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„Die Mühle der versteinerten Frauen“, eine französisch-italienische Koproduktion unter der Regie von Giorgio Ferroni, ist ein angestaubter und anscheinend ziemlich in Vergessenheit geratener Gothic-Grusler aus dem Jahre 1960 mit dem jungen Pierre Brice („Winnetou“, „Val Brie“-Werbespot) in der Hauptrolle. Thematisch bewegt man sich zwischen „Das Geheimnis des Wachsfigurenkabinetts“ bzw. „Das Kabinett des Professor Bondi“ und „Augen ohne Gesicht“, also wenig innovativ oder eine interessante Variation, je nach Sichtweise. Dafür ist die Kameraarbeit aber bisweilen erfreulicherweise recht bavaesk, Gerüchten zufolge soll Bava auch selbst am Film mitgewirkt haben.

Nun mag ich diese alten Gruselschinken mitsamt ihres gemächlichen Erzähltempos, das zum Zurücklehnen und Genießen einlädt, grundsätzlich sehr. Nach einiger Zeit wird aber deutlich, dass andere Regisseure es dann doch besser verstanden, Spannung zu erzeugen oder ihr Publikum anderweitig zu fesseln, denn ca. zwei Drittel der Spielzeit lang passiert so gut wie nichts – und ein Herr Brice ist eben kein Vincent Price, Peter Cushing oder Christopher Lee, der allein durch seine Anwesenheit zu fesseln vermag. Schlecht macht er seine Sache genauso wenig wie die anderen Darsteller, insbesondere die jüngeren Mädels wissen auch optisch zu gefallen, doch war mir das über weite Strecken des Films dann einfach zu wenig. Allerdings überzeugt das Finale, denn im letzten Drittel kommt „Die Mühle der versteinerten Frauen“ endlich in Fahrt, wird der gelungenen Ausstattung Dramatik zur Seite gestellt, als sich die Ereignisse überschlagen und die Mühle so richtig in Aktion gerät.

Aus filmhistorischer Sicht natürlich ein interessantes Stück Geschichte des phantastischen Films und insofern überaus begrüßenswert, dass das Label „New“ den Film mit deutscher Synchronisation veröffentlicht und Jump-Cuts des Ursprungsmaterial zum Opfer gefallene Synchronisationsfetzen ebenso untertitelt hat wie offensichtlich nie synchronisierte englischsprachige Passagen, für Gelegenheits-Gotiker aus dem reichen Fundus sympathischer und empfehlenswerter Genrebeiträge aber noch mit am ehesten verzichtbar.

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