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Beverly Hills Cop 2

Im Sequel zum Überraschungs-Superhit „Beverly Hills Cop“verschlägt es Eddie Murphy als Detroiter Cop erneut ins sonnige Kalifornien. „Top Gun“-Regisseur Toy Scott macht aus Axel Foleys zweitem Fall ein rasant geschnittenes und poppig bebildertes Vorbild für das Action Kino mindestens der beiden Folgejahrzehnte.

Schon der erste Shot zeigt unmissverständlich, dass ein anderer auf dem Regiestuhl sitzt. Ein tief orangeroter Himmel, hinter dem die Silhouette einer Stadt lediglich zu erahnen ist. Die Einblendung in dicken weißen Lettern schafft Klarheit: „Beverly Hills, California“. Schnitt. Ein fünfspuriger Highway gesäumt von Palmen, der orange Dunst wird durchlässiger. Schnitt. Ein schwarze Limousine fährt vor, das Licht ist nun klar und natürlich. Schnitt. Eine ganz in weiß gekleidet Blondine steigt aus. Schnitt. Sie zieht eine Pistole und zwingt den Wachmann eines Juweliergeschäfts vor ihr den Laden zu betreten. Schnitt. Dann beginnt der Überfall.

Bilderstürmer auf dem Regiestuhl

Tony Scott braucht kaum mehr als eine Minute für seinen Auftakt. Handlungsort, Setting, Antagonisten in ein paar Pinselstrichen. Die Lehrjahre als Werbefilmer sind so offensichtlich wie wirkungsvoll Hier kann einer mit Bildern erzählen, schnell, schnörkellos, auf den Punkt. Und natürlich schick. Die Produzenten-Titanen Jerry Bruckheimer und Don Simpson wollten ihren bis dato größten Blockbuster nicht einfach nur fortsetzen. Nichts weniger als das alte Olympia-Gesetz des „Schneller, höher, weiter“ sollte die Devise sein. Und wer wäre für diese Stratosphärenpläne besser geeignet sein als Tony Scott. Schließlich hatte der den beiden mit dem Adrenalin-Hit „Top Gun“ ihren zweitgrößten Triumph beschert.

Nun schreit die Geschichte um einen Detroiter Cop, den ein persönlicher Fall ins sonnige Beverly Hills verschlägt, nicht gerade nach derselben Rasanz wie die Abenteuer des tollkühnsten Jetpiloten der US-Navy. Soweit die Theorie. Nach den ersten 5 Filmminuten ist diese dann endgültig vergessen. In hyper-stylischen Bilder voller Dampf, Rauch und schräg einfallendem Licht erfahren wir zu den Synthiebeats Harold Faltermeyers und dem Pop-Rock Fetzer „Shakedown“ von Glenn Frey, dass das mondäne Beverly Hills von der „Alphabet-Bande“ ausgeraubt wird und Axel Foley in der deutlich schmuckloseren Arbeiter- und Autometropole Detroit einen Undercover-Einsatz im edlen Zwirn und roten Ferrari hat. Scott der Bilderstürmer.

Neue Referenz des Action-Kinos

Was man damals erst erahnte, ist heute längst Gewissheit. Mit dem fetzigen Doppel aus Top Gun“ und „Beverly Hills Cop 2“ schuf Tony Scott schuf nichts weniger als den Referenzrahmen für eine neue Art des Pocornkinos und dabei insbesondere seiner populärsten Spielart, dem Actionfilm. Anfangs als Hyperaktiver Style-Over-Substance-Fetischist verunglimpft, mindestens belächelt, berufen sich heute namhafte Kollegen wie QuentinTarantino, Michael Bay oder Nicolas Windig Refn auf ihn als Vorbild oder Inspiration. Für Axel Foleys zweiten Einsatz im Nobelviertel von Los Angeles passt Scotts Stil wie ein Maßanzug. Auf dem Höhepunkt des MTV-Hypes war ein Film der wie ein 90-minütiges Musikvideo daherkam eine von Hollywood lizensierte Gelddruckmaschine. Vor diesem Hintergrund sind Axel Foleys erste Worte beim Abnehmen eines Anrufs nicht einfach nur witzig, sondern ein knalliger Meta-Gag: „Hallo? Sie sind mit dem Domizil von Michael Jackson verknüpfelt.“

