Auf dem Heimweg von einer exklusiven Party auf einem Landsitz werden Alice und Adam von einer Gruppe Jäger angegriffen. Durch den Überfall körperlich und emotional am Ende, drehen die beiden den Spieß um, als sie die Identität der Angreifer herausfinden. Nun sind sie entschlossen, es den Männern, die sie so bestialisch gequält haben, mit gleicher Münze heimzuzahlen.
Auch wenn dieser kleine, aber sehr fiese Thriller von Regisseur Dan Reed auf den ersten Blick wie der typische Rape & Revenge Film aussieht, so unterscheidet er sich doch in einigen Passagen recht deutlich von den ansonsten üblichen Genre-Beiträgen. Wird man normalerweise als Zuschauer in solchen Filmen mit expliziten Gewaltdarstellungen konfrontiert, so vermeidet "Straightheads" größtenteils solche Darstellungen, so wird eine Vergewaltigung und brutalste Körperverletzung eigentlich nur im Ansatz gezeigt, was meiner Meinung nach aber keineswegs als negativ zu betrachten ist. Dieses Werk rückt vielmehr die Verhaltensweisen der beiden betroffenen Personen Alice (Gillian Anderson und Adam (Danny Dyer) in den Vordergrund und beleuchtet die Gefühlswelt der beiden nach den schrecklichen Ereignissen, die ihnen auf der Rückfahrt von einer Party widerfahren sind.
Während Alice auf Rache sinnt und die Täter einfach nur töten will, entwickelt sich Adam viel eher zu einem Häufchen Elend, das vor allem innerlich scheinbar kurz vor dem absoluten Zusammenbruch steht und dieser Idee gar nichts abgewinnen kann. Mehr durch einen Zufall trifft Alice einen ihrer Peiniger wieder und verfolgt ihn bis zu seinem Haus. Von diesem Moment an wird ihr Durst nach Rache umso stärker und gleichzeitig steigt die Skepsis und die Abscheu bei Adam an, der in dieser Phase der Geschichte ganz klar der schwache Part der beiden ist. Das sich diese Rollenverteilung eventuell ändern könnte, scheint einem als Betrachter des Geschehens vollkommen undenkbar, zu cool und selbstbeherrscht erscheint einem doch die Figur der Alice, die vor Stärke nur so zu strotzen scheint und Adam davon zu überzeugen versucht, das die vorherrschenden Rachegefühle auf jeden Fall gestillt werden müssen. Doch genau hier kommen wir zur eigentlichen Stärke der Geschichte, denn zum Ende hin verschieben sich die Rollen der beiden Hauptcharaktäre auf eine Art, wie man es eigentlich nicht für möglich gehalten hätte, nicht selten überkommt einen dabei das Gefühl, das zwischen den beiden eine Art Seelentausch stattgefunden hätte.
Es vollzieht sich mit der Zeit ein vollkommener Rollentausch, denn kommen bei Alice immer mehr Zweifel und Skrupel an ihrem Vorhaben auf, so ist von einem weinerlichen und zerbrechlichen Adam keine Spur mehr. Eher das Gegenteil ist der Fall, denn Adam scheint seine Hemmschwelle vollkommen über Bord geworfen zu haben. Dies ist besonders im Finale der Geschichte zu erleben, das sich so mancher Zuschauer bestimmt etwas anders vorgestellt hat, gerade wenn man dabei an die erste Filmhälfte zurückdenkt. Warum der Film eigentlich eher schlechte bis durchwachsene Kritiken erhält, kann ich mir persönlich nicht so recht erklären, denn gerade die psychische Schiene auf der das Werk größtenteils läuft, kommt hier doch ganz hervorragend zur Geltung und verleiht dem Ganzen eine ungeheure Intensität, derer man sich beim besten Willen nicht entziehen kann. Vielmehr verspürt man die ganze Zeit über ein starkes Gefühl der Beklemmung, das einem phasenweise regelrecht die Luft zum atmen nimmt. Dazu tragen auch die erstklassigen darstellerischen Leistungen bei, die man von Dyer und Anderson zu sehen bekommt. Hierbei stechen insbesondere die Passagen heraus, in denen sich die Verhaltens-und Ansichtsweisen der beiden vollkommen ändern und ihre dadurch zu Tage tretenden Handlungen teilweise recht brachial in den Vordergrund treten.
Obwohl man hier nicht den Härtegrad eines "The last House on the Left" oder "Ich spuck auf dein Grab" geboten bekommt, so entwickelt sich auch in vorliegender Geschichte sehr viel Härte, die durch die angedeuteten Szenen phasenweise noch intensiver wirken, da sich ein Großteil der Ereignisse in der Fantasie des Zuschauers abspielen und somit tief unter die Haut gehen und einen sehr nachhaltigen Eindruck hinterlassen, dessen man sich nicht so schnell wieder entledigen kann. So kann man letztendlich von einem sehr intensiven Film-Erlebnis sprechen, das einmal etwas anders abläuft wie die üblichen Rape & revenge Filme. Mehr auf der Psycho-Schiene angesiedelt erhält man einen äusserst tiefen Einblick in die gefühlswelt der Opfer, die sich mit zunehmender Laufzeit grundlegend ändert und somit einen finalen Showdown präsentiert, den man in dieser Form nicht zwangsläufig vorhersehen konnte.
Fazit:
"Straightheads" bietet meiner Meinung nach ein sehr intensives Film-Erlebnis, das sich doch schon einigermaßen von ähnlich gelagerten Genre-Kollegen unterscheidet. Auch wenn hier nicht sehr viel an visueller Härte geboten wird, trifft einen die Geschichte teilweise mit der Wucht eines Keulenschlages und hinterlässt nachhaltige Spuren. Die Härte, die sich im Kopf des Betrachters freisetzt ist nicht zu unterschätzen und verfehlt trotz zumeist nur angedeuteter Gewaltszenen keinesfalls seine Wirkung.
7/10