Kürzlich bat mich jemand, doch endlich mal eine Rezension zu einem Majorfilm zu schreiben, weil sich meine Kritiken meist auf Filme beziehen, die der großen Masse verborgen bleiben. Ich sagte zu und habe mir „The Guardian" ausgesucht. Im Endeffekt kam genau das heraus, was ich von Anfang an befürchtet hatte.
Die Story des Streifens um einen Ausbilder namens Ben Rendall (Costner), der seinen designierten Nachfolger Jake Fisher (Kutcher) als Rettungsschwimmer ausbildet, ist ja nun wahrlich allen bekannt und bedarf keiner näheren Betrachtung mehr.
Komischerweise wusste ich fast schon vor Beginn, dass der Film in dem Punktebereich landen wird, indem er sich nun auch befindet. Dabei war ich anfangs doch positiv überrascht. Zwar ist das Drillen irgendwelcher armen Rekruten nun wahrlich nichts Neues, aber das Umfeld ist eben mal ein anderes. Natürlich ist das Ganze angereichert mit typisch amerikanischem Pathos, aber das ist eben von so einem Film auch nicht anders zu erwarten - daher habe ich da (vorerst) drüber hinweggesehen
Überraschenderweise wirkten insbesondere die Dialoge zwischen Costner und Kutcher nicht am Schreibtisch erfunden, sondern durchaus realitätsnah, wobei letzterer schauspielerisch locker an die Wand gespielt wird, was auch damit zusammenhängt, dass Costner seine beste Vorstellung seit „Thirteen Days" gibt.
Den einen oder anderen Nebenschauplatz hätte man sich zwar sparen können, dadurch gerät der Streifen dann doch etwas zu lange. Trotzdem war ich auch zwanzig Minuten vor Schluss immer noch guter Dinge, weil der Film durchaus unterhielt und auch die Aufnahmen im Wasser teilweise spektakulär gefilmt waren.
Spoilerwarnung!
Doch dann kam, was kommen musste. Costners Schützling hat einen schweren Einsatz, den sein Ausbilder zufällig mitbekommt, obwohl er gerade dabei ist das Gelände der Basis zu verlassen und natürlich auch längst gekündigt hat. Da Jake an Bord des Schiffes noch dem Kapitän helfen will, das Team vor Ort aber zurückfliegen muss, weil der Sprit ausgeht (!!?), muss ein zweites los fliegen, um die beiden Verbliebenen zu retten.
Natürlich ist sonst kein einziger Schwimmer vor Ort, der eingreifen kann (wieso auch?), also erledigt Costner die Sache (sehr überraschend). Vor Ort angekommen, ist der Kapitän des Schiffes bereits ertrunken und Rendall kann nur noch seinen Schützling befreien.
Als sie sich gemeinsam am Seil hochziehen wollen, droht dies aufgrund der Belastung zu reißen. Gemäß Paragraph 2 der amerikanischen Standard-Enden-Satzung lässt Costner sich ins Wasser fallen, um das Leben seines Schützlings zu retten. Booah, ist das nervig. Es ist doch blanker Unsinn, dass ein Team vor Ort nur ein Seil hat, um Opfer aus dem Meer zu retten - wem wollen sie denn so einen Nonsens erzählen? Aber hee, wie soll man sonst den vorher genannten Paragraphen umsetzen, wenn einer der Protagonisten überlebt? Da kann sich ja keiner für den anderen aufopfern.
Genau wie zwei Dutzend andere Filme scheitert „The Guardian" letztlich an der heldenhaften, patriotischen Kacke, die bei Filmen aus diesem Land irgendwie dabei sein muss. Und jetzt weiß ich auch wieder, wieso ich über Majors ungerne Kritiken schreibe. Denn obwohl mich das Ende total annervte und vieles zu langatmig geriet, kann ich dem Film alles in allem keinen schlechteren Wert als 6 Punkte geben, denn im Endeffekt erfüllt er ja seine Funktion.
Aber kann es nicht auch einmal ein wenig mehr sein?Anscheinend nicht. Also bleibe ich bei meinen Dramen und B-Movies. Da ist zwar auch viel Mist dabei, aber selbst bei diesem sind manche Handlungsstränge überraschender als bei der typischen Massenware.
Ich werde zwar weiterhin auch A-Movies schauen, aber das Schreiben überlasse ich da besser anderen.
Mein Versprechen habe ich ja jetzt eingelöst. Gruß an Uwe Meyer.