Review

Gesamtbesprechung

Auch wenn es uns gar nicht so vorkommt: so viele Horror- und Mysteryserien gab es gar nicht in der gerade mal 75jährigen TV-Geschichte.
Natürlich sind es immer noch genügend, um uns durchgehend einige Monate zu beschäftigen, aber wo heute die Streaminganbieter mit immer neuen kleinen und manchmal feinen Ideen den Bedarf decken, stets auf der Suche nach einem fortsetzbaren Hit wie „American Horror Story“, waren die 70er bspw ein dürres Ödland für Horrorinteressierte.
Es gab einzelne Serien oder Versuche von Serien, aber Sci-Fi war das Populärgenre der Stunde und der Horror, dennoch beliebt, konzentrierte sich noch mehr auf das Kino. Erst in den 80er sollte das Thema, als Anthologie, Genremischung oder Fanservice, verstärkt in die Arbeit der Networks einfließen.
An diesem Punkt verweise ich jetzt hier auf das Jahr 1980 – und obwohl die Slasher rudelweise durchs Kino hüpfen, ist das TV ziemlich leer gefegt. Und ausgerechnet da versucht der Nachlassverwalter der legendären Hammer-Film-Studios, Roy Skeggs, den komatösen Giganten wiederzubeleben, allerdings nicht für die große Leinwand, sondern für den kleinen Bildschirm. Hammer hatte 1975 den letzten Film produziert, die Absatzmärkte in die USA waren zusammengebrochen und klassischer Horror, der Hammer Productions zwischen 1957 und 1972 zu Weltgeltung im Kino verholfen hatte, war nicht mehr gefragt. Die Moderne war mit Rosemary und ihrem Baby, dem Exorzisten, dem Hai und den vielen finsteren und harten neuen Horrorthrillern mit kleinem Budget eingezogen und hatte das leuchtende Filmblut Hammers verdrängt, „Old School“ war nun wirklich old school.
Hin und wieder jonglierte man mit neuen Ideen und Ankündigungen, für die aber schlichtweg das Geld fehlte und so kam die Cooperation des Hammer-Rumpfteams mit der TV-Produktionsgesellschaft ITV gerade recht. Hammer besorgte die bewährte Mischung aus Altdarstellern und Locations, ITV gab das Geld. Kein Vermögen, aber immerhin gönnte man sich gleich volle 13 Folgen in traditioneller britischer TV-Länge (50-52 min). Was dabei herauskam, war leider keine innovative Grusel-Party von Altgedienten, sondern mehr der etwas unentschlossene Versuch, alte und neue Zuschauergruppen zu triggern und einzufangen. Es gab Blut, aber eben dann das traditionelle leuchtend rote; man setzte zunehmend (und teilweise inhaltlich überflüssig) auf einige Nacktszenen; man mischte klassische Gruselplots mit modernen Settings, hielt aber an alten Schwachheiten (Day-for-Night-Shots) fest. Immerhin verzichtete man auf die in England zu dieser Zeit immer noch populären Mischungen aus Film und Studioaufzeichnungen, sondern drehte komplett auf Film. Aber das Ergebnis sollte ein Zwiespältiges sein – und das schauen wir uns jetzt an…

Den Auftakt macht „Witching Time“ (1.01) und wenn man sehen will, wie sich die Produktion in diesen zerfahrenen 13 Folgen Probleme machen sollte, dann ist das ein gutes Beispiel. Inhaltlich geht es um einen Komponisten, dem plötzlich eine 350 Jahre alte Hexe per Zeitsprung in sein Landhäuschen schneit. Die Dame wollte nicht verbrannt werden, was löblich ist, aber nachdem sie sich über ein paar Errungenschaften der Moderne (Elektrisches Licht, Wanne, Klospülung) erschreckt hat, verliert sie den Faden und ist die meiste Zeit der Folge damit beschäftigt, enervierend vor sich hin zu lachen. Das kann sie gut, denn sie wird von Patricia Quinn gespielt, die Fans sicher noch als „Magenta“ aus der „Rocky Horror Picture Show“ kennen. Wenn sie nicht meckernd lacht, bügelt sie ihren Gastgeber, den gequält-besessenen Jon Finch („Frenzy“). Zur Rettung – wenig glaubhaft – eilt die das Eheweib, welches eigentlich ein solides Bett-Verhältnis mit des Gatten Hausarzt hat, den er angesichts der Hexe mehrfach frequentiert – doch die Dame zeigt sich (vorerst) niemandem außer dem Komponisten selbst. Nach allerlei recht statischen Plotwendungen geht es dann in die brandheiße Schlusskurve…
Der Plot ist dünn, das Gelächter groß, aber Horror wird dann doch eher klein geschrieben in diesem Auftakt, in dem noch ein paar Hexenpüppchen eine Rolle spielen. Erwähnenswert ist das alles höchstens, wenn Frau Quinn dann vor Protagonist und Kamera recht bald blank zieht und ihrem Opfer deftig den Rücken zerkratzt. Langfristige Pläne hat sie aber nicht, was sie mit der Moderne anfangen wollte, aber wenigstens kein Schamgefühl. Dennoch fühlt sich der Auftakt eher wie eine verpasste Chance an. (5/10)

