Man stelle sich vor, man schaut sich eine Komödie an, die weder Timing noch Witz hätte oder ein ernstes, tränenschweres Drama mit dilettantischen Dialogen und schlechten Schauspielerleistungen - wer möchte sich solche Filme ansehen ?
Doch dann - mittendrin - gibt es in der Komödie eine witzige Szene und etwas später noch einen amüsanten Einfall und in dem Drama ragt kurz vor Schluß eine Szene hervor, die tatsächlich einen eindrucksvollen Dialog zu bieten hat. Würde deshalb Irgendjemand diese Filme loben oder sie weiterempfehlen ?
Sehr unwahrscheinlich, aber wenn in einem Actionreißer ein paar coole Sprüche gemacht werden, die wir schon anderswo besser gehört haben, wenn sich weibliche Darstellerinnen möglichst sexy und männliche Mimen ein möglichst abgefahrenes ,aus allen Stilen geraubtes Outfit anlegen und wenn dann noch laut und viel herumgeballert wird und als Höhepunkt die Motorsäge kreist, ja dann ist der Coolnessfaktor gleich sehr hoch, egal wie schlecht der sonstige Film ist.
Irgendwie haben die Macher um Joe Carnahan die Prestigeobjekte des Genres, beginnend bei Quentin Tarantino nicht verstanden. Zuerst kommt die Story, dann die Story und dann vielleicht noch das Timing und Tempo. Und wenn das passt, dann entstehen die coolen Sprüche von allein und die Gewalt wird ein immanentes Stilmittel.
In "Smokin' Aces" läuft es umgekehrt ab. Zuerst überlegt man sich den Showdown mit möglichst vielen schwerbewaffneten, ultra-brutalen, sadistischen und gerissenen Killern. Da es das alles schon in vielen Variationen seit "True Romance" gegeben hat, mußten sich die Macher etwas besonders Innovatives ausdenken - noch mehr Killer. Und zwar als Einzelkämpfer, Frauen-Duett, Nazi-Trio, Bullen-Team und viele mehr - das hat dann schon mal zur Folge, daß ein Team das Andere auf einem Parkplatz kurzerhand auslöscht (mit der dann folgenden einzigen witzigen Szene im sonst völlig humorlosen, ironiefreien Film). Es gibt ja genügend, also weg damit !
Nur, irgendwie muß man ja begründen, warum ausgerechnet so viele Killer ein Interesse daran haben, einen Mann auszulöschen. Und da hat man sich gleich das nächste Schmankerl ausgedacht. Einen zur Mafiafamilie gehörenden Verräter, also ein besonders perfides Exemplar. Dazu noch gespielt von Jeremy Piven, der schon oft als witziger Nebendarsteller geglänzt hat, aber hier in der Rolle des Opfers einen ständig schwitzenden ,nuschelnden überagierenden Hektiker spielt, den weder die Gangster noch die Zuschauer ernst nehmen können. Kurz, es ist einem völlig egal, was mit ihm geschieht und damit entsteht in "Smokin' Aces" nicht die geringste Spannung.
Das Überangebot von abwechselnd cool, profihaft und bekloppten Gangstern hält ein gewisses Interesse daran aufrecht, wie die sich nun gegenseitig und mit der Polizei in die Quere kommen. Doch das ist ein bißchen so wie auf einem Kindergeburtstag ,bei dem es zuviel Kuchen und Süßigkeiten gibt - man stopft zwar gruppendynamisch alles in sich hinein, aber es wird einem zunehmend übler. Dazu verstößt "Smokin' Aces" noch gegen die wichtigste Grundregel bei dem ständig von schnellen Schnitten und rasend lauter Musik aufgeputschten Geschehen - es hat kein Timing.
Und auch wenn es sich überraschend anhört ,angesichts der zuvor geschilderten Inhalte - der Film hat teilweise unnötige Längen, die von irgendwelchem schwafeligen pseudo-coolen Gerede über das ,was man demnächst machen will, untermalt werden. Da die Dialoge aber über keinerlei neue Ideen oder gar authentisch wirkende Inhalte verfügen, ist der Film in diesen nicht seltenen Momenten von krachender Langeweile.
Fazit : "Smokin' Aces" macht fast alles falsch, was man falsch machen kann, wenn man bedenkt, daß ein ordentliches Budget zur Verfügung stand und auch eine Anzahl fähiger Schauspieler. Doch die Macher konstruieren eine völlig hohle Story über eine Person, die von mehreren Mini-Privat-Armeen beseitigt werden soll.
Die Personen verfügen weder über charakterliche Tiefe noch schöne Klischees, es sind einfach aus dem Giftschrank des Genres zusammengezimmerte Abziehbilder. Die Dialoge sind weder witzig noch ironisch ,so wie auch der gesamte Film es nicht schafft, mal mit einem lachenden Auge auf sich herabzusehen. Und wenn dann zum Schluß noch eine völlig idiotische Wendung konstruiert wird und der übriggebliebene Polizist den Film Richtung ernsthaftes Drama rückt, dann vergehen einem auch die wenigen positiven Szenen, über die der Film verfügt.
"Smokin' Aces" kann man nur schlichten Gemütern mit viel Lebenszeit empfehlen oder absoluten Fans des Genres, die einfach keine Kettensäge auslassen können. Ach ja, und natürlich Fans von Ben Affleck, grins (2,5/10).