Wir mischen uns einen Film. Dazu nehmen wir: 1 Teil Buchvorlage, 2 Teile schöne Bilder und Detailaufnahmen – sehr künstlerisch, 2 Teile Spezialeffekte jämmerlichster Hollywoodnachmache, 3 Teile retardierendes Moment in Endlosschleife, 1 Teil nichtüberzeugender Schauspieler und ein bisschen, d.i. einen letzten 1 Teil absoulte Oberflächlichkeit.
Gut geschüttelt, also in viel zu schneller Bildfolge zusammengepanscht, ergibt das etwas, das eines langen Atems bedarf: Den Film „Das Parfüm“, 2006.
Über den Inhalt braucht hier nichts gesagt zu werden: wer das Buch von Patrick Süskind gelesen hat, kennt ihn und wer das Buch nicht kennt, kann mit dem Film nichts anfangen.
Nun einmal ein paar Grundsätzlichkeiten: Liebe Filmemacher, Bluescreens wirken unrealistisch, Spezialeffekte können nicht schaupielerisches Können ersetzen, man sollte sich nicht von Harald Töpfer inspirieren lassen und, finally, retardierende Momente machen eine Situation, deren Ausgang man kennt, nicht spannender.
Nur fürs nächste Mal.
Entweder fehlt den Schauspielern jegliche Form von Befähigung oder aber diese Befähigung wird nicht gefordert, wobei eher von Letzterem auszugehen ist, da der Film viel zu wenig auf die einzelnen Charaktere eingeht. Was der Zuschauer vorgesetzt bekommt, ist ein höchst oberflächlicher Bilderreigen; der Sprachwitz und die Hintergründigkeit der Buchvorlage gehen nahezu gänzlich verloren (warum musste man sich auch an Harry Potter und Fluch der Karibik orientieren? Weshalb konnte man sich nicht Kubricks Barry Lyndon oder Sletaunes Naboer zur Gestaltungsvorlage nehmen?)
Die Thematik des Buches bedarf der Ruhe, sie kann nicht in hektischen, computergenerierten Kamerafahrten und zittrigen Hochgeschwindigkeitsbildwechselabfolgen zum Ausdruck gebracht werden. Das Buch selbst ist zutiefst mit Menschlichkeit und Psyche verwurzelt, und die kann man nicht mit Spezialeffekten darstellen, sondern einzig und allein mit charismatischen Schauspielern. Leider kommt bei keinem der Protagonisten auch nur ein Hauch von Charisma über.
Ganz unpassend ist auch die Einspielung horrorfilmtypischer Geräusche und Maden- u. Sonstwaseinblendungen. Diese wirken im Gesamtkontext wie klägliche Versuche, auch mal etwas Böses, aber bitte nur legal Böses, und das dann auch noch im Sinne einer FSK 12- Freigabe, darzustellen. Typische deutsch, möchte man fast meinen.
Es wäre besser gewesen, auf diese Horrorfilmelemente zu verzichten.
Die Filmmusik ist auch nicht wirklich prickelnd, erinnert sehr an den Beginn von Interview mit einem Vampir. Auch da hätte es sicher andere Möglichkeiten gegeben.
Nichtsdestotrotz offenbart auch dieser Film mitunter einen Lichtblick, da die eine oder andere Szene gute Ansätze aufweist und durchaus dazu fähig ist, den Zuschauer bei der Stange zu halten. Auch die Versuche, die olfaktorischen Erlebnisse Grenouilles in über die Optik wahrnehmbare Sinneseindrücke umzuwandeln, sind sicherlich nicht die Schlechtesten. Ein weiterer Pluspunkt, neben den teils doch recht kunstvollen Detailaufnahmen, ist das durchgängig hübsche Äußere der getöteten Mädchen. Obgleich das Kate-Winslet-Püppchen, dessen Bouquet schließlich das erstrebte Beste Parfüm der Welt zu seiner Perfektion hin veredelt, ein wenig fehlplatziert wirkt. Weniger wäre wohl auch hier mehr gewesen.
Fazit: Der Film wird der Buchvorlage bei weitem nicht gerecht. Es ist daher ratsam, das Geld an der Kinokasse zu sparen und sich statt dessen das literarische Werk selbigen Namens in den Schrank zu stellen und gegebenenfalls auch zu lesen.
Der teuerste deutsche Film seit Metropolis – ach ne, heutzutage muss man ja sagen: „ALLER ZEITEN“, sonst wirkt es unglaubwürdig – scheint ziemlich in den Sand gesetzt. Er ist nicht zu empfehlen.