"Ist das Leben nicht schön" ist sicherlich Amerikas berühmtester Weihnachtsklassiker, wenn es um Filme geht, eine von Frank Capras berühmtesten Arbeiten, die in aller Herren Länder die Zuschauer zu Tränen rührt, wenn James Stewart durch einen Engel in Ausbildung den Lebensmut zurückgewinnt, weil er sieht, wie sein scheinbar sinnloses Leben doch so vielen etwas gegeben hat.
Leider ist es auch ein hoffnungslos kitschiger Film, der uns ein Amerika des berühmten Zeichner Norman Rockwell präsentiert, wie es unrealistischer nicht sein könnte. Lang und breit wird die Kleinstadtidylle und das Spießbürgerliche von Bedford Falls ausgebreitet, mit seinen verschrobenen Kerlen und netten Leuten, die ums Überleben kämpfen, obwohl der böse Potter am liebsten die ganze Stadt kaufen möchte.
Darin stecken dermaßen viele Klischees, daß man aus dem Zählen gar nicht mehr rauskommen will, fängt man erst einmal an.
Allein Stewart, der seine eigenen Wünsche, Träume und Hoffnungen von einer Zukunft fern des Kleinstadtmiefs immer wieder dem Gemeinwohl opfert, verdient schon gleichermaßen Anerkennung wie Verachtung, so daß man im emotional eher kühlen 21.Jahrhundert gar nicht fassen kann, warum immer er den Karren aus dem Dreck ziehen muß, weil alle anderen so blöd sind. Aber trotzdem steckt in seinem Ringen auch wieder der positive Einsatz des Individuums zum Wohle aller.
Leider jedoch ist dieser filmische Ausflug ins Reich der Gutmenschen viel zu lang und weilig geraten. Berühmt für seine Sequenz, in der der Engel Clarence (übrigens die unterhaltsamste Figur hier) Stewart eindrucksvoll vorführt, was aus der Stadt und den Menschen geworden wäre, wenn es ihn nie gegeben hätte, ist sogar diese zu bemäkeln, denn obwohl sie in dem beinahe zweistündigen Film nur etwa 10 Minuten dauert, ist Stewarts Unglaube ob aller Tatsachen, die im gezeigt werden, vollkommen ärgerlich. Wieder und wieder versucht er einen nach dem anderen zu überzeugen, daß er ihn kennt, was natürlich schnell ermüdet.
Zuvor muß man allerdings beinahe anderthalb Stunden warten, während die Engel Clarence darüber aufklären, was bisher in Georges (Stewart) Leben geschehen ist. Das ist zwar recht vielseitig, aber auch wenig spannend, abgesehen von ein paar netten Szenen rund um seine große Liebe und spätere Frau. Zu zäh spannt sich der Lebensbogen, gefolgt von dem betreffenden Unglückstag, der George in Selbstmordstimmung gebracht hat, schön klischeehaft dabei Stewarts Verhalten in allen Belangen, vor allem wenn er seine Familie ausschimpft. Auf die Zukunftsvision folgt dann noch das übersüße Happy End, daß aber im Kontext durchaus zu ertragen ist.
Wer also bei seinem Capra seufzt, weil nicht das Leben, sondern der Film so schön ist, der darf in Weihnachtsstimmung ruhig schwelgen. Ich für meinen Teil finde, daß Capras Werk stark überbewertet wird, dramaturgisch holprig inszeniert und überlang ist und definitv sein Verfallsdatum überschritten hat. Da fällt der Kitsch fast angenehm auf. (5/10)