Das "SAW"-Franchise.
Eine aus heutiger Zeit nicht mehr wegzudenkende Filmreihe, welches mit den ersten beiden Teilen Maßstäbe im Horrorfilm-Genre setzte.
Spielte der erste - und selbstredend beste - Teil noch recht gekonnt mit klassischem Suspense und kreativen Tötungsarten, schockte Saw II schon mit der innovativen Story und denn teilweise sehr drastisch präsentierten Foltersequenzen. Auch wenn es aufgrund der relativ dubiosen Freigabe-Bescheinigung den Anschein erweckt, der Film reihe sich konsequent in die Machart des ersten Parts ein, ist anzumerken, dass eben jenes zweite Kapitel der 6teiligen Horrorserie (Stand: April 2010) in puncto Brutalität allen weiteren Sequels eine Nasenlänge voraus ist.
Und in genau zwischen diese 2 Kapitel reiht sich der inoffizielle Beitrag der Reihe ein. Erstellt von 2 Studenten, Daniel Viney und Jeffrey Shuter, erzählt "Saw Rebirth" die Geschichte, wie John Kramer zu seiner abartigen Moralpredigt in Form von sadistischem Menschenopfer gelang. Anzumerken wäre, dass die offizielle Geschichte in Saw III als auch Saw IV schon geklärt wurde, aber da dieses Independent-Projekt vor der offiziellen Erklärung auf dem Markt kam, geht diese Story natürlich ein klein wenig andere Wege ein.
Positiv anzumerken ist die Stilart, welche auf dem ersten Blick an Rodriguez' "Sin City" erinnert. Doch der Effekt erklärt sich schnell von selbst, da dieser Film kein laufender Film in dem Sinne ist. Er ist optisch aufgebaut wie ein Comic und wird auch so erzählt. Es werden Ausschnitte eines Pseudo-Comics gezeigt, es gibt einen Sprecher der die Story erzählt, aber man kann diese auch noch zusätzlich mitlesen, da diese - wie in einem Comic eben - in entsprechende Sprechblasen o.Ä. erscheinen.
Anders als ihre großen Brüder verzichtet dieser Film auf graphische Gewaltdarstellungen; selbst auf Blut verzichtet er. Was den Film besonders auszeichnet, ist der nostalgische Flair als auch die leicht bedrückende Atmosphäre. Auch wenn er atmosphärisch nicht wirklich an die Kinofilme rankommt, gewinnt man dieser Story doch einiges ab. So wird selbst Amanda kurz angesprochen und John Kramers sadistische Gedanken kommen auch sehr schön zur Geltung.
Allerdings hat er Film ein kleines, großes Problem. Er hat keinen Draht zum Publikum. Man kann sich nicht mit einer einzigen Person identifizieren, auch ist die eintönige Musik nervig und man vermisst doch den typischen Saw Score. Die fehlende Tiefe als auch die blasse Darstellung ist der kurzen Laufzeit von knapp 7Minuten zu verdanken.
Obwohl das ein Kurzfilm ist und auch entsprechende Kriterien erfüllt, ist der Film doch erschreckend distanziert und schwer zugänglich. Da der Stil im Grunde nur der eine ist und keine neue Wege eingeht (die oben besprochene Comic-Optik sowie spezielle Comic-Erzählung), ist dies zwar ein netter Beitrag zum Saw-Franchise für die Fans, aber Leute, die die Kinofilme nur zum Zeitvertreib ansehen und sich nicht gründlich damit beschäftigen, ist der Film nur ein weiterer, sinnloser Beitrag zum Thema Torture-Porn - nur eben ohne Torture, dafür aber mit schwerer Erzählweise.
Nett, aber nicht ausgereift.