Uns aller Pierre Brice wird wohl auf ewig „Winnetou“ bleiben, aber man sollten nicht übersehen, dass der Mann ja auch mal andere Rolle gespielt hat, ohne glatt frisierte Perücke und Fransenhemd und da bietet sich für alle Western-Verächter dieses kleine Grusel-Kuriosum von 1960 an, in dem man einen beliebten Plot-Käse aus alten Kabinettfilmen nahm, speziell aus den Wachsfigurenkabinetten und daraus etwas Untypisches strickte.
Die Franzosen hatten es ja nicht so oft mit dem Grusel, die Italiener schon, aber die bauten immer finstere Entstellte in irgendwelche Schlossgrüfte oder holten die Fangzähne raus, während die „Mühle der versteinerten Frauen“ schon darauf hin deutet, dass man sich sogar mit Originalität in der Architektur auseinander gesetzt hat.
Passgenau spielt die Geschichte dann auch in Holland, wo besagte Mühle eine lokale Sehenswürdigkeiten ist, aber auch nicht mehr als ein ruckhaft bewegten Schauerpanoptikum in bester „Dungeon“-Qualität. Historische und mythische Frauenfiguren in allerlei starr schauenden Todesposen, die das Mühlwerk an den gegruselten Besuchern vorbei fährt. Allzu viele sind es nicht, die das sehen wollen, aber das liegt auch daran, dass man ständig mit einem Boot einen Kanal lang schippern muss, um an sein Wochenendvergnügen zu kommen.
Auch liegt es daran, dass der Besitzer gar nicht die Absicht hat, riesige Kasse zu machen, denn der Künstler Professor Wahl nutzt seine Fingerfertigkeit hauptsächlich, um so all die Mädchenleichen zu verstauen, die er aufgrund von exzessiver Blutentnahme produziert hat. Offiziell ist sein Töchterlein Elfie nämlich nur deftig krank, tatsächlich aber sackt die Gute nach allerlei Fremdinfusionen immer wieder in einen katatonischen Zustand ab.
Deswegen forscht in den Untiefen der Mühle auch Dr. Bohlem(stein) in seinem Blubberlabor nach dem Serum der Seren, welches die porentiefe Lebensfreude Elfies wiederherstellen kann.
Bis es soweit ist, hat Pierre als „Hans von Arnim“ allerdings noch genügend Zeit, die Mühlenbücher nach architektonischen Besonderheiten zu durchsuchen und mit Kumpel und Verlobter die nahe Stadt unsicher zu machen, wenn er nicht der geisterhaften Elfie hinterher hechelt, die stetig auftaucht, stirbt, begraben wird und wieder durch die Gegend stiefelt.
Was auch das Problem ist, warum der Film eben nur ordentlich und nicht großartig ist, denn Plotstruktur und Spannungsaufbau lahmen dem Sensationsgehalt doch lendenlahm hinterher, wenn das Komplettabzapfen eines unwilligen „Engels der Straße“ einigermaßen creepy ausfällt.
Die Bombenwendung ist dann natürlich, dass die hingebungsvolle Verlobte Annelore genau die seltene Blutgruppe am Start hat, um den Tag zu retten (unter Aufgabe des eigenen Lebens natürlich) und weil Hans so eine Tröte ist, muss es Dr.Bohlem hochgezüchtete Rattigkeit sein, die den Käse noch zum Kentern bringt.
Alles jubelt dann zum unvermeidlichen Mühlenbrandhöhepunkt, bei dem wie weilend bei „Wax Museum“ die holden Panoptikumsfiguren zum Schmelzen gerinnen. Das sieht dann auch ordentlich horribel aus.
Brice hat sich also mit der Rolle keine Gefallen getan (weil sie schlecht geschrieben ist für einen „Helden“) und muss den Bösen fast komplett das Feld überlassen, während er am Ende zwei Ewigkeiten braucht, um die Kavernen der Mühle zu durchsuchen, während ihm schon der Frack brennt.
Insgesamt ist es aber ein visuell durchaus schöner Film, der seine erinnerungswürdigen Momente hat, speziell wenn das Mühlenkarussell loslegt, doch selbst die beiden (von Deutschen gespielten) Bösewichte können das nicht ganz ausgleichen. Dennoch von mir milde 6/10 B-Punkte, weil man überraschenderweise den Eurogothiclook doch ins Land der Holzpantinen verlegen konnte.