Aus dem Leben gegriffen und zum Heulen schön…22.01.2009
Hier eine Warnung an den potentiellen Zuschauer. Wenn man alleine ist, einsam oder sogar gerade einen lieben Menschen verloren hat, dann ist der Film nicht geeignet. Wenn man hartherzig ist und die Philosophie von Nietzsche zur Lebensmaxime macht, dann ist der Film nicht geeignet. Wenn man Filme ohne Happy-End nicht mag, dann ist der Film nicht geeignet. Wenn es auf der Leinwand knallen muß und Blutbäder vorherrschen, dann ist der Film auch nicht geeignet. Und auch als potentieller Film für eine erste Verabredung würde ich den Film als nicht geeignet bezeichnen. Wenn man aber den Partner fürs Leben gefunden hat und sehen will, wie vergänglich die schöne Zeit ist, die man gemeinsam verbringen kann, wenn man das Gefühl hat, das Leben könne ewig so weitergehen, dann kann ich diesen Film nur empfehlen, denn er stimmt den Betrachter nachdenklich und macht in darauf aufmerksam, daß Gottes Würfel schnell mal schlechte Zahlen aufweisen können.
Der Film dreht sich eigentlich nur um zwei Personen, Griffin und Phoenix, die sich den ganzen Film über beim Nachnamen nennen. Das mag dem einen oder anderen seltsam vorkommen, ist aber als eine Art Kosewort wie „Hase“ zu verstehen. Er, Griffin, geschieden, zwei Söhne, erfährt, daß er maximal noch zwei Jahre zu leben hat. Krebs, unheilbar. In einem Seminar an der Uni zum Thema Umgang mit dem Tod lernt er sie, Phoenix kennen. Man trifft sich, verliebt sich, es kommt aber immer wieder zu Brüchen, die Griffin nicht versteht, bis sich Phoenix ihm eines Tages aus einem häßlichen Streit heraus offenbart – auch sie hat Krebs im Endstadium. Und so verbringen die beiden noch eine schöne Zeit zusammen, haben Spaß, aber immer in dem Wissen, daß es bald vorbei sein wird. Glück ist ein flüchtiger Gesell, lieber Leser, man muß ihn jeden Tag aufs neue jagen…Der Film endet ohne Kitsch, ohne Andeutung eines Auswegs, mit einem vorgezogenen Weihnachtsfest im Spätsommer.
Das ist dermaßen traurig, da kann man als Zuschauer nicht anders, als die Liebste fest in die Arme zu nehmen und zu hoffen, daß man von einem solchen Schicksal verschont bleibt. Der Film indes macht alles richtig. Er ist nicht seicht, nicht sentimental, wir sehen zwei Menschen wie Du und ich, die sich treffen, unter widrigen Umständen kennen und lieben lernen und dann versuchen, das Beste aus den wenigen gemeinsamen Tagen zu machen. Mulroney und Peet sind bestens besetzt, beide recht schmal, sein Charme darf ab und an durchblitzen, hier und da ein bißchen Humor, das tut dem Film auch gut. Die Macher von „das beste kommt zum Schluß“ haben sich hier sicher inspirieren lassen, aber die Dinge, die die beiden unternehmen, sind die kleinen Freuden des Alltags, die das Leben jeden Tag für jeden bereit hält, wenn man nur mit offenen Augen durch den Tag geht. Es ist ein wirklich schöner und trauriger Film über Leben und Tod, doch man muß in der richtigen Stimmung sein, um ihn zu mögen. Dann aber gibt es nur die Höchstnote - 10/10.