Prinzipiell ist ein Grusler mit Vincent Price ja immer sein Geld wert, denn allein die Präsenz des Altmeisters kann auch den letzten Billigschinken vor dem Fegefeuer retten.
Trotzdem ist "Das Gift des Bösen" im Oeuvre des Verstorbenen nur blasser Durchschnitt. Entstanden im Gefolge der außerordentlich farbigen Edgar-Allan-Poe-Welle in den Studios Roger Cormans, muß hier der hierzulande kaum bekannte Grusel-Dinosaurier Nathaniel Hawthorne (19.Jahrhundert) herhalten und Vorlagen liefern.
Da Poe am Auslaufen war, brauchte man wohl frisches Blut, was aber nur bedingt durchsetzbar war, denn die Umsetzung ist eindeutig an der erzählerischen Behäbigkeit der Poe-Reihe orientiert. Das ergibt eine dramatische Behäbigkeit, die schon an Zeitlupe grenzt.
Noch unterstrichen durch eine altertümliche Wortwahl, die das Offensichtliche umständlicherweise noch kompliziert, zieht sich das Geschehen wie Kaugummi dahin, obwohl das nicht nötig gewesen wäre. So sind denn auch knapp zwei Stunden Laufzeit deutlich zu lang, ein Schnitt von zwanzig Minuten hätte dem wortlastigen Treiben eindeutig gut getan.
Die erste Episode "Heideggers Experiment" ist von der Konstruktion her Poe pur, samt unsterblicher toter Geliebter, vieler Treueschwüre und der Erweckung aus dem Grabe. Interessantester Punkt ist die völlig reine (chemisch und moralisch) Flüssigkeit, die sich zunächst in den Sarg ergießt (ein logischer Schwachpunkt, denn bis sie den Sarg durchdrungen hatte, muß die Leiche bereits angefangen haben, zu verfallen). Hier bietet sich im Nachhinein ein hübscher Verwandlungseffekt, der jedoch kaum von den Beinen haut.
"Rappaccinis Tochter" ist sogar noch schlimmer, geradezu Shakespeare light, da von der Ausgangslage eher Romeo und Julia. Die Idee hinter dem Ganzen (die Braut, der tödliches Gift durch alle Poren dampft) ist wiederum interessanter als die Umsetzung, die voll auf Tragödie und wenig auf Dramatik setzt, da man den Ausgang bereits vorhersehen kann.
Bleibt noch "das Haus der sieben Giebel", Hawthornes berühmtester Roman, ein Klassiker der Horrorliteratur, der hier wieder poe-ähnlich aufbereitet wird. Zwar etwas unheimlicher und tricktechnisch leicht versierter erzählt (durch die Geisterscheinungen) holpert dieser Trilogieteil auch wieder dramatisch durch einige überflüssige Untiefen und kulminiert schließlich in einem von außen zwar ansprechenden, von innen jedoch gar lächerlichen Zusammenbrechen des Hauses.
Zuvor haben viel zu kirschrote Blutflecken, schlechte Gemälde und einige blasse Studiogewölbe eh schon für reichlich unfreiwilligen Humor gesorgt, ehe sich Price mittels einer Spitzhacke durch die Stirn optisch reizvoll seiner fiesen Schwester entledigt und so für einen einsamen Höhepunkt sorgt. Bis dato dürften die meisten Zuschauer aber schon sanft entschlafen sein.
Ich will jetzt keine künstlerische Sorgfalt der Produktion absprechen, doch Price und Konsorten haben besseres geboten, sowohl vorher als auch nachher. Price selbst gibt hier dreimal den Bösewicht und sorgt nicht gerade für Abwechslung. Der Supportcast ist ordentlich, hinterläßt aber keinen denkwürdigen Eindruck.
Historisches Gruselkino alter Couleur in knalligen Farben, leider schon recht angestaubt.
Für Vollständigkeitsfanatiker. (5/10)