Review

Super-Serienkiller-Schnüffler sucht sexy Scents


Meine zwei größten Hobbits sind Parfums und Filme. Über beide schreibe ich schon seit Jahren Kritiken, beide sind Liebe, Leidenschaft und ein großes Stück meines Lebens. „Das Parfum“ von Tom „Lola rennt“ Tykwer könnte man da natürlich als sowas wie eine Brücke zwischen diesen beiden Welten bezeichnen, was mir den Film und dieses Review natürlich besonders ans Herz legt. Erzählt wird, wie im Buchbestseller von Patrick Süskind, von Jean-Baptiste Grenouille, der im Paris des 18. Jahrhunderts seit seiner Geburt auf dem stinkenden Fischmarkt mit einer übernatürlich guten Nase bzw. einem unfassbar guten Geruchssinn ausgestattet ist. Doch als er es sich zur Aufgabe macht, das betörendste Parfum der Welt zu erschaffen, meint er den Geruch junger Damen einfangen zu müssen und wird dabei zum eiskalten, intuitiven Mörder... 

„Das Parfum“ schafft es, ein sicher nicht leicht zu verfilmendes Buch, nahezu ideal auf die Leinwand zu zaubern. Gerüche in Worte oder Bilder zu packen, ist kein Kinderspiel, doch Tykwer gelingt das meisterlich. Man meint sowohl schöne wie schreckliche Gerüche zu fühlen und in der Nase zu haben. Echt erstaunlich! Der Film sieht zudem exquisit aus, ist exzellent besetzt und bietet einen Protagonisten, der anziehend und abstoßend zugleich ist. Das ganze Schauspiel ist alles andere als langweilig, egal wie ambitioniert und gestreckt die Laufzeit erscheinen mag. Selbst wenn da sicher auch etwas meine eigene olfaktorische Faszination in die Karten spielt. Denn insgesamt hört man hierzu oft, dass man „Das Parfum“ entweder liebt oder hasst und dass es durchaus etliche Leute gibt, die damit gar nichts anfangen können und denen das alles überzogen, theatralisch und lächerlich, ja fast peinlich und trashig erscheint. Für mich ist das allerdings ein fantastischer Thriller mit persönlicher Connection, intimem Anstrich und einzigartigem Thema. Die Kopfnote wird getragen von feinen Schauspielern wie Whishaw, Rickman, Hoffman und einer prachtvollen Kulisse und Ausstattung. Die Herznote blüht auf in einer packenden Krimistory über Besessenheit, Schönheit und emotionale Kälte, unterlegt mit einem eleganten Score. Und die Basisnote lullt und hallt noch lange nach, mit einer Ode an die Gerüche und einen von vielen noch immer unterschätzten Sinn. Kein unsterblicher Klassiker wie Chanels No. 5 oder Cool Water, aber auf dem besten Weg dorthin wie etwa Dior Homme, Creed Aventus oder Tom Fords Oud Wood. Fabelhaft! 

Fazit: der Mörder mit der Monsternase. Oder andersrum? In jedem Fall ein sensitiver Mittelalter-Thriller wie kein anderer und eine einzigartige Geschichte. Extrem ästhetisch von Tykwer in Szene gesetzt, grandios gespielt und trotz epischer Laufzeit nie langweilig. Für mich vor allem ganz persönlich ein Meisterwerk. Sinnlich und betörend. Eine olfaktorisch-filmische Koproduktionen für alle Sinne. Riechkolbenreichtum sichtbar und fürchterlich-schön gemacht. 

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