Tempo ist das Schlüsselwort in diesem auf Hauptdarsteller Will Smith zugeschnittenen Eben-nicht-Action-Movie. Was unter dem Deckmäntelchen staatlicher Überwachungs- und Datenmißbrauch-Paranoia in Thrillerform angekündigt wird, benutzt diese Vorgabe nach erfolgreicher Polit-Thriller-Einführung nur noch als selbstzweckhaften Vorwand, um ein Geschwindigkeitsstakkato abzuspulen, daß durchaus zu unterhalten weiß, seine Versprechen jedoch in keinster Weise einlöst.
Alles fängt wunderschön komplex an mit der Ermordung eines ältlichen Senators (der bald darauf verstorbene Jason Robards in einer späten Rolle) und der kompliziert-gefährlichen Situation von Smiths Anwalt, der in einem Mafia-Prozeß steckt. Leider wirkt Smiths jugendliche Aktivität oftmals, aber nicht in der Anwaltsrolle, die für ihn noch eine Nummer zu seriös ist.
Sobald aber das versehentlich aufgenommene Videoband des Mordes auftaucht, sind diese inhaltlichen Vorgaben vergessen und der Film drückt nur noch auf die Tube, dies aber furios.
Dabei präsentiert der Film technikverliebt in erster Linie die Spionagetaktiken der Überwachungsspezialisten, allesamt verantwortungslose Computer-Whiz-Kids, die den aktiven Job den Standard-icecold-Killern überlassen. Hervorragend dabei die Sequenz, in deren Verlauf Smith in Besitz des Bandes kommt.
Von da an geht es dann inhaltlich abwärts. Alle Kleinbürgerängste über den möglichen Verlust der gesamten Existenz werden hier breit ausgefächert, was ebenso virtuos, wie in die Länge gezogen ist. Langsam aber sicher wünscht man sich, Smith würde endlich beginnen, sich zu wehren, doch seine klinische Ahnungslosigkeit weicht erst beim späten Auftreten Gene Hackmans, der eine ausgezeichnete Leistung bringt.
Wenn dann der Gegenschlag endlich erfolgt, dann geschieht das mit den eigenen Waffen und leider so spät, daß der Film schon längst vorbei scheint. Wenn dann auch noch der einzige Beweis Smiths den Weg allen Irdischen geht, beginnt der aufmerksame Zuschauer, daß hier ein besonderer Schlußcoup vorbereitet wird, anstelle einer sachlich-ordnungsgemäßen Aufdeckung bzw. Bloßstellung der Verantwortlichen.
Tatsächlich fügt der Film in der letzten Sequenz auf ungewöhnliche, krachige und relativ überraschende Art alle Fäden vom Anfang wieder zusammen, obwohl man diesen Schluß in der ausweglosen Situation schon ziehen konnte, wenn man sich von dem andauernden Tempo nicht vollends vereinnahmen läßt. Trotzdem gibt's einen Bonuspunkt für den gelungenen Einfall, der sich von den Genrekonventionen wohltuend abhebt.
Schauspielerisch ist beinahe schon alles gesagt, wobei eine Reihe bekannter Gesichter sich die Klinke in die Hand gibt. Jon Voight macht den Standardmiesling, bekannt aus Anaconda, Lisa Bonet hat immer noch keine ordentliche Frisur, Barry Pepper schaut als Polizist vorbei, Jake Busey ist auf den Killer abonniert und Gabriel Byrne hat einen feinen Ein-Minuten-Auftritt als NSA-Agent in Verkleidung, der Smith beinahe übertölpelt. Ohne Nennung zeigen sich weiterhin Seth Green ("Scott Evil") als Computercrack und Tom Sizemore in einem rotzigen Schlußauftritt als Mafioso.
Charakterlich flach, aber zweckdienlich geschrieben wirkt das Ganze rund, bis auf den Charakter von Smith' Ehefrau, die erst den Miesepeter gibt und später bei den ihr zugespielten Untreue-Beweise erst mal volle Pulle abdreht, anstelle sich dezent zu fragen, wer da ihren geliebten Ehemann mit der Brechstange diskreditieren will. Das wirkt nicht nur unsympathisch, sondern ist auch dramaturgisch schlecht konzipiert.
Die vielzitierte Action im herkömmlichen Sinne ist stark übertrieben, der Film ergeht sich mehr in ständiger Bewegung und Unruhe, obwohl der finale Shoot-Out und ein, zwei Zwischensequenzen einen netten Eindruck hinterlassen. Trotzdem bleibt der Film stets vordergründig und ist lediglich auf Unterhaltung aus, auch wenn die Überschriften uns etwas anderes entgegenschreien. Wer nach dem Genuß des Films also das Datenschutztransparent um die Häuser tragen will, ist - Gratulation - wieder mal Hollywood perfekt auf den Leim gegangen.
Trotzdem angenehmeres Thrillerkino der hochqualitativen Machart - wir müssen ja nicht immer ganz tief schürfen. (7,5/10)