Quentin Tarantino hat es mit "Reservoir Dogs", "Pulp Fiction" und "Jackie Brown" vorgemacht und auf einmal möchten alle etwas vom Kuchen der erfolgreichen "Colle Gangster"-Movies abhaben. Da hätten wir Guy Ritchie, der mit "Bube, Dame, König, grAß" und "Snatch" vielleicht noch mit die besten Vertreter im Tarantino-Fahrwasser produzierte. Dann Sachen wie "In China essen sie Hunde", "The Boondock Saints" oder auch der deutsche "Eisbär", die zwar (bis auf den letzten vielleicht) alle ebenfalls sehr beliebt waren, aber schon erste Abnutzungserscheinungen deutlich machten. Und mit "Smokin Aces" hat sich die Entwicklungsschraube des Genres wohl nun endgültig festgezogen, denn selten gab es in letzter Zeit einen so konventionell und durchaus auch langweilig gestalteten Genre-Beitrag zu erblicken wie hier, auch wenn einige Details das Ding noch knapp ins Mittelfeld schieben können.
In Sachen Story allerdings, versagt "Smokin' Aces" schon einmal auf ganzer Strecke und bietet absolut nichts, was irgendwo noch einen Hund hinter dem Ofen hervorlocken könnte. Im Grunde geht es um einen ehemaligen Gangster, Buddy "Aces" Israel, welcher beim FBI reinen Tisch machen- und seine früheren Gangsterkollegen auf dem Silbertablett servieren möchte. Daraufhin macht einer der mafianischen Oberschurken das Angebot, dass er auf die Petze ein Kopfgeld von 1.000.000 $ aussetzt. Fortan machen sich nun allerhand skurriler Gangsterbanden auf den Weg, um den Guten zu schnappen, genauso wie das FBI. Im Unterschlupf von Buddy kommt es dann zum blutigen Showdown... Und bis dahin besteht die Gefahr, dass der Zuschauer schon längst eingeschlafen ist. Denn nicht nur das die ganzen aufgefahrenen Ideen und Szenarien völlig hanebüchen, klischeehaft und durch die Bank weg innovationslos sind, sie verfranzen sich mitunter auch in höllischen Längen. Krampfhaft wird versucht, möglichst alle Charaktere dem Zuschauer näher zu bringen, doch nicht einer von ihnen erweckt bei ihm wirkliche Sympathien. Ein jeder geht einem hier gepflegt am Arsch vorbei, egal ob es nun einer von den Guten (gibt es da überhaupt welche?) oder von den Bösen ist. Eine Schnarch-Truppe par excellence, denen man nun eigentlich nicht durch 120 Min. Film folgen will.
Doch wenn man dies tut und die schnarchige erste Stunde Film übersteht, dann kann man wenigstens in der zweiten Filmhälfte durchaus seinen Spaß haben. Denn sobald die Action anfängt zu knallen, dreht zumindest der Fun-Faktor hier und da mal auf Anschlag und man bekommt einige Schiessereien und Gore-Einlagen der leckersten Sorte geboten. Highlights bilden da z. Bsp. die knallige Ballerszene zwischen Cop Carruthers und einem Gangster im Fahrstuhl, in dem plötzlich das Licht ausgeht und nur die Mündungsfeuer Einblick auf das Geschehen geben. Oder eine knackige Schiesserei zwischen Polizei, Bösewichtern und einer knallharten Serienkillerin, welche aus dem gegenüberliegenden Gebäude, mit einer gar mächtigen Wumme, auf die Herrschaften schießt und dabei wirklich das blanke Chaos ausbrechen lässt, begleitet von einer irren Kamerafahrt. Ach und wenn einer der schrägen Psycho-Gangstersippe anfängt mit einer Kettensäge durch die Gegner zu schnettzeln und sich dabei plötzlich selber in Stücke zerbretzelt, na dann kann man sich ein dreckig perverses Lächeln auch nicht verkneifen. Ja, die zweite Filmhälfte hat es da durchaus in sich, auch wenn das Treiben sich hier leider ebenfalls immer wieder einmal in unnötige Längen verläuft.
Dazu kommen dann auch noch ein paar gepfefferte Dialoge, die zwar einem Tarantino keinerlei Stand halten können, und alles in allem auch etwas zu selten für 120 Minuten Film auftreten, aber auf ihre eigene Art und Weise ebenfalls unterhalten können. Wenn sich zu Beginn die zwei Cops über uringetränkte Vorgehensweise bei Pickeln unterhalten, Buddy seinem russischen Diener wegen einiger Wix-Flecken auf seinem 10.000 $-Mantel belegt oder eine der beiden schwarzen Serienkillerin, die schockierte Hotelangestellte, mit ihrem Hass auf die Männerwelt konfrontiert, ja dann kann man sich ab und an auch noch ganz nett unterhalten fühlen, zumal die schmuddelige Umgebung, sowie der knackige Soundtrack ebenfalls für Spaß sorgen.
Schade nur, dass man sich dann zum Ende hin plötzlich gedacht hat, dem Zuschauer unbedingt noch etwas zwingend Unerwartetes bieten zu wollen und in den letzten 10 Minuten den Film dann plötzlich zu einem völlig unpassenden Drama umfunktioniert. Die flott vorangegangenen Minuten werden auf einmal Bierernst und der Streifen verfranzt sich in einem derart Haare raufenden Schluss, dass man plötzlich wieder nur noch Ärger über das Gezeigte empfinden kann. Ohne diese 10 Minuten wäre man wenigstens mit einem Lächeln, über die letzten gut 50 Minuten gepflegten, aber unterhaltsamen Unsinn rausgegangen, doch das versaut einen der Streifen mit seinem Schluss nun wirklich gründlich. Schade eigentlich!
Was die Darstellerriege angeht, so bietet das Starensemble durchgehend einigermaßen solide Schauspielerkost, die eigentlich keinerlei Ärgernisse zu bieten hat, in Punkto Genialität aber einzig und allein Ray Liotta auffährt, der seinen Job als Cop beachtend gut macht. Affleck, Garsia, Reynolds oder Keys verblassen dagegen, auch wenn sie alles in allem wohl etwas mehr Screentime haben, als er. Doch Liotta ist einfach nur grandios gut und ich hoffe doch mal, dass er Hollywood noch lange treu bleibt!
Fazit: Mittelmäßiges 08/15-Gangsterfilmchen, dass in Sachen Story und Figuren wirklich absolut gar nichts neues oder interessantes zu bieten hat, dafür aber wenigens in seiner Umsetzung hier und da mal für etwas Unterhaltung gut ist. Die durchaus knallharten Actionszenen haben es jedenfalls in sich und die Dialoge sind hier und da auch nicht zu verachten. Dazu eine ordentlich dreckige Umgebung, sowie ein wunderbarer Soundtrack. Währen da die mitunter recht übel ausgefallenen Längen nicht, die vor allem in der ersten Hälfte präsenter den je sind, sowie das hundsgemein üble Ende, dann hätte es vielleicht ganz knapp noch über den Durchschnitt gereicht, so allerdings kann sich "Smokin' Aces" glücklich schätzen, überhaupt noch in dieser Wertungsregion Fuß zu fassen. Dann doch lieber zum 1000 Mal "Pulp Fiction"!
Wertung: 5/10 Punkte