Alles in „Beverly Hills Cop 2“ ist schneller, lauter und greller als beim Vorgänger. Scott erzählt in Bildern, Schnitten und Sound. Die Ähnlichkeiten zu „Top Gun“ sind weit größer als jene zum Original. Während Martin Brest noch einen vergleichsweise ernst gemeinten Krimiplot um einen als Kunsthändler getarnten Schmugglerkönig erzählt, sind die minutiös durchgeplanten Überfälle der Alphabet-Verbrecher nur ein Mittel zum Zweck. Geschwindigkeit und Präzision sind dann auch die Mottos des Films. Hier ist keine Zeit für irgendwelche narrativen oder charakterlichen Schlenker, hier zählt nur Vollgas. Die dampfende, brodelnde und dunstige Bildsprache ist das optische Äquivalent. Selbst Axels Spruchkanonanden haben eine höhere Frequenz, zumindest gefühlt.

Diese durchweg spürbare Rasanz hat aber auch eine Kehrseite. Die im ersten Film noch liebevoll entwickelten Sidekicks Sergeant Taggert (John Ashton) und Billy Rosewood (Judge Reinhold) sind weniger präsent und werden wiederholt zu Stichwortgebern für Axel Foleys nächsten Kalauer degradiert. Die im Prinzip gelungenen Witze um Taggart Eheprobleme und Rosewoods Stallone-Leidenschaft bekommen zu wenig Raum zur Entfaltung und sind nur Teil der allerdings erneut stolzen Gagparade. Highlights sind auch hier wieder Axels dreiste Oneman-Shows um sich irgendwo reinzumogeln., diesmal in eine frisch renovierte Luxusvilla, einen exklusiven Gun-Club und sogar eine von Hugh Hefners berühmten Playboy-Parties im gleichnamigen Mansion (Cameo selbstredend inklusive). Das ist alles enorm spaßig und motiviert dank Eddie Murphys Stand-Up-Comedian-Expertise auch wieder permanent zum Szenenapplaus.

Fehlender emotionaler Kern

Was auf der Strecke bleibt, ist ein emotionaler Kern, der auch mal für ein paar nachdenklichere Momente sorgt. In „Beverly Hills Cop“ waren die Gespräche zwischen Axel Foley und seinem Gegner Victor Maitland stets von einer lauernden Atmosphäre geprägt. Jeder wusste um die Gefährlichkeit und die Beharrlichkeit des jeweils anderen. Im Sequel gibt es nur zwei kurze Szenen zwischen Axel und dem Industriellen Maxwell Dent. Obwohl Jürgen Prochnow das nötige Charisma und die fiese Ausstrahlung für die Villain-Rolle mitbringt, bleibt er seltsam blass und wenig bedrohlich. Tony Scott hat schier kein Interesse daran, die Figur auch nur zart auszuloten, sie ist einfach da, weil das in einem Actionthriller eben so sein muss. Dass man mit dem Attentat auf den aus Teil 1 bekannten Captain Bogomil (Ronny Cox) exakt denselben Aufhänger schafft wie im Vorgänger, wirkt ebenfalls mehr nach Checkliste. Der Comicstrip-Charakter des Films lässt sich an vielen Punktren festmachten, am augenfälligsten ist er aber bei Dents Henchman, bzw. Henchwoman. Brigitte Nielsen dürfte nicht zuletzt auf Fürsprache ihres damaligen Gatten Sylvester Stallone gecastet worden sein, aber sie passt auch ideal in Scotts poppige Bilderwelt. Größer als die meisten Männer in ihrer Umgebung, mit blond gefärbter Kurzhaar-Frisur und stoischer Miene, wirkt sie wie der klassische Schurken-Handlanger aus einem Roger Moore-Bondfilm.

Axel Foleys zweiter Einsatz ist somit mehr Tony Scott als Beverly Hills Cop, mehr Zeitgeist-Produkt und Action-Blaupause als popkulturelles Statement. Der Ansatz, von allem mehr und noch dazu besser, geht in audiovisueller Hinsicht durchaus auf. Der Film ist schneller, lauter, druckvoller als das Original. Das gilt auch für den Humor, der aber dank Eddie Murphys Ausnahmetalent erneut eine beeindruckende Trefferquote aufweist. Was in all den virtuosen Schnittgewittern und Popart-Shots allerdings auf der Strecke bleibt, ist der lausbububenhafte Charme des Originals. Die Frische einer unverbrauchten Idee und eines kommenden Superstars, die nicht zu erklärende Magie aus ganz gewöhnlichen Zutaten ein Menü gezaubert zu haben, das auch noch Jahrzehnte später als Erfolgsrezept und Klassiker beklatscht wird.

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