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Drei Cowboys treiben eine Herde Pferde über 800 Meilen von Virginia bis nach Wyoming. Unterwegs werden sie von einem Sklavenhändler ausgenommen, und als sie diesen für den Überfall zur Rechenschaft ziehen, „erben“ die drei eine Gruppe chinesischer Mädchen, die eigentlich als Huren hätten verkauft werden sollen. Zusammen mit den Mädchen zieht man also im Jahre 1898 durch die Prärie, schaut sich die Landschaft an und unterhält sich über mal mehr und mal weniger philosophische Dinge. Die Typen, denen die Chinesinnen eigentlich „gehören“; die also mal irgendwann Geld hingelegt haben dass die Mädels zu ihnen kommen, die wollen ihre Ware aber natürlich zurück haben, und verfolgen die Cowboys, die sich aber an ihre liebreizende Begleitung schon längst gewöhnt haben. Nach sage und schreibe drei Stunden filmischer Erzählung trifft man sich zum gepflegten Austausch bleihaltiger Argumente …

Klingt unaufregend? Ist unaufregend. Zuschauen, entspannen, nachdenken im Wildwest-Setting. Keine Ahnung, was Walter Hill geritten hat, auf Michael Ciminos Spuren zu wandeln und eine dreistündige Wildwest-Meditation zu drehen. Wobei Hill ja bereits bei LONG RIDERS diese Anwandlungen hatte, langsames Reiten mit brutalen Shootouts zu kombinieren, und schöne Bilder zusammen mit einfältigen Stories konnte er ja auch schon immer. Oder findet irgendjemand STRASSEN IN FLAMMEN intelligent? Nö, aber sexy anzuschauen ist er …

Bei BROKEN TRAIL kann man die zum Teil außerordentlich schönen Naturaufnahmen von Kameramann Lloyd Ahern II (LAST MAN STANDING) ausgiebig und ohne Ablenkung durch störende Handlung genießen, und den Träumen von Freiheit und Abenteuer nachhängen. Irgendwie immer in der Nähe der Marlboro-Romantik macht es eine Zeitlang durchaus Freude zuzuschauen, wie die Cowboys ihre Arbeit tun und dabei ihre Würde in einer Form bewahren, die heutzutage längst abhanden gekommen ist. Spätestens allerdings nach zwei Stunden Laufzeit hat sich diese Art der meditativen Filmbetrachtung dann langsam totgelaufen – und es passiert immer noch nichts, außer dass dann immer noch eine Stunde Film kommt …

Es wird geritten. Es werden Pferde getrieben. Es wird unglaublich viel geredet (was nicht uninteressant ist, weil die Figuren von Haus aus erstmal eher schweigsam angelegt sind, und weil die Chinesinnen kein Englisch können), und ab und zu kommen die Bösewichter ins Bild, damit man denkt dass da gleich etwas Aufregendes passiert. Zudem wird der erste Teil mit einer heftigen und sehr schlecht gefilmten Gewaltreruption beendet, und der zweite Teil mit einer noch heftigeren und ziemlich gut gefilmten Gewaltorgie resümiert: Ist der Cliffhanger zum zweiten Teil noch übelste Wackelkamera im Halbdunkel, macht das Showdown filmisch gesehen gut was her. Außer dass es erheblich zu kurz ist, und da bin ich halt einfach Traditionalist – Im Western muss geschossen werden, muss Action sein! Selbst in einem intellektuell höher stehenden Film wie DER MANN, DER LIBERTY VALANCE ERSCHOSS wird geschossen, und es wird Spannung erzeugt, wenngleich auch nicht immer durch Action. Aber BROKEN TRAIL hält sich in beiden Beziehungen gewaltig zurück – So gewaltig, dass der Finger gegen Ende hin immer mehr mit der Vorspultaste der Fernbedienung flirtet. Die letzten etwa 15 Minuten sind dann für Westernfans ganz harte Minuten und können auch ohne die Gefahr, etwas zu versäumen, mit Dingen wie Kühlschrank leeren oder einem Klobesuch verbracht werden.

Ich weiß, das klingt billig. Aber vor allem im zweiten Teil verläuft sich das bisschen Handlung halt einfach so dermaßen in der Prärie, dass ich nicht umhin komme etwas Häme zu versprühen. Die Schauspieler sind allererste Sahne und retten so manch langatmige oder gar peinliche Szene vor dem Untergang, die Bilder sind edel und der Soundtrack hat seine guten Saiten. Aber insgesamt sind das dann genