Vom Meere zieht eine reichlich unnatürlich ausschauende Nebelbank heran, glühend und düstere Gestalten mit sich bringend. - Das ist der magere Stoff, aus dem Klassiker entstehen. Da mag man sagen, was man will, aber das Prinzip des inhaltlich zwar nicht über die Maße ausgereiften, aber dafür allemal effektiven Horrors funktioniert bei John Carpenters "The Fog - Nebel des Grauens" bestens.
Wenn Carpenter hier eines unwahrscheinlich gut beherrscht, dann ist es das erstaunliche Kunststück, aus den spärlichsten Gegebenheiten nahezu das Optimale herauszuholen. Vieles macht einen alles andere als üppigen Eindruck - wie etwa die von einem alten Seebären erzählte Geschichte, die zweifelsfrei dünn ist, aber für Carpenters Zwecke absolut ausreicht. Hinzu kommend wird geschickt auf die menschliche Urangst vor der Dunkelheit zurückgegriffen, die durch einfache, überwiegend nachtliebende Bilder geweckt wird. Die unterschwellige Gruselstimmung wird zusätzlich durch eine schlichte dumpfe und brummende Akustik intensiviert und die simplen Nebelmaschinen schließlich arbeiten auf Hochtouren und ermöglichen erst die Präsenz des eigentlichen Hauptakteurs.
Es ist schon sagenhaft, wie Carpenter den Nebel spielerisch in Szene zu setzen und ihn absolut in seiner Gewalt zu haben scheint, auch wenn dem in der Praxis beim Dreh mit Sicherheit nicht so war. Doch der Schein vermittelt diesen Eindruck von diesen anmutigen Nebelschwaden. Sie sind es, die Carpenter im Endeffekt dazu verhelfen, die märchenhaft schaurige und malerische Atmosphäre aufzubauen und die Spannung allmählich immer weiter zu steigern. Ein ums andere mal wendet Carpenter das selbe, jedoch stets aufgehende Konzept an: Die Umgebung wird verschleiert, Andeutungen von finsteren Mannen lassen sich erkennen und dann klopft es schließlich gespenstisch an die Tür.
Blut wird so gut wie nie strömen; für die gruselige Stimmung bedarf es dessen auch gar nicht. Zu beanstanden gibt es allerdings, dass der Spuk doch ein verhältnismäßig schnelles und gewissermaßen unbefriedigendes Ende nimmt. Dafür ist der Soundtrack aber wiederum eine Klasse für sich. Letztendlich ganz einfach ein wunderbar altmodisches, fachmännisches Gruselwerk aus Carpenters stärkerer Schaffensphase.