Wegen seines schwarzen Humors wird der Nachfolger „The Thirteenth Reunion“ (1.02) geschätzt, die eine Folge ohne übernatürliches Element, aber mit recht makabren Anklängen. Allerdings kann man auch hier schon von weither vermuten, wohin die Reise geht. Im Fokus steht die Journalistin Ruth, die allerdings in ihrem Magazin nur über brave Frauenthemen schreibt. Nun soll sie sich eine Schlankheitsfarm ansehen, nicht zuletzt weil sie ja selbst Übergewicht hat und deshalb prima dort eine Reportage ansetzen kann. Vor Ort muss sie nicht nur miterleben, wie die Patienten niedergemacht werden (psychologisch wohl nicht geeignet), sie lernt auch einen netten Mitpatienten kennen und erfährt über sehr rätselhafte Therapie- und Ernährungsansätze. Gleichzeitig sind noch zwei Totengräber mit einem Hackebeil unterwegs und murmeln komisches Zeug, während der Leiter der Fettklinik immer so ominös aus dem Fenster schaut.
Wirklich schwarzer Humor geht leider anders, aber im ersten Drittel ist das Ganze noch recht amüsant umgesetzt und die Todesfahrt des netten Mitpatienten, bei der er sich selbst neben sich im Auto sitzen sieht, hat noch am ehesten das Prädikat „gruselig“ verdient. Damit ist dann aber auch schon Schluss, denn lange bevor der Schlusstwist ansetzt, hat sich Ruth schon als investigative Reporterin disqualifiziert, als sie ihren Informanten genau unter dem Fenster des Hauses trifft, in dem er unheimliche Vorgänge ausgemacht hat, durchgeführt von seinen Kollegen. Natürlich wird man bei sowas beobachtet. Hinzu kommt, dass man das Bemühen spürt, die engagiert spielende Tina Wilson mittels wallender Cardigans als übergewichtig auszugeben, was sie deutlich nicht ist – genauso wie man über ihre Altersangabe die Brauen runzeln kann: sie sei 29, wobei man der Darstellerin die 37 deutlich ansieht. Am Ende kommt es nur noch auf die Schlusspointe an und die ist nun wahrlich nicht kreativ, außer man ist Debütant in Sachen Horror. Regie führte hier der altgediente Hammer-Regisseur Peter Sasdy, der sauber arbeitet, aber das zu wenig überspitzte Skript auch nicht zu unglaublichen Höhen führen kann. Am Ende ein makabrer Hausfrauenhorror, aber kaum eine Offenbarung. (5/10)

Sasdy saß auch auf dem Regiestuhl bei der nächsten Folge „Rude Awakening“ (1.03)– und hier haben wir nun endlich ein echtes Highlight in fast jeder Hinsicht. Der große Denholm Elliot (Indiana Jones u.a.) spielt einen Immobilienmakler, der ein altes Landhaus veräußern soll, nachdem die Besitzerin für tot erklärt wurde. Dort angekommen, konfrontiert ihn eine Stimme mit der Anschuldigung, er hätte seine Frau besser nicht ermorden sollen und Ritterrüstungen gehen auf ihn los – bis er neben seiner Gattin erwacht. Alles war ein Traum, aber er hat immer noch den Anreiseplan für das Haus – und fährt wieder hin. Nun ist das Haus verschwunden und er gerät in einer Telefonzelle in eine Todesfalle – aus der er wieder in seinem Bett erwacht. Erneut rät ihm seine Sekretärin, mit der er ein Verhältnis hat, nachzuschauen, was es mit dem Haus auf sich hat und trifft doch eine wohlgeordnete Hausherrin und eine Henkersschlinge an…
Mag sein, dass die Lauflänge der Folge aus heutiger Sicht eine leichte Behäbigkeit mit sich bringt, aber dieser endlose Traum-im-Traum-Plot funktioniert enorm gut und führt den Zuschauer auf immer neue falsche Fährten, weil eben nicht immer alles gleich ist, nicht mal der Handlungsort. Stets wacht Elliot neben seiner ungeliebten Gattin auf, stets flüchtet er, dem die Scheidung immer verweigert wird, ins Büro, wo sein Sekretärinnenmäuschen auf ihn wartet. Und wie die wartet! Lucy Gutteridge tritt in insgesamt sechs Traumrealitäten jedes Mal in einem anderen Outfit auf und lässt auf diese Art und Weise erheblich die Kuh fliegen, sei es als Monroe-Dummchen, als aufgeweckte Punk-Tippse, als Schulmädchen mit Rattenschwänzen oder als Mischung aus Studio54-Tussi und Grease-Püppchen, wobei sie kaum eine Freizügigkeit auslässt. Die Pointe mag dann zwar vielleicht nicht die Innovativste sein, aber der Plot kegelt den Weg dahin schön holprig aus, ohne das Langeweile aufkommt, während man noch über das Ziel spekuliert. Die traumgleiche Qualität hat dann auch einige „creepy“ Momente zu bieten, wobei der Humor-Anteil hier deutlich höher liegt als in der vorherigen Episode. Für mich ein Höhepunkt (8/10).

Leider folgt auf das Highlight dann gleich ein sattes Lowlight mit „Growing Pains“(1.04), bei dem mir schon die breitgetretene Idee des „bösen Kindes“ leicht lange Zähne macht. Viel schlimmer fällt aber das zusammengestückelte Drehbuch aus, welches scheinbar nirgendwo hin will und sich um seine nicht sehr schlüssigen und unsympathischen Figuren dreht.
Gegessen ist der Käse schon mit dem Teaser, bei dem des handelnden Ehepaares Sohnemann in tiefster Nacht in das Labor seines Papas aufmacht, sich dort schlendernd ein Apothekerglas mit einer körnigen Substanz greift und davon wie Brausepulver nascht, während er die Experimentalhasen begutachtet. Natürlich ist so ein Labor kein Candyshop und er hat sich damit lethal vergiftet, was allerdings zu der lächerlichsten Todesszene aller Zeiten führt, bei dem das Opfer einen absurd-hängearmigen Tanz im nächtlichen Garten aufführt, während es wenig zielgerichtet vor sich hinschreit. In der Folge ist Sohnemann also tot, aber engagierte britische Ehepaare (er erforscht ein seltsames Protein auf einer mutiert wirkenden Pflanze, sie eher so aufgestylte Upperclass-Schickse) buchen sich im nächsten Waisenhaus gleich mal einen ordentlichen Ersatz (über Verarbeitung wird nicht groß gesprochen), den sie dann auch sofort einpacken und mitnehmen können, ohne dass der Junge etwas dazu sagen könnte. Der Ausgesucht ist dann auch ein seltsamer Sonderling, der mit ausdruckslosem Gesicht und monotoner Stimme seinen angekeimten Plüschhasen umklammert und absurde Fragen stellt. Daheim wird Sohn Nr.2 erstmal gleich eingenordet, weil ja alles incl. Spielzeug bereit steht – und Vater und Mutter möchten sie doch ab jetzt, wo alles amtlich ist, genannt werden. Alsbald fängt der Junge nicht nur an, die falschen Fragen zu stellen (irgendwie wäre es für ihn schon schön, wenn man sich um ihn mal kümmern würde), es geschehen auch seltsame Sachen, das Auto bricht unterwegs aus und der freundliche Doggie von daheim macht sich agressiv über die Versuchshasen her, als Daddy gerade seine wissenschaftliche Arbeit mit Investoren verhandeln will.
Wer das murksig findet, sollte sich den Rest sparen, denn irgendwo zwischen „Omen“, der Besessenheit durch einen Toten und dem undefinierbaren Proteingelaber ist leider weit und breit nicht auszumachen, wer denn nun der gute oder der böse Elternteil sein soll, effektiv verhalten sich beide so, als müsste es mal Ohrfeigen hageln. Sogar der erwartbare Höhepunkt zum Finale lohnt eigentlich nur zu fortgesetztem Kopfkratzen, wenn der Himmel dräut und die Grabsteine wackeln und die Stiftung Elterntest an einer mutierten Ginsengwurzel hängt. Das alles war (zum Glück!) Nicholas Palmers einziger Skriptbeitrag zur Serie, mit Regisseur Francis Megahy wartete allerdings noch eine Episode auf mich, die der Herr auch noch mitverfasst hatte – da hatte ich Hoffnung auf etwas mehr Qualität. Wer es also unerklärlich, holprig, unfokussiert mag und den gesamten Cast gern foltern würde, der ist hier richtig (2/10).

