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Nach seinem Spielfilmdebüt "Dark Star", dem Action-Thriller "Assault – Anschlag bei Nacht" und dem Slasherfilm-Klassiker "Halloween – Die Nacht des Grauens" galt John Carpenter als Wunderkind des Thriller- und Horrorkinos. Es hatte den Anschein, als könnte der zum Kultfilmer ausgerufene Regisseur einfach nichts falsch machen.

Nach "Halloween" arbeitete Carpenter erst einmal für das Fernsehen und drehte den Thriller "Das unsichtbare Auge" und den Film "Elvis" mit Kurt Russell in der Rolle des King. Offenbar kamen Kurt Russell und John Carpenter sehr gut miteinander klar, so dass Russell auch in den beiden grandiosen Filmen "Die Klapperschlange" und "Das Ding aus einer anderen Welt" die Hauptrolle spielte. Nach seinen zwei TV-Arbeiten kehrte Carpenter schließlich mit "The Fog – Nebel des Grauens" zum Horrorfilm zurück.
Der Erfolg der einfach gestrickten Gruselgeschichte von "Halloween" dürfte auch ein Beweggrund dafür gewesen sein, hatte Carpenter mit dem Prototyp des modernen Slasherfilms doch eindrucksvoll bewiesen, dass er über ein hervorragendes handwerkliches Geschick verfügte und ein goldenes Händchen für Atmosphäre, vor allem, dann, wenn er auch noch selbst die Filmmusik komponierte.
Mit dem Poe-Zitat:,,Ist alles, was wir sehen oder scheinen, nur ein Traum in einem Traum?“, dass "The Fog" einleitet, wird die Marschroute gleich eindeutig festgelegt. Ein alter Seemann erzählt Kindern am Lagerfeuer eine Gruselgeschichte, ebenso, wie es der Regisseur in den folgenden knapp 90 Minuten für die Zuschauer tun wird. "The Fog" ist klassisches Terrain, eine Geschichte, die ganz auf Stimmung und Spannung setzt.

Der Plot ist dabei denkbar einfach gehalten: Ein kleines Städchen an der Küste wird Schauplatz rätselhafter Erscheinungen, Gegenstände wie Telefone oder Zapfsäulen an Tankstellen entwickeln ein merkwürdiges Eigenleben. Doch dies sind nur die Vorboten eines viel größeren Unheils, das sich eingehüllt in eine undurchdringliche Nebelbank, dem Ort nähert. Ein Geisterschiff nimmt Kurs auf Antonio Bay, wo die untoten Passagiere Rache nehmen wollen für ein schweres Unrecht, das die Vorfahren der Einwohner auf sich geladen haben. Einige Bewohner verbarrikadieren sich in der örtlichen Kirche, doch auch dort sind sie nicht sicher vor den Zombie-Piraten, die vor genau 100 Jahren an der Küste von Antonio Bay einen feuchten, grausamen Tod starben.

Auch wenn atmosphärisch gesehen "The Fog" zweifellos gelungen ist, hat Carpenters Film auffallende strukturelle Schwächen, anders als es etwa "Assault" oder "Halloween" der Fall gewesen war. "The Fog" zerfällt in bisschen in gut inszenierte Abschnitte, denen ein straffer dramaturgischer Rahmen fehlt. Carpenter selbst schien wohl auch Bedenken gehabt zu haben, ob der Film funktionieren würde, also machte er sich daran, einige Szenen neu bzw. nachzudrehen. Auch einige halbwegs blutige Effekte kamen noch dazu, um gegen Filme wie David Cronenbergs "Scanners" (gegen den "The Fog" an der Kinokasse 1980 antreten musste) zu bestehen.

Fazit: Wenn auch "The Fog" ein paar kleine Schönheitsfehler aufweist, was meiner Ansicht nach auch noch ein viel zu überwerteter Horror-Klassiker Carpenters ist und lange nicht zu seinen besten Streifen gehört, ist er dennoch mit seiner tollen Atmosphäre und solider Spannung ein sehenswerter Gruselfilm, der dem modernen Horror ein Stück klassischer, phantastischer Poesie mit auf dem Weg gibt - Gut, aber kein Meisterwerk des Kultregisseurs!

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