Wenn man nebenbei Kritiken schreibt, beobachtet man einen Film immer unter vielen Gesichtspunkten. Man lässt sich nicht nur einfach unterhalten, sondern achtet auf Logikfehler, Kameraeinstellungen, Schnitte, Schauspieler und vieles andere mehr. Gestern habe ich dann „Tagebuch eines Skandals" gesehen und nach eben diesen verschiedenen Kriterien bewertet.
Die Story wurde von Moonshade bei seinem Filmeintrag eigentlich schon perfekt wiedergegeben und mehr sollte man auch an dieser Stelle nicht verraten, daher schenk ich mir mal die Zusammenfassung und gehe gleich zur Kritik über.
Bei „Notes on a Scandal" stellt sich mir eine Frage: Wieso bekommt so ein Film keinen Oscar? In den letzten Jahren hat man sich da ja stark Richtung Mainstream entwickelt, das wäre ein möglicher Grund, oder der Regisseur hat noch keine Lobby in Hollywood.
Was Cate Blanchett und insbesondere Judy Dench hier abliefern, sind schauspielerische Glanzleistungen, wobei letztere den kompletten Film überragt. Ihre Stimme aus dem Off und insbesondere ihre garstigen bis verbitterten Tagebucheinträge, die sie uns den ganzen Film hindurch zitiert, ergeben in Verbindung mit ihrer Mimik eine wahrlich grandiose Vorstellung.
Obwohl der Film eine sehr gute Synchronisation bekam, sollte man sich zumindest einige Passagen auch einmal im Originalton ansehen. Auch Denchs Wandlung von der fürsorglichen Freundin zur nur auf ihren Vorteil bedachten Erpresserin glückt ihr tadellos.
In dem ganzen Skript konnte ich nicht eine unglaubwürdige oder überzogene Stelle finden. Blieb nur noch ein passendes Ende zu finden, denn dafür musste ich schon öfters Punktabzüge verteilen. Man ertappt sich während des Films auch dabei, darüber nachzudenken, wie man den Streifen denn jetzt abschließen könnte. Ich kann es vorwegnehmen - auch das Ende passt ideal zum Rest des Films, ohne jetzt allzu viel zu verraten.
Fazit: „Notes of a Scandal" ist der mit Abstand beste Streifen, den ich dieses Jahr gesehen habe. Ein exzellentes Drehbuch, eine souveräne Regiearbeit und schauspielerische Galavorstellungen ergeben in ihrem perfekten Zusammenspiel die Höchstnote 10, die ich nun wahrlich nicht sehr oft vergebe. Denn selbst bei genauerem Nachdenken wüsste ich wirklich keine Stellen oder Abschnitte in dem Film, bei denen ich irgendetwas zu beanstanden hätte. Alles ist wunderbar stimmig, inklusive der ebenfalls sehr guten Nebendarsteller. Ein Film wie aus einem Guss. Wer gerne Psychodramen sieht (als Thriller würde ich den Film nicht unbedingt bezeichnen), der kann bei einem Kauf absolut nichts falsch machen.
Und das, obwohl ich die Firma FOX aus persönlichen Gründen nicht ausstehen kann, aber das musste ich hier einfach außer Acht lassen.