Zum Glück steigt die Qualität bei „The House that bled to Death“ (1.05) im Anschluss wieder enorm an, einer Folge, die ihre Reputation speziell einer Sequenz verdankt, die in mehreren Grusellisten auftaucht, weil sie wohl so einige Kindheitstraumata ausgelöst hat. Für 1980 war sie wohl im TV noch zu graphisch und angreifbar, da sehr viele Kinder darin vorkommen. Aber man muss sich eben daneben die Fahrstuhlsequenz in Kubricks „The Shining“ denken, dann war das gar nicht so revolutionär.
Ansonsten ist „House“ eher etwas für Geisterhausfans, etwa von Liebhaber von „Conjuring“ oder „Insidious“, wenn man beständig nicht weiß, was als nächstes im Bild auftaucht oder um die Ecke biegt. Alles beginnt mit einem Prolog rund um ein altes Ehepaar, bei dem er offensichtlich seine brummige Gattin per Gift im Tee um die Ecke bringt und ihr dann die Herzpillen verweigert. Zwei seltsame Klingen, die an der Wand hängen, scheinen dann auch eine Rolle zu spielen. Anschließend erfolgt ein Zeitsprung und das junge Ehepaar Peters samt ihrer kleinen Tochter zieht in das Haus, bald schon tatkräftig unterstützt von den Nachbarn George und Jean. Von der Vorgeschichte des Hauses soll keine Rede sein, aber schon bald erscheinen überall im Haus Stücke aus dem fatalen Rentnerhaushalt. Hier eine Tischdecke, dort eines der Messer, später erscheinen erst ein Gebiss, dann ein Strickzeug. Die Renovierung ist von schlechten Omen begleitet: die Hauskatze wird auf dem Fensterbrett dahin gemeuchelt, Türen verschließen sich, während Gashähne beunruhigend offen sind, aus einem Riss in der Wand tropft Blut. Die Eltern werden zusehends nervöser, schließlich vermuten sie, dass die netten Nachbarn hinter den „Erscheinungen“ stecken, weil sie das „Murder House“ wieder in die Schlagzeilen bringen wollen. Während eines Kindergeburtstages eskaliert das Haus dann vollends…
Es ist kein Geheimnis, per Web herauszufinden, was dann bei Kakao und Kuchen passiert, aber es ist ein prima hysterisches Geschmodder und definitiv der Höhepunkt einer Folge, die den Zuschauer immer wieder in die Irre führt. Auf gewisse Art und Weise herausragend ist sie aber nur durch den Twist, der in den letzten 10 Minuten inszenatorisch etwas holprig aus dem Ärmel geschüttelt wird und so verzögert mit Erklärungen nachgereicht wird, dass ich ihn mir lieber zweimal angeschaut habe, ehe der Doppel-Twist die Folge wieder „nach Hause“ holt.
„House“ bekommt sicher nicht die absolute Höchstwertung von mir, denn die Inszenierung – definitiv etwas an „Amityville“ orientiert – ist recht hausbacken und der Plot entwickelt sich recht fahrig dahin, um dann im Finale gänzlich auf die „Suspension of Disbelief“ zu setzen, um glaubhaft nachvollziehen zu können, was passiert ist und wie das gemacht wurde. Was nicht vollständig funktioniert.
Aber sonst ist die Folge wendungsreich genug, um den Zuschauer am Haken zappeln zu lassen, ehe die Hintergründe enthüllt werden. (7,5/10)

Weiter geht es mit „Charlie Boy“ (1.06.), einer Story rund um ein recht bekanntes Thema, das auch gern in Anthologien genommen wurde: der Fluchfetisch. Der titelgebende „Charlie Boy“ ist ein von Nägeln übersäter Holzfetisch mit einem Maul aus Speerspitzenzähnen, der bei einer Erbschaft samt restlicher Kunstsammlung für Graham und seine Frau abfällt. Was da noch niemand ahnt: wenn man Charlie mit Bezug auf einen anderen Menschen voodoo-mäßig stichelt, stößt selbigem dann alsbald ein tödlicher Unfall zu. So geschieht es einem seltsam missgünstigem Autofahrer, der Graham und Weib kurz nach der Erbschaft nervt und ihnen per Auto auf die Pelle rückt, um dann von zwei Messermännern gemeuchelt zu werden. Unabsichtlich löst auch Graham im Zorn eine Unfall-Lösung aus, als er wütend über seinen älteren Bruder ist, der mit einem gemeinsamen Filmproduktionsgeschäft einfach mal nicht auf ihn gewartet hat (er hatte auch das Barvermögen der Erbschaft erhalten). Tatsächlich hat das Brüderchen einen grauenvollen Reitunfall in bester Slasher-Tradition, doch bald muss Graham feststellen, dass a) der Fetisch tatsächlich funktioniert und b) er einen ziemlich gefährlichen Fehler gemacht hat, denn das Foto zum Ansticheln seines Bruders zeigt noch vier weitere Personen, darunter ihn und seine Frau selbst.
„Charlie Boy“ ist eine überraschend gute Episode, obwohl man schon sehr bald weiß, wie der Hase läuft, doch diese „Final-Destination“-Ausgangsposition wird mit ziemlich strikter Konsequenz durchgezogen und wird zunehmend tragisch, als es den Protagonisten ans Leder geht und ihnen parallel ihr Charlie gestohlen wird. Der Druck auf die Figuren nimmt ständig zu und es ist hilfreich, dass sie nicht ganz so unsympathisch gezeichnet sind, dass man sofort wüsste, dass alle Bemühungen sinnlos sind. Für Bodycountfans drückt Regisseur Roland Young fleißig auf die Tube mit der roten Soße und entsorgt gleich mehr als ein halbes Dutzend mehr oder minder Beteiligter. Dazu ist die unvermittelte Attacke durch den Autofahrer ein beklemmender Start, der noch nicht mal etwas mit der Episode zu tun hat. Erfreuliche 7,5/10.

Mit der siebten Episode „The Silent Scream“ (1.07) erreicht man nicht nur die genaue Mitte der Staffel, sondern kommt auch an den Punkt, der Horrorfans am meisten anzieht: der eine Auftritt von Schauspiel- und Horrorikone Peter Cushing. Generell wird die Episode als die beste und am höchsten bewerteste angegeben und man muss sich wirklich selbst davon überzeugen, dass daran etwas dran ist – was auch, aber eben nicht nur an dem schon sehr fragil und gealtert wirkenden Cushing wirkt, der in seiner Quasi-Nebenrolle mit lässiger Nonchalance und oberflächlicher Harmlosigkeit eine „menschliche Bestie“ zwischen allerlei Raubtieren aus dem Ärmel schüttelt.
Ihm gegenüber steht ein noch sehr junger Brian Cox, der als Safeknacker mit Cushing als Wärter im Gefängnis gesessen hat und nach seiner Entlassung von diesem erst finanzielle Hilfe und dann einen Job angeboten bekommt. Cushing führt einen Haustierladen, hat aber im Hinterzimmer eine ganze Reihe von Raubkatzen interniert und baut an dem Zoo der Zukunft, ohne Gitter, bei dem mit elektrischem Strom dafür gesorgt wird, dass die Tiere tun, was sie tun sollen und nicht mehr.
Cox ist misstrauisch, nimmt den Job an gerät damit in eine verblüffend effektive Falle, die seine Frau gleich noch mit einbezieht, denn was mit Tieren geht, konditioniert ja vielleicht auch Menschen. Aber da man sich ja darauf verlässt, dass da alles gut ausgeht (Cushing war immerhin KZ-Aufseher, da erwartet man einfach nur lässig ein schlimmes Ende.), führt die Folge immer weiter in dramatische Untiefen, manche vorhersehbar, manche überraschend, bis der Plot den Zuschauer und die Figuren in eine wirklich finstere Ecke führt, wo alle Schreie verhallen – wenn auch hinterher ein paar Fragen offen bleiben. „Silent Scream“ verzichtet auf jegliches Blut, ist aber ein so überzeugender psychologischer Horror, dass ich mir vorstellen kann, dass hier ein Hauch von Inspiration für Kings „Apt Pupil“ zu finden ist. Definitiv ein Staffelhöhepunkt! (8,5/10)

