Als einer der ganz großen Genreklassiker wird "The Fog - Nebel des Grauens" allgemein ziemlich überbewertet. Dabei verwundert es insbesondere, dass der Streifen für viele scheinbar gar als absolutes Meisterwerk gilt, was sich in der beträchtlichen Anzahl an Bewertungen mit Höchstnote spiegelt. Nun ist wohl auch eine Bewertungsskala von 1-10 eine recht subjektive Angelegenheit, da eben jeder seinen eigenen Maßstab hat, man sollte jedoch meinen, dass zumindest die Höchstnote nur in ganz bestimmten Fällen angebracht ist. So etwa, wenn ein Film entweder ein einzigartiges Kunstwerk darstellt, welches sich einem Vergleich mangels anderer, vergleichbarer Werke entzieht, oder aber wenn im Vergleich zu vorhandenen Vertretern des selben Genres das Fazit so ausfällt, dass man an einem Film nichts hätte besser machen können.
Um Äpfel nicht mit Birnen zu vergleichen: "The Fog" läßt sich zweifelsohne in die Kategorie einordnen, in der sich John Carpenters Produktion an anderen Grusel-, bzw. Horrorfilmen seiner Zeit messen lassen kann - und auch messen lassen muss. Gesteht man dem Film noch einen gewissen Nostalgiebonus zu, weil er im Erscheinungsjahr bestimmt eine andere Wirkung auf das Publikum hatte als anno 2007 und sieht man darüber hinweg, dass man dem Film sein Alter deutlich anmerkt, dann steht dennoch fest, dass "The Fog" weder ein Meisterwerk, noch tatsächlich ein herausragend guter Genrevertreter ist.
Es gibt Qualitäten, welche einem Film in seiner Wirkung eine gewisse Zeitlosigkeit verleihen können. Insbesondere die Optik, durch die man einen Film i.d.R. ja auch am ehesten zeitlich einordnen kann, tritt dadurch bedeutungsmäßig rasch in den Hintergrund. "The Fog" verfügt leider über nur sehr wenige dieser Qualitäten und leidet stattdessen umso mehr an einer gewissen Mittelmäßigkeit, ja sogar Beliebigkeit.
Die vorhandenen Charaktere wirken alle sehr zweckmäßig innerhalb der Handlung, bleiben dadurch jedoch eindimensional und wirken absolut austauschbar. Keines der Schicksale im Film berührt, schon gar nicht über das Ende hinaus. Auch die Dialoge sind oberflächlich und meist rein funktional: man hat selten das Gefühl als kommunizierten reale Menschen miteinander, sondern vielmehr Schauspieler, die mit ihrem Text lediglich die Handlung kommentieren. Die schauspielerischen Leistungen sind gewiss nicht unterirdisch, ziehen aber auch nicht die berühmte Wurst vom Teller. Mittelmäßig eben. Noch dazu wirkt so manche Verhaltensweise der Protagonisten unglaubwürdig, bisweilen geradezu lächerlich.
Der Film ist leider auch nur sehr mäßig spannend. Die entsprechenden (Horror-)Elemente sind - typisch für die Entstehungszeit - meist vordergründig und absehbar. Noch dazu sind sie eher dünn gesät. Zwar gibt es schon ein paar gruselige Szenen, die recht gelungen sind, allerdings retten die "The Fog" insgesamt auch nur davor, ganz in der Mittelmäßigkeit zu versinken. Dramaturgisch gleicht der Film einem Etappenlauf: ein übergeordneter Spannungsbogen ist quasi nicht vorhanden.
Fazit: Mir fallen auf Anhieb bestimmt ein Dutzend Filme aus den 70ern ein, die an Spannung, Substanz und Atmosphäre "The Fog" ganz weit hinter sich lassen. Obwohl man John Carpenters Klassiker ohne Frage noch immer gut sehen kann, ist "The Fog" faktisch nur ein durchschnittlicher Genrebeitrag, dessen Kultstatus ihm gegönnt sei, letztendlich aber nicht wirklich gerechtfertigt ist. Knappe 6 / 10 Punkten.