Review

Präsident Ford rettet den Tag - 30.03.2008

Ich hatte diesen Film als reichlich schlechten Beitrag aus der Reihe „Ein Mann gegen eine Übermacht“ im Gedächtnis, verquickt mit aufdringlichem Pathos und viel Hurra, Amerika. Bei der erneuten Sichtung des Streifens aber wurde ich angenehm überrascht, denn so schlecht, wie ich dachte, ist der Film nicht, ganz im Gegenteil. Wir sehen absolutes Popcornkino, viele gute handgemachte und einige schlechte rechnergestützte Effekte, Gefechte Mann gegen Mann, überzeugende Schauspieler und bombastischen Aufwand. So waren und sind sie immer noch, die Filme, mit denen Hollywood auf Dauer punkten kann, denn als Zuseher wird man von all dem Treiben einfach in den Sessel gedrückt, weiß um das gute Ende, welches der Film unweigerlich nehmen wird, amüsiert sich indes dennoch bestens.

Harrison Ford spielt den Präsidenten der USA auf dem Rückflug von Moskau mit der Air Force One. Kurz zuvor haben Russen und Amerikaner einen verbrecherischen Tschetschenen – General ( äußerst wortkarg: Kollege Prochnow ) dingfest machen können. Aber der Mann hat fanatische Anhänger, die von einer Wiedergeburt Mütterchen Rußlands träumen, kurzerhand die Air Force One übernehmen, brutal und ohne zögern vorgehen und den General freipressen wollen. Das gelingt auch alles, dank der kaltblütigen Art von Gary Oldman auch prima auf die Leinwand gebracht. Aber man hat nicht mit dem heldenhaften Präsidenten gerechnet, der nicht zulassen kann, daß seine Familie in der Gewalt der Bösen bleibt. Und so prügelt und schießt er sich durch sein Flugzeug, ein bißchen wie McClane, derweil in Amerika die politischen Flügel, die Tauben und die Falken, versuchen, die Krise auf bürokratische Art zu lösen. Allerhand Abenteuer später darf auch ein bißchen Flugzeugaction zum guten Schluß nicht fehlen, bevor Präsident Ford den Tag endgültig gerettet hat.

Wenn ein Deutscher in Hollywood Filme dreht, dann sind diese fast immer weitaus patriotischer, als es die Amerikaner je zustande bringen. Negativbeispiele gibt es von den Herren Emmerich und Petersen reichlich, aber hier hat Petersen es noch nicht übertrieben. Seine Qualitäten als Regisseur waren damals unbestritten, und das Actionfeuerwerk ist sauber und präzise inszeniert, lebt aber vor allem auch durch das präzise Spiel von Ford und Oldman. Leider mischen sich Familienbande in das Treiben, ein Kind darf mittun, und das ist für mich immer einen Punktabzug wert. Letztlich wird der Film am Ende auch reichlich unlogisch und ist ein gutes Stück zu lang, statt einfacher Rettung müssen noch komplizierte Manöver her. Aber das ist auf hohem Niveau gemeckert, denn an sich haben wir hier einen guten Film vorliegen, durchgehend spannend, ohne handwerkliche Fehler, mit detailgetreuer Ausstattung und typischer Filmmusik für derartige Streifen. Also doch ein guter Beitrag aus dem kleinen Genre „Stirb langsam“ – gibt es so ähnlich nur noch mit Wesley Snipes…8/10.

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