Ein Hoch auf die Rettungsschwimmer von der Küstenwache!
Nachdem wir die Polizisten im World Trade Center lobgepriesen haben, die Jungs von der Air Force abgefeiert und selbst den wackeren Feuerwehrleuten ein paar filmische Denkmäler gesetzt haben, ist jetzt mal die Wind- und Wellen-Security dran und damit ist nicht David Hasselhoff gemeint.
„The Guardian“ ist der Film, der die gestählten Paddler im kalten Wasser aufs Podest hebt und meiner Ansicht nach haben sie sich so einen Werbefilm auch mal verdient.
Das macht den neuesten Film von Andrew Davis jetzt aber nicht unbedingt besser.
Man muß sich die Entstehungsgeschichte wohl so vorstellen: da hat Drehbuchautor Ron L. Brinkerhoff mit seinem ersten verfilmten Skript einen echten Rohrkrepierer hingelegt, „D-Tox“ hieß dieser Serienkillertiefpunkt im Oeuvre Sly Stallones.
Weil das Teil erst mit mehrjähriger Verspätung dezent an den US-Kinokassen versteckt wurde, hat man ihn wohl auf einen Lehrgang geschickt und ihm ein paar berühmte Manuskripte zur Lektüre in die Hand gedrückt. Und die fand er dann so wumpe, dass er all die dollsten Szenen in ein neues Drehbuch kopiert hat und das war… „The Guardian“.
So enthüllt sich vor den Augen der Zuschauer die endgültige Melange aus „Im Feuer“, „Top Gun“, „Ein Offizier und Gentleman“, „Heartbreak Ridge“ und „Der Sturm“ und man kann all seine Lieblingsszenen hier leicht verändert wieder finden.
Also: alternder Rettungsschwimmer gerät nach Tragödie in die Krise und als Lehrmeister an die Akademie, wo er ein Team von jungen Rettern ausbilden soll. Als ewiger Rekordhalter ist er dazu prädestiniert, bis ein Jungspund auftaucht, der es ihm mal so richtig zeigen will.
Das heißt Konflikte, Konflikte und nochmals Konflikte und jede Menge Training, bis der ehrgeizige Emporkömmling endlich philosophisch auf den richtigen Weg gebracht wurde.
Bis dahin gibt’s knackige Unterrichtseinheiten, Förderung des Gruppengefühls; den durchzubringenden Versager; Kneipenschlägereien und nicht zuletzt ein junges Mädchen, das nur eins will, sich nicht in den Akademieabsolventen verlieben, garniert mit jeder Menge zackiger Hurras…fehlte bloß noch eine Szene, in der Ashton Kutcher Costner vollheult mit den Worten: „Ich weiß doch nicht, wo ich sonst hin soll…“
Kevin Costner als alternder Ausbilder ist also endlich auch auf Clint-Eastwood-Terrain angekommen, ein bisschen lakonischer und ruhiger, aber immer noch markant. Seine Präsenz würzt den Film erfrischend mit eckigem Humor, der dem patriotischen Geschehen ein wenig Fallhöhe verschafft, denn die Klischeeuntiefen sind nicht sofort erkennbar, aber tiiiiiiiief….
Und auch wenn man das alles schon ein halbes Dutzend mal gesehen hat, ist es noch goutierbar, wenn man mal dezent vergisst dass Kutcher nicht Tom Cruise ist und immer krampfhaft daran arbeiten muß, wenn er skriptgemäß den Gesichtsausdruck wechseln soll.
Dennoch: noch war es ein solider Film, auch wenn die Aufopferungsphilosophie offenbar nur von Costner als Maßstab und Mahnmal für alle anderen vertreten wird.
Aber kaum hat man das Gefühl, die Staffelübergabe könnte brauchbar von statten gehen, als bei einem Einsatz der Junge den Alten retten muß, passiert das, was keiner gebraucht hätte: es kommt noch ein Ende. Und noch ein Ende. Und noch ein Ende.
Brinkerhoff häuft eine halbe Stunde (von sehr langen 136 Minuten) Showdown auf Showdown, verschenkt jedes Potential und lässt den Film in testosterongesteuerten Leinwandheldenklischees ersaufen.
Scheidung, noch ne Rettungsaktion, wieder Lebensgefahr, wieder eilt der Andere zur Hilfe und dann reißt auch noch ein Seil und ja, da kommt dann auch noch die Szene, in der Richard Gere seine Fabrikarbeiterin während der Schicht entführt, nur das Kutcher keine Maßuniform trägt und nur in eine Grundschule stiefeln muß.
Bis das alles vorbei ist, ist auch der letzte Nerv getötet.
Da geraten die Schlußtitel, die wie üblich die US-Küstenwache noch mal hochleben lassen, gerade zu zur Erleichterung.
Wer also auf ein wenig Heldensülze steht, der muß sich hier auf eine Überdosis gefasst machen, ansonsten ist das aber mehr ein Film für die Damen, die sich eher Kevin Costners Alter annähern, aber schon immer mal in Badehosen betrachten wollten, was Demi Moore daheim im Schlafzimmer tackern darf. (4,5/10)