Mit "Gau ngao gau" alias "Dog bite dog" legt Pou-Soi Cheang einen in trübe Bilder getauchten, hoffnungslosen und sehr brutalen Film vor, dessen Konzept dem Zuschauer leider immer etwas zu deutlich vor Augen steht: noch unangenehmer, noch nihilistischer, noch heftiger. Der Eleganz der "Heroic Bloodshed"-Ära tritt hier die fragwürdige Ästhetik einer Endzeit-Welt gegenüber, in der sich menschenähnliche Wesen, die offensichtlich jenseits jeglichen Schmerzempfindens und Selbsterhaltungstriebs gelandet sind, gegenseitig das Knochenmark aus den Gebeinen prügeln.
Fragt sich nur, ob man das unbedingt sehen muss. Zumal die Figuren sich nicht, was interessanter gewesen wäre, zu dem besagten Zustand völliger Hoffnungslosigkeit und totalen Hasses hin entwickeln, sondern von Anfang an in diesem Zustand sind und ihn nur für wenige rührselige Momente verlassen. Edison Chen ist als Pang zu sehen, ein junger Mann aus Kambodscha, der von Kind auf zum Kämpfen und Töten erzogen wurde. Er lebt wie ein Tier, spricht kaum, tötet ohne Hemmungen und frisst vom Boden. Sam Lee spielt Ti Wai, den gnadenlosen Prügelpolizisten, der durch Gewalt das Gesetz zu beschützen glaubt. Letzteres wird nicht mit plattem Humor ausgestattet, wie es in angestaubten Agentenfilmen westlicher Herkunft üblich war, sondern in deprimierender Monotonie vorgeführt.
Beide Hauptfiguren haben aber auch kleine emotionale Momente: Pang in der Beziehung zu einem verwahrlosten Mädchen, das von ihrem Vater missbraucht wurde - Wai in der gebrochenen Liebe zu seinem Vater, der einst sein Vorbild als sittentreuer Polizist war, ihn aber bitter enttäuschte. Diese vereinzelten Anzeichen einer verschütteten Gefühlswelt heben die Verrohung, die sich in den Gewaltexzessen zeigt, jedoch um so deutlicher hervor.
Als Gegenentwurf zu der Tristesse eines dreckigen und von (sächlichem wie auch, im übertragenen Sinne, menschlichem) Abfall überzogenen Hongkong erscheinen die sonnenbeschienenen, fast idyllischen Landschaften Kambodschas, in denen sich ein kleiner Teil der Handlung vollzieht. Dazu gehört auch das Ende, innerhalb dessen der Film sich die unpassende und krass unrealistische Darstellung eines Geschehens leistet, das ich hier aus naheliegenden Gründen nicht näher beschreiben will.
Das Bild ist (wie bei so vielen aktuellen "härteren" Filmen) durch den hemmungslosen Einsatz von Farbfiltern gekennzeichnet, der fast alles in matschig grün-grau-braunen Tönungen versumpfen lässt. Eine Ästhetik, die sich durch ihre inflationäre Anwendung ziemlich schnell verbraucht - ich möchte zwischendurch auch mal gern ein paar natürliche Farben sehen. Allerdings muss man dazu sagen, dass diese Farbfilterei seltsamerweise auf der deutschen DVD viel stärker auftritt als auf der aus Hongkong.
Dreckig, trüb und hoffnungslos - wem solche Filme was geben, der mag sich Soi Cheangs Werk anschauen, mir war es auf Dauer zu monoton und unergiebig.