Aber „what goes up, must come down“ wie Tom Petty sang und so ist es auch im Hammer House, denn „Children oft he Full Moon“ (1.08) geht die Qualitätsrutsche leider wieder enorm weit abwärts. Der Titel deutet schon zufriedenstellend an, dass wir es nun wohl mit Werwölfen zu tun haben – und so geschieht es auch. Leider sind auch alle Klischees im Gepäck von Christopher Cazenove und Celia Gregory, die als Pärchen einen flotten Urlaub erleben wollen, aber wegen Motorschaden bei dem Walddörfchen landen, das keiner kennt und keiner wiederfindet. Dort empfängt man sie warmherzig, aber etwas schräg, denn die vielen schüchternen Kinderchen der kräftigen Hausherrin (eine nicht mehr großartig wiederzuerkennende Diana Dors) sind doch ziemlich strange. Bei Nacht wird es dann doch recht unheimlich und plötzlich steht eine dunkle Gestalt im Zimmer bei ihr, während er sich gerade am Außenrohr abseilen will und dabei heftig auf den Kopf fällt.
Harter Schnitt auf einige Zeit später und trara: die Göttergattin ist schwanger und verlangt regelmäßig nach Steak, kocht ihm aber eher ungern was anderes. Das alles kommt ihm aber bald sehr mysteriös und uns sehr abgedroschen vor, was schließlich darin mündet, dass sie verschwindet und er sie händeringend in dem besagten Dorf sucht, welches sich aber enorm schlecht finden lässt. Vielleicht kann ja der bärtige Holzfäller helfen…
Ganz im Ernst: mehr abgedroschene Klischees ohne Pfiff geht kaum. Die morbiden Szenen mit den Kindern funktionieren noch ganz gut in Sachen Atmosphäre, aber in Hälfte 2 ist die Luft so dermaßen raus, dass man am Ende mit Fug und Recht Beschwerde führt: wie, das war es jetzt?
Dazu kommt noch, dass die fellgeklebten Darsteller, die hier die Rauschebartwölfe mimen nun nicht wirklich zu den überzeugensten Maskenarbeiten gehören und außer einigen Kopfaufnahmen im Day-for-Night-Halbdunkel ist auch vom rasenden Wolf weit und breit nichts zu sehen. So gesehen fällt der Vollmond ziemlich dröge aus, aber so manchem mag auch das noch reichen. Eine Bearbeitung des Wolfsmythos liegt hier zwar vor, aber so richtig Witz und Pfiff hat das Ergebnis dann leider doch nicht. (4/10)

So richtig erholen kann sich die Reihe auch in der Folge nicht, denn „Carpathian Eagle“ (1.09.) spielt hauptsächlich die „bloody and erotic“-Karte und präsentiert einen offenbar weiblichen Serienkiller, der nach dem Vorbild einer karpatischen Legende ihren Liebhabern die Herzen rausschneidet. Erwähnenswert ist die Folgen allerhöchstens, weil als Opfer Nummer Drei sich ein sehr junger Pierce Brosnan die Ehre gibt, wobei man sein Ableben nicht mal zu sehen bekommt. Ansonsten ist die Produktion – Francis Megahy war wirklich nicht der originellste der Autoren und Regisseure – damit beschäftigt, auf schön mysteriös zu machen und die Mörderin lange nicht von vorn zu zeigen, damit man noch einige Drag-Plottwists einbauen kann. Daneben spielt Anthony Valentine einen höchst drögen ermittelnden Beamten, der schwer mit den harten, ungarischen Akzenten der Beteiligten zu kämpfen hat. Das Ding soll eine doppelte Pointe haben, kommt aber so reizlos und unoriginell daher, dass man es blitzfix wieder vergessen hat. (4/10)

Auch „Guardian oft he Abyss“ (1.10) macht seiner interessanten Prämisse leider keinerlei Ehre, denn der Plot ist eindeutig von Hammers „The Devil Rides Out“ von 1968 abgeschaut. Einen mysteriöse Sekte mit einem hypnotisch begabten Anführer will irgendeinen Dämon beschwören und braucht dafür einen seltsamen Glasspiegel, den just ein Antiquitätenhändler bei einer Auktion ersteigert hat. Alsbald geht die nächste Auserwählte des Ordens lieber stiften und landet bei ihm im Wohnzimmer, während die Satansjünger ihre Kreise ziehen. Das Ding liegt eigentlich ganz gut in der Hand, bis auf die letzten Minuten, als man die übliche Schlußtwist-Karte zieht und man wieder mal bei „Das war es jetzt?“ landet. Es funktioniert dramaturgisch eben nicht so gut, wenn das Böse die ganze Zeit turmhoch überlegen ist und am Ende…naja, besser selbst anschauen. (5/10)

