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Theeflog - Nebel des Grauens hieß der erste Horrorfilm, den ich sah - jedenfalls glaubte ich jahrelang, dass er so hieß. Damals waren Videorekorder noch was Neues und ich traf mich mit zwei Kumpels. Einer hatte den Film ausm TV aufgenommen und so saßen wir drei Pimpfe nachmittags im verdunkelten Wohnzimmer und schauten uns Carpenters Grusler an und ängstigten uns die Seele ausm Leib

Boah, dieser Nebel, gruseliger geht es kaum. Selbst wenn ich mir heute The Fog anschaue, überkommt mich ein Schauer. Die Atmosphäre dieses Films ist einfach gigantisch. Die Behäbigkeit des Films hat Carpenter auch auf den Spannungsbogen übertragen (im positiven Sinne). Langsam baut sich die Geschichte auf, der Film verfällt in keiner Sekunde in Hektik, hier lässt Hitchcock grüßen. Der Grusel schwebt in den Betrachter wie der Nebel an die Küste und in das kleine Städtchen Antonio Bay.

Die Charaktere sind alle äußerst glaubhaft gezeichnet, auch wenn sich Capenter weniger inhaltlich aber dafür zeitlich ausführlich mit ihnen beschäftigt. Alleine, wenn die Radiomoderatorin den langen Weg zum Leuchtturm runtergeht, erkennt man eine gewisse Einsamkeit in ihrem Privatleben (kein Wunder, dass ein einsamer Wetterfrosch sie anbetet), aber auch die Abgeschiedenheit vom Rest der Welt, der ihr beim Angriff der Geister fast zum Verhängnis wird. Weiter geht es mit der von der Liebe enttäsuchten Tramperin, der nahezu besessenen Dame, deren Seelenheil vom Erfolg der 100-Jahrfeier abzuhängen scheint, ihrer frech sympathischen Assistentin oder dem Hauptdarsteller, der sicher aber nicht abgedroschen daher kommt sowie dem alkoholsüchtigen Pater, der sich für die Seelen seiner Gemeinde am goldenen Kreuz opfert. Und dann die Szene auf dem Fischerboot: "There is no Fog out there". Allein dieser Satz, grandios in seiner Umsetzung. Genauso wie die Hinrichtung der Fischer. Dies zeigt, selbst bis in die kleinste Rolle ist der Film mit guten Darstellern bestückt, ob Star oder Nebendarsteller. Zudem zeigt diese Szene, dass der spartanische Einsatz blutiger Effekte manchmal besser ist als jedes Gemetzel. Ein Film, der auf gruselige Atmosphäre setzt, ist weniger austauschbar, als ein blutiger Slasher, dessen Effekte man nur mit denen anderer vergleicht. Gleiches hat Carpenter ja bereits in Halloween beherzigt.

Visuell ist The Fog ein Meisterwerk. Schon der Beginn am Strand mit der Taschenuhr, die zeigt, dass die Zeit für die Rache gekommen ist, oder die Szene an der Autowerkstatt und in dem Supermarkt sind Lehrstücke für visuelle Suspense. Nichts passiert und genau in diesem Nichts baut sich eine Spannung auf, die zum zerreißen ist. Die gesamten Bilder sind sehr dicht, mal düster, mal sonnig, immer perfekt aufeinander abgestimmt, alles aus einem Guss, nichts holpert, kein Anschluss zerstört den Teil davor.

Auch akustisch ist The Fog einzigartig. Das Klopfen der Geister an den Türen ist nervenzerreisend, das Klingkling der Zapfsäule an der Tankstelle bohrt sich ins Ohr und klingt wie ein Glöckchen, dass den Totentanz einläutet. Wenn der Pater aus dem Buch vorliest oder die Kids am Strand die Geschichte der Piraten erzählt bekommen, das ist einfach klasse. Und die Musik, naja, Carpenter eben - zum Glück.

Fazit: The Fog ist für mich der perfekte Horrorfilm - nicht der einzige, aber einer der wenigen. Hier stimmt einfach alles: sehr gute Darsteller, ein einfaches Script ohne Löcher, das es dem Regisseur erlaubt, sich auf das zu konzentrieren, was einen guten Horrorfilm ausmacht: Atmosphäre und Spannung.
10/10

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