Es bleibt dabei, Andrew Davis („Under Siege“, „The Fugitive“) mangelt es weiterhin an guten Offerten. Auch sein aktueller Film „The Guardian“ leidet mal wieder unter einem gänzlich einfallslosen Drehbuch von Ron L. Brinkerhoff, der nach „D-Tox“ schon den zweiten potentiellen Blockbuster versemmelt und hier wirklich jedes erdenkliche Klischee, quasi mit Ansage, unterbringt. Auch eine Leistung. Das Scheitern an den Kinokassen konnten selbst Davis' gute Regie und die souveräne Vorstellung des altgedienten Haudegen Kevin Costner („Dances with Wolves“, „Open Range“) nicht verhindern.
Costner spielt den alternden Coast Guard – Rettungsschwimmer Ben Randall, der seinem Job als Lebensretter zu viel Zeit widmet und dafür seine Ehefrau verliert. Anstatt sich einen ruhigen Schreibtischjob zu angeln, zieht es ihn immer wieder auf das Meer hinaus. Als bei einem Einsatz ein Unglück geschieht, die gesamte Helikopter-Crew draufgeht und er selbst nur mit letzter Not halberfroren aus dem Meer gefischt werden kann, schickt ihn sein Vorgesetzter Capt. William Hadley (Clancy Brown, „Starship Troopers“, „Pathfinder“) gegen seinen Willen zunächst für ein paar Monate als Ausbilder in die Rettungsschwimmerschule, wo er den Nachwuchs ausbilden und sich regenerieren soll. Mit Jake Fischer (Ashton Kutcher, „The Butterfly Effect“, „Texas Rangers“) trifft er dort auch auf ein begnadetes, vorlautes und arrogantes Schwimmtalent aus dem er nicht ganz schlau wird, das seine Geduld aber arg strapaziert.
Geradewegs als hätte Brinkerhoff sich zu diesem Thema einen Lehrfilm jeglicher, erdenklicher Klischees zu diesem Thema angesehen, folgt ein unablässiges Aufschichten derselben.Nur die markigen Sprüche musste er für das PG-13-Rating weglassen.
Costner, der sich schwer zurücknimmt, stößt die Hilfsausbilder mit seinen unkonventionellen Methoden vor den Kopf, drillt erbarmungslos und muss Nacht für Nacht mit seinen inneren Dämonen kämpfen. Jake, dem Autoritäten zuwider sind, droht trotz seines Talent mehrmals aus dem Team zu fliegen, verliebt sich in die Lehrerin Emily (Melissa Sagemiller, „Get Over It“, „Soul Survivors“) und erlernt dann nach seiner Lebensbeichte bei Randall auch endlich die Mentalität eines Rettungsschwimmers.
Bis dahin gibt es zur Auflockerung die übliche Barschlägerei, den Selbstzweifel plagenden Versager, der es doch endlich durch den Kurs schafft, härteste Prüfungen und natürlich ständig Stress zwischen den Schülern und den Ausbildern. Das kommt einem natürlich alles sehr bekannt vor und wer genug Filme dieser Gangart kennt, wird die Handvoll Vorbilder auch unschwer ausmachen können. Dabei behält sich der Film aber wenigstens so viel Geschwindigkeit vor, dass er nicht langatmig zu werden beginnt.
Dies gilt jedenfalls bis zum letzten Akt, wenn dann Jake in den aktiven Dienst an die Seite von Ben entlassen wird, ein Finale auf das andere folgt und man 10 bis 15 Minuten früher Schluss hätte machen können, aber jeder Figur ihren Frieden schenken möchte – oder auch nicht. Die dick aufgetragenen Klischees erreichen dabei ihren Höhepunkt, aber Andrew Davis kann sich wenigstens auf seine Tricktechniker und sein eigenes Händchen für gelungene Actionszenarien verlassen, so dass trotz aller Selbstaufopferung, überbordendem Pathos, drehbuchbedingter Zufälle und Traumatas „The Guardian“ nicht zu einem echten Ärgernis verkommt.
Ashton Kutcher meistert seine Rolle des jungen Heißsporns ganz solide ohne Charisma und ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, während Kevin Costner mit seinen 50 Lenzen inzwischen in diese Art von Rollen hineinaltert und in der Zukunft prädestiniert für ähnliche Aufgaben ist. Ruhig, wortkarg, verschlossen und dabei doch immer sympathisch sieht man ihn doch immer noch am liebsten.
Fazit:
Das klischeedurchtränkte Drehbuch versaut den Eindruck deutlich, Andrew Davis und Kevin Costner retten den Film dann aber noch in seine Mittelmäßigkeit. Die flotte Regie ist auch über jeden Zweifel erhaben und die Rettungsszenarien auf dem offenen Meer schauen richtig gut aus, das Drama ringsherum vergisst man aber lieber gleich wieder. Inhaltlich daher bedauerlicherweise von der ersten bis zur letzten Minuten einfallslos und ohne Gespür für das richtige Ende, optisch aber gut aufbereitet und auch passend besetzt. Eben ein Film, den man schnell wieder vergisst, der aber wenigstens nicht schwer verärgert, auch wenn die Überlänge unnötig war. Zum Epilog sind sich immerhin alle einig, dass Rettungsschwimmer ganz dufte Typen sind.