere Geschwister, jagt ihnen einen ungeheueren Schrecken ein und verschwindet genauso schnell wieder, wie er auftauchte.
Das Szenario mag für einen Horrorfilm nicht außergewöhnlich klingen. Doch wer bereits anfängt zu gähnen, sollte am Ball bleiben. Denn Victor Salvas Inszenierung des Beschriebenen, insbesondere des herannahenden Fahrzeugs, attestiert ihm bereits ein Gespür für knisternde Momente und weckt Hoffnungen für einen intensiven Horrorschocker. Und Salvas enttäuscht den Zuschauer nicht. Das Geschwisterpaar beobachtet, wie eine mysteriöse Gestalt blutige Bündel in ein Abfallrohr wirft, und beschließt, der Sache näher auf den Grund zu gehen. Zugegebenermaßen entspricht ihr Verhalten exakt den Abläufen, die sie selbst als klischeehaft bezeichnen, und ihr wagemutiges Vorhaben verwirft tatsächlich jegliche nachvollziehbare Logik, doch die Neugier für das geheimnisvolle Rohr und für das, was dort unten alles anzufinden sein wird, obwohl es natürlich nahe liegt, lässt darüber hinwegsehen.
"Jeepers Creepers" wird zwar noch desöfteren an den kleinen typischen Klischees zu beißen haben - so etwa am ersten Gang, der sich in heiklen Momenten durch die umständliche Gangschaltung nie sofort einlegen lassen will -, doch sein Stil überzeugt; gerade optisch. Kamera und Ausleuchtung sind überdurchschnittlich und die Szenen sind erfreulicherweise nicht hypermodern schnell geschnitten. Inhaltlich verläuft der Plot linear, deshalb jedoch nicht automatisch vorhersehbar. Insbesondere das unkonventionelle Ende gefällt durch seinen perfiden Charakter. Einzig und allein den Hang zum Paranormalen fordert der Film dem Zuschauer ab. Vielleicht kommt die Auflösung der Identität des Mysteriösen etwas verfrüht, allerdings bleiben hinsichtlich des geheimnisvollen Unholds noch genug Fragen offen, um den Film einerseits über die Spieldauer hinaus wirken zu lassen und um andererseits, wie sich zeigte, später die Option für einen nachvollziehbaren, wenn auch nicht unbedingt notwendigen zweiten Teil ziehen zu können.
Dieser erste "Jeepers Creepers"-Teil ist zwar nicht übermäßig innovativ, gegenüber dem Durchschnittshorror aber atmosphärischer und spannender. Wirklich gelungener Mystery-Horror mit einem Wesen so unerklärlich und ironisch, dass es auch den X-Akten hätte entsprungen sein können.