Wesentlich abwechslungsreicher wird es mit „Visitor from the Grave“ (1.11), einer Story, die auch theoretisch Bernie Wrightson und E.C.Comics hätte gefallen können, wenn der Plot nicht so offensichtlich wäre und die Darsteller nicht so eine Muppetshow daraus machen würde. Im Zentrum steht eine (reiche) Amerikanerin, die angeblich von einer „mental illness“ genesen ist, tatsächlich aber einen so mürben Keks mit sich herumschleppt, dass praktisch von einem hysterischen Anfall in den nächsten kippt. Wer schon mal so einen Psycho-Krimi gesehen hat, der ahnt angesichts von Simon MacCorkindales Augenrollen, dem Akzent der kartenlegenden Freundin und dem indischen Swami irgendwann (bei mir war es etwa nach vier Minuten), dass hier jemand mit beachtlichem Aufwand in den Wahnsinn oder den Suizid getrieben werden soll, weswegen auch geschrieben wird, das sei die Hammer-Variante von „Die Teuflischen“. Wäre mit etwas Finesse was geworden, leidet aber neben einigen eindringlichen Schockmomenten auch daran, dass Kathryn Leigh-Scotts hysterische Kreischattacken so nervtötend sind, dass man sie möglichst schnell gekillt sehen will (bei mir nach etwa zwei Minuten). Das Finale setzt dann auf den unvermeidlichen Plot-Twist, der tatsächlich kommt, aber auf einer viel zu kleinen Skala. Amicus hätte ein Schlachtfest daraus gemacht. (5/10)

Auf die Schlussgerade geht es so langsam mit „The Two Faces of Evil“ (1.12), bei dem eine fröhlich dem Urlaub entgegen reisende britische Familie (Vater, Mutter, Kind) einen seltsamen Anhalter im knallgelben Regenmantel mitnimmt, der sich als grunzender Angreifer mit scharfen Fingernägeln erweist und den Papa zum großen Crash provoziert. Hinterher steht die semi-hysterische Ehegattin vor einem Dilemma: nicht nur hat ihr Gatte Glassplitter im Hals und kann kaum reden, nein, der Angreifer, tot im Wald gefunden, sieht auch noch wie es Ehemannes Zwillingsbruder aus. Da darf man sich schon fragen, ob man sich nicht den Falschen ins Haus heim geholt hat.
Hier wird generell immer gern von „Stepford“ und „Body Snatchers“ geredet und ja – in der Folge stimmt das als Inspiration sogar halbwegs, allerdings hatten die Vorbilder einen entsprechenden Hintergrund, hier allerdings strandet man als Zuschauer im Nebulösen: es gibt keine Begründung, nur einfach „böse Doppelgänger“ mit schlechten Zähnen, die die eigentlichen Menschen wohl ersetzen. So ganz sicher kann man sich da nicht sein, denn Alan Gibson hocheffektives Schauderstündchen setzt voll und ganz auf den äußeren Effekt wie Paranoia und Terror und bietet null Erklärungen an. Dafür hat er aber mit den unglaublichsten Weitwinkeln und experimentellen Kamerapositionen auch den höchsten Grad an Wirkung zu verzeichnen, denn selten fühlte man sich unbehaglicher als hier auf der Landstraße, im Krankenhaus oder wieder daheim. Wer sein Geld gern auf eine rasant ansteigende Panik setzen möchte, ist meines Erachtens nach hier völlig richtig. Kudos auch an Anna Calder-Marshall, die eine sehr realistische Vorstellung gibt, wenn man nach einem Schleudertrauma scheinbar nicht mehr in der Realität ankommt. (6,5/10)

Den Schlusspunkt unter diese erste und einzige Staffel der Serie setzt schließlich „The Mark of Satan“ (1.13), bei dem ich die abgedroschene Teufelsbeschwörung als Standard schon deutlich vor mir gesehen habe, um dann positiv überrascht zu werden. Peter McEnery spielt in dieser Tour de Force einen Angestellten der Pathologie, der eine Obsession für die Zahl 9 in allen möglichen Kombinationen hat und daraus die Anwesenheit des Bösen ableitet. Alles was geschieht, gestaltet sein wirrer Geist in eine satanische Verschwörung um, wobei nicht ganz klar ist, ob er nicht anstatt verrückt, vielmehr krank ist. Seine indifferente oder zunehmend feindliche Umwelt (seine Mutter!) sind wenig hilfreich bzw. nehmen den unauffälligen Edwyn gar nicht wahr, der sich nacheinander seine netten, aber etwas naiven Nachbarin oder dem Pfarrer anvertraut, die seinen Theorien natürlich auch nicht recht glauben. Aber gibt es nun eine satanische Verschwörung oder sind das alles Halluzinationen. Oder was wäre, wenn nur ein Teil davon Halluzinationen wären?
„Mark of Satan“ ist untypisch, auf eine Figur konzentriert und ein hochinteressantes Portrait eines „Verrückten“, der schlussendlich von seinem Kopf so sehr gepeinigt wird, dass er sich selbst ein Loch reinbohrt. Seine Visionen sind mit einfachen Mitteln (Blurren, Linsen, Beleuchtung) wahrlich gut bewerkstelligt und wieder sorgen die richtigen Kamerawinkel für das nötige Gefühl des Unbehagens. Sehr zu empfehlen (7,5/10)

Betrachtet man nun die Gesamtheit von 13 Episoden ist gut nachvollziehbar, dass der Erfolg der Serie nur als mäßig zu bezeichnen wäre, auch wenn vier Jahre später Hammers Rumpfteam mit „House of Mystery and Suspense“ noch eine weitere 13er-Staffel folgen sollte, die aber mehr vom Phantastischen weg zum Thriller driftete. „Hammer House of Horror“ war einfach nicht wirklich innovativ genug, man widmete sich zwar frischen Ansätzen für alte Themen (und war so erfolgreicher als bspw. „Ghost Story“ aus den USA von 1972), aber weder Kreativität noch Finanzierung waren ausreichend, um wirklich eine Landmarke zu setzen. Sicherlich sind vier bis sechs Episoden sehr gut oder noch besser, aber der letzte Funken Finesse zum „full blown horror“ fehlt oder kann mit den ITV-Filmmitteln 1980 nicht besser umgesetzt werden. Klar, niemand wollte 1980 noch beim klassischen Historienhorror verweilen, der die Firma groß gemacht hatte, aber man erkannte die Gesellschaft auch in den Episoden nicht wieder, außer man hielt sich den Titel vor Augen. Dazu kommt, dass die Verortung in der Realität der beginnenden 80er Jahre keine Entsprechung in den Episoden fand, die problemlos auch in den 60ern oder frühen 70ern hätten hergestellt sein können.
Entscheidend war aber auch, dass keine einheitliche Linie in Sachen Buch und Regie eingehalten werden konnte, so wie es heute ein „Showrunner“ überwachen würde. Schwache Bücher wie „Growing Pains“ wurden dann auch noch mit irritierenden Darstellern gekrönt, „Visitor from the Grave“ wurde von der Regie grell überzeichnet und büßt so einen Gutteil seiner möglichen Wirkung ein, „Mark of Satan“ mäandert am Anfang zu lage herum und hätte präziser visualisiert werden müssen. Oft setzte man auf den bösen Twist, aber mitunter fehlte ihm der nötige Punch oder er wurde nicht wirklich effektiv eingesetzt („Guardian of the Abyss“; „The Thirteenth Reunion“). Und manchmal hätte man auch gern noch einen Happen Erklärung oder Exposition gehabt („The Two Faces of Evil“; „Carpathian Eagle“, „Witching Time“).
Dennoch landet die Serie hochgerechnet mit knapp 6/10 noch auf der positiven Seite der Skala bei mir, was aber weniger den strahlenden Highlights geschuldet ist, als vielmehr der Mehrzahl an zumindest (sehr) guten Episoden – und einer nur sehr kleinen Anzahl von Totalausfällen.
Bei uns übrigens als „Gefrier-Schocker“ vermarktet, hülle ich über den deutschen TV-Titel lieber den Mantel des Schweigens, denn das kann die Serie nicht leisten. Aber vor 40 Jahren stand man ja auch noch auf softere Ware...damals…in dem Jahr, in dem „Freitag der 13.“und „Shining“ rauskamen, kurz vor „The Fog“. Und ja, ich hab gerade gezwinkert. (6/10)

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