Für seine späte Entstehungszeit ist Pasquale Squitieris „Drei Amen für den Satan“ noch ein relativ kritischer und ambitionierter Italowestern, dem nur der Humor in Person von Steffen Zacharias („Vier für ein Ave Maria“, „Die Rechte und die linke Hand des Teufels“) ins Gehege kommt, ansonsten hätte es wohl zu einer düsteren, ernsteren Grundstimmung und letztlich mehr Qualität gereicht.
Dabei ist der enorm Nerven strapazierende Auftakt alles andere als ein Appetizer, wird die Farmerfamilie Bridger doch über alle Maßen als perfekt anmutende Mustervorlage, inklusive nervig wissbegieriger und wohl erzogener Kinder, vorgestellt, die selbst gegen die in Arizona gehassten Indianer nichts hat, ihnen ganz im Gegenteil wohlgesonnen ist, was dem lokalen Großgrundbesitzer Perkins (Ivan Rassimov, „Django - Dein Henker wartet“, „Andere beten - Django schießt“), einem leidenschaftlichen Indianer-Hasser, der später noch ganz andere Leichen im Schrank haben soll, natürlich nicht in den Kram passt. Als er mit dem Hass auf die Ureinwohner schürenden Journalisten Prescott (mal wieder wunderbar cholerisch: Klaus Kinski) Bridger einen Besuch abstattet und ihn bittet der Jagd auf Indianer zu unterstützen, er allerdings ablehnt, soll sich die Lage schlagartig ändern.
Denn des Nachts überfallen Indianer die Farm, fackeln das Haus ab und töten alle bis auf Sohnemann Jim, der sich verstecken konnte, den Tod seiner gesamten Familie nie überwandt und Jahre später als gnadenloser Skalpjäger unter den Indianern gefürchtet wird. Schweigsam hasst er jede Rothaut leidenschaftlich und verdient sich damit seinen Lebensunterhalt.
Nach dem etwas missglückten Beginn entwickelt sich „Drei Amen für den Satan“ zu einem rauen Italowestern, dessen kritische Gedankengänge zunächst allgegenwärtig präsent sind. Denn Jims (Leonard Mann, „Django - Die Nacht der langen Messer“, „Kampf um die 5. Galaxis“) blinder Hass fördert jede Menge Skalps und Indianerleichen hervor. Als er bei seinem Rachefeldzug allerdings ein weibliches Exemplar entwaffnet, nicht tötet, sondern mit in die nächste Stadt nimmt, wo Perkins sie zu einem guten Preis in seinen international ausgestatteten Harem eingliedern möchte und die rasenden Bewohner sie wie von Sinnen verprügeln, teeren und federn, ist es mit seiner Engstirnigkeit bald vorbei.
Der omnipräsente Rassismus, der hier geradewegs nahezu jeden Bewohner gepackt hat, grassiert hier ausführlich und erscheint soweit auch sehr greifbar, weil der Mob seinem Opfer ganz schön zusetzt, bevor Jim sich ein Herz nimmt und dazwischengeht. Der Umgang mit den Ureinwohnern und die Verbrechen an ihnen, ist dabei ein Motiv, das nicht ganz so häufig vom Italowestern aufgegriffen wurde und deshalb hier besondere Achtung verdient.
Pasquale Squitieri erweist sich dabei kompetenter Handwerker, der vor allem die Flucht des Paars in eine verlassene Geisterstadt, wo sie sich zum ersten Mal näher kommen, bevor Tune (Elizabeth Eversfield) von Perkins Männer die beiden aufstöbern, Tune kidnappen und Jim angeschossen und schwer verletzt zurücklassen, atmosphärisch bebildert. Nur leider führt er schon darauf den Doc (Zacharias), eine Art Verkleidungskünstler und Alleskönner, der sich von Betrug ernährt, den Jungen aufgabelt und mit sich nimmt, ein.
Nicht neu ist die Kritik an der Oberschicht, denn meist finden wir sie in jedem zweiten Italowestern und dann wird sie, das ist eine ungeschriebene Regel, vom reichsten, einflussreichsten Rancher der Örtlichkeit personifiziert, was folgerichtig natürlich Perkins sein muss. Der skrupellose Geschäftsmann herrscht auf seiner Ranch über ein Trio von Frauen, das er auspeitschen lässt, wenn es ihm nicht gefügig ist und eignet sich mit einem Trick die saftigen Wiesen anderer Bauern an, indem er ein Reservat überfällt, sich damit Leichen und Indianerutensilien beschafft und von seinen Männern nachts Überfälle tätigen lässt, die dabei nur die richtigen Hinweise zurücklassen müssen, damit Perkins die Gunst der ohnehin hitzigen, indianerfeindlichen Stimmung nutzen kann.
Jim, der seinen blanken Hass trotz Tune lange nicht ablegen kann, kommt über Umwege und ein bisschen Folter natürlich auf den Trichter, dass er mit Perkins ohnehin noch ein Hühnchen zu rupfen hat, holt sich zunächst etwas verständlich skeptisch Indianer-Verstärkung und überfällt dessen Ranch im finalen, verrauchten Shootout, der des nachts sogar richtig schick ausschaut.
Nur eben schade, dass Zacharias mit seiner Witzfigur die bittere Grundstimmung ständig verhagelt und man „Drei Amen für den Satan“ deswegen nicht vollends ernst nehmen kann, obwohl er nach seinem schwachen Beginn zu einem sehr ordentlichen Italowestern erwächst, der im Gegensatz zu den zu der Zeit vielen, albernen Missgeburten auch noch ein paar kritische Grundgedanken hegt, was für die späten Italowestern, vor allem in der Form, eher untypisch war.
Ansonsten verbleibt der Film im Mittelmaß, denn Pasquale Squitieri erledigt hier insgesamt einen soliden, jedoch glanzlosen Job, den er am besten macht, wenn es dunkel wird, denn die Nachtaufnahmen sind sehr gelungen.
Mann und Rassimov hinterlassen in ihren Rollen einen zufriedenstellenden, aber keinesfalls herausragenden Eindruck, was vor allem dann auffällt, wenn Klaus Kinski, der leider nicht viel zu tun hat, sich betont wichtig ins Bild rückt und dämonisch den Rest locker aussticht.
Speziell Manns Ego Jim hätte zudem eine genauere Betrachtung verdient, denn gerade weil er so wenig sagt und Emotionen ihm zudem auch meist fremd sind, kommt sein Wandel wenig nachvollziehbar rüber. So ein vom Schicksal gebeutelter, Hass erfüllter Waise hätte sich für die Autoren doch geradezu angeboten, aber da lag wohl nicht ihre Intention.
Fazit:
Grundsolider Italowestern, der sich bisweilen recht kritisch äußert, was den Umgang mit den amerikanischen Ureinwohnern und deren Ausbeutung durch kapitalhungrige Individuen angeht, aber von seiner humorigen Nebenfigur regelmäßig gestört wird. Dank der gelungenen Umsetzung und Klaus Kinski als Edeljoker soll es für „Drei Amen für den Satan“ zum Durchschnitt reichen. Der große, zu offensichtliche Twist überrascht allerdings wenig und den Einstieg vergisst man am besten auch schnell wieder...