Daß Marcus Nispel kein Genie ist, sondern ein bildverliebter Nachmacher, wissen wir spätestens seit dem zwar optisch modernisierten, aber null innovativen „TCM“-Remake.
Und weil der Herr offenbar für neue Geschichten nüscht übrig hat, hat er jetzt auch noch den norwegischen „Pathfinder“ durch den Wolf gedreht.
Natürlich spielt Nispels Film nicht in Norwegen, sondern standesgemäß in den US of A, wo, so verpellt uns das Ei der Legende, die Wikinger Centurien vor Columbus die neue Welt entdeckten, dort aber irgendwo aufgehalten worden waren. Dazu hat Drehbuchautorin Laeto Kalogridis ein gar toughes Garn gesponnen. Einstmals waren wohl Wikinger gelandet, hatten sich in einer nahe liegenden Ureinwohnersiedlung aufgeführt wie die Axt im Walde, doch am Ende blieb (ungeklärterweise) nur ein Jüngelchen zurück, dass von einer netten Pocahontas-Urahnin prompt adoptiert wird.
Zum Manne gereift, hat der Gute immer doch nen dollen Knacks weg, denn auf Gewalt stand er gar nicht, weswegen er 15 Jahre lang auch ständig mit dem Schwert geübt hat, bis er damit so flott umgeht, wie jeder Hollywood-Schwertheld das so tut. (Derlei logische Bombentrichter begleiten den Zuschauer übrigens durch den ganzen Film.)
Prompt kommt die nächste Ladung der gehörnten Nordmänner an und meuchelt die elterliche Siedlung samt Eltern und allen Angehörigen weg. Aber da ist ja noch der Stamm rund um den „Pathfinder“ – ein Job, der im Film nie so ganz genau definiert wird und für die Handlung auch gepflegt scheißegal bleibt – und der muß nun, samt knackiger indianischer Maid vor den Panzerhirnen beschützt werden.
So simpel das klingt, so simpel ist auch die Ausführung.
Hier wird sich nicht um tiefergehende Psychologisierungen geschert, noch will man eine anspruchsvolle Story präsentieren.
Nispel produziert mtv-gerechte Wichtelhirnästhetik für Wichtelhirne – ob aber selbst der gutwilligste Actionliebhaber darauf reinfällt, bleibt zu bezweifeln.
Fakt ist: hier soll es auf die Omme geben und das nicht zu knapp. Ruck zuck ist die Rübe ab (oder was sonstwie im Weg stand), hauptsächlich es wird gut gemeuchelt. Doch der Highlander knüppelt retour und so dampft das Blut gleich lachenweise durch den jungfräulichen Kontinent.
Nispel inszeniert auf den puren Effekt hin. Optische Spielereien sind seine Sache und deswegen schwelgt er wieder mal in der Pracht des Verfalls. Der Winter geht, der Frühling kommt und mit ihm Schneematsch und Pfützen. Im Wald dampfen die gar immergrünen Bäume, es herrscht permanent filtergedämpftes Zwielicht und alles sieht schön moosbewachsen, sumpfig und urtypisch aus.
Daß er dabei zwischen Realszenen, deutlichen PC-Animationen (Bucht) und offensichtlichen Studio-Sets (besonders platt: das Finale auf dem Bergweg) hin und her schwankt, ohne das qualitativ stimmig aufzuköcheln, was solls, hauptsache es sieht schick aus.
Videoclipregisseur, der er war (und mehr wird er auch auf ewig nicht werden), schwelgt der Deutsche in Zeitlupen, Gegenlichtaufnahmen, rauchigen und feuchten Sets und lässt die Actionszenen so schnell im Stakkato zusammen schnippeln, dass wir zwar glauben, dass da jemandem gerade die Hirnschale ventiliert wurde, wir uns aber nie ganz sicher sind, es auch gesehen zu haben.
Das beschäftigt natürlich und das ist gut so, denn sonst müsste man noch einen Gedanken an die Ideologie dahinter verschwenden.
Hier präsentiert die Worldwide Gutmensch Inc., wie Hollywood so etwas angeht: Indianer = gut und edel und weise und naturverbunden und mit Emotionen behaftet! Wikinger = evil, böse in der pursten Form des Wortes.
Und so kommen die frauenlosen Eroberer auch herüber wie eine Abordnung aus italienischen Fußballstadien, eine Horde mordlüsterner Schlagetots, die sich das später von einem gewissen Adolf H. zur Maxime gemachte Prinzip „Endlösung“ dick auf die Schilde gemalt haben.
Was da in Amerika kreucht und fleucht, wird erst mal pauschal weggehobelt, egal ob man da noch was von brauchen kann oder nicht und nach einem Stündchen beschleicht einen die Frage, wie diese Deppenschlächter überhaupt die Boote zusammen bekommen haben.
Und was die da nu eigentlich wollen, gleich oben drauf.
Historisch liegt natürlich auch einiges im Argen, angefangen von sehr interessanten Mischlingshunden im 9. oder 10.Jahrhundert bei die Indianers, über schick-monströse Kampfhelme, die durch keine Tür passen, bis zu der uns hier verkauften Unkenntnis der schnee-erprobten Nordmänner bezüglich eines Naturphänomens namens „Lawine“, was jedem Hirnbesitzer mal glatt die Hose wegfliegen lässt.
Daß unter den Rauschebärten u.a. Clancy Brown und Ralph Moeller stecken, erkennt man übrigens sowieso nicht, wäre also nicht nötig gewesen, letzten Endes sind die hier gesprochenen Sätzchen sowieso aus dem Glascontainer recycelt.
Daß diese Kunstprodukt überhaupt Punkte bekommt, verdankt es der Tatsache, dass man bei Ausschalten des Gehirns und angesichts visueller Vorlieben sich 90 Minuten lang den Bregen mit schicken Bildern beballern lassen kann und das fast immer was los ist.
Nur was der „Pathfinder“ denn nun in der Geschichte zu tun hatte, weiß ich immer noch nicht (es handelt sich übrigens um nen alten Indianer, der irgendwann gevierteilt wird) – aber ich lebe in der Gewissheit, dass wenn eine Lawine abgeht, immer alle Wikinger sterben, aber Karl Urban, der kommt hinkend vom Berg wieder runter.
Ich muß schon sagen, das beruhigt total. (3/10)