Review

Also jetzt mal ganz unter uns: irgendwer erpreßt Renny Harlin!
Oder Renny Harlin ist auf Drogen und kann nicht mehr, hat aber ein schwules Verhältnis mit einem reichen Filmproduzenten und darf deswegen weiterarbeiten.
Oder Renny Harlin weiß von irgendeinem Filmproduzenten, der ein schwules Verhältnis mit einem Drogensüchtigen hat und erpreßt ihn.
Anders ist „Der Pakt“ aka „The Covenant“ nicht zu erklären.

Tatsächlich klingt der Plot auf dem Papier ganz reizvoll: vier Nachkommen aus Hexerfamilien Neu Englands mit magisch-düsteren Kräften stehen kurz vor dem Aufstieg, als ein rachsüchtiger Nachkomme einer verfemten fünfte Familie auftaucht. Das riecht nach Herbst und Moder, nach Düsternis und ungeahnten Schrecken, nach Lovecraft und amorphen Göttern im Hintergrund.
Wie gesagt, auf dem Papier – was wohl auch der einzige Grund ist, warum diese Katastrophe auf Film gebannt wurde.

Was wir schlußendlich sehen, ist folgendes: da schlurfen vier clerasil-geschönte Boygroup-Epigonen durch die Privatschul-Gesellschaft irgendwo im herbstlichen Nordosten der USA und erzählen sich ständig gegenseitig, das sie ihre Kräfte nicht dauernd nutzen dürfen, weil sonst der Körper extrem schnell altert, tun es aber alle zwei Minuten trotzdem. Dann taucht da plötzlich ein frisches Blondchen auf, das dem wohl nominierten Hauptdarsteller der vier (egal welcher, sehen eh alle gleich blöd aus) schöne Augen macht (Zwecklos, hat von Natur aus schöne Augen!). Gleichzeitig taucht noch ein reicher Neuschüler auf, der ganz gut ankommt und es gibt einen unbekannten Toten.
Dann passiert eine Weile nichts, was man nicht schon aus 2453 „The O.C.“-Episoden kennt, inclusive (dolle Idee) einer geisterhaften Spannerszene unter der Dusche. Zwischendurch dürfen sich alle hundertmal anmahnen, wenn sie mit ihrer Liebsten nicht gerade Tünnes reden (unterhalb „Marienhof“-Niveau).

Ach ja, Grusel!
Ein, zweimal gibt’s gar Schröckliches: eine geisterhafte Erscheinung des toten Jungmannes, die sich nach erfolgter Buh-Wirkung sofort in Nüscht auflöst. Freundlicherweise erklärt dann immer der Sichter seinen Kumpels, das ihm ein „Darkling“ geschickt wurde – erwähnt aber leider nicht, was ein „Darkling“ ist, was er machen soll, was der Zweck der Sendung ist und durch wen er zugestellt wurde, geschweige denn was UPS dafür nimmt.
Während sich das geistig aktive Publikum im Sessel windet, kommt irgendwann auf den Tisch, daß da ein Bösling am Werke sein muß.
Ist es der neue Schüler?
Aber sicher ist er es – vor allem, weil er der einzige Kandidat ist und auch sonst in dieser überraschungsfreien Zone von Film keine neue Wendung zu erwarten ist, da sowieso 90 Prozent aller Handlungsstränge im Nichts verlaufen.
Und was will er, der fiese Möp?
Natürlich mehr Macht, was sonst – unter völliger Ausblendung aller bereits dutzendfach erwähnter schlimmer Folgen.

Wer immer sich auf diesen Streifen einläßt, sollte vorher sicher sein, daß er mit Skripts klarkommt, die dramaturgisch gesehen bei „Buffy“ nicht mal den Hausmeister passiert hätten, garantiert wendungsfrei, hohl und ewig langgezogen.
Wenn nicht gerade ein mäßiger Trickeffekt uns aufweckt, labern die Figuren ununterbrochen, als gäbe es Wortprämien oder Extras für die meisten Wiederholungen.
Visuell hat man sich darauf beschränkt, sich Anregungen aus vielen bekannten Filmen zu holen, vor allem aus „Highlander“, dem „Hexenclub“ und ganz dolle bei „Charmed“.
Nebenbei werden ständig Klassiker oder Autoren erwähnt, ohne das es weiteren Sinn machen würde. Da wird „Harry Potter“ gedisst, da gibt es eine Duschszene a la „Psycho“, in der tatsächlich jemand „Ist da wer?“ ruft; da referiert der Prof im Literaturkurs doch glatt Stephen King – und das alles ist komplett ohne Funktion für den Plot.
Und am Ende wird’s knuffig, wenn sich der Gute und der Böse mit Energiebällen bewerfen, da kommt dann für alle Dragonball-Fans so richtig Wunderkerzenstimmung auf.

Die Hauptschuld an diesem Hirntoten-Inferno trägt vermutlich Schreiberling J.S.Cardone, der seinen C-Liga-Status hiermit definitiv krönt, aber Harlin ist wahrhaft nichts eingefallen, was diesen „Turkey“ interessant machen könnte. Es gibt exakt drei Szenen, die einen wach halten können: ein Darkling-Auftritt mit anschließendem Autounfall, ein Doppelgänger-Effekt und die steil aufragenden Brustwarzen unter dem Schlaf-Shirt von Jessica Lucas, die aber nur eine Nebenrolle hat.

Wer sich also schon seit acht Staffeln „Charmed“ einen auf das agierende Hexentrio schleudert, wird also auch hier garantiert rattig – allerdings glänzt der Film mehr mit knackig haarlosen Männeroberkörpern und toughen Grüpchen am Kinn, so daß man sich das Lechz-Eckchen mit allen Homoerotikern und sexuell nicht ausgelasteten Frauen teilen muß.

Ansonsten wüßte ich noch recht gern, was dieser weit unter dem derzeitigen US-TV-Niveau angesiedelte Schwund überhaupt in einem Kino dieses Planeten zu suchen hat, solange noch ein Kitano gleich auf DVD veröffentlicht wird.
Wie sagt der Ami: „Crap on a stick“ - aber das ist schon fast zuviel des Lobes. (1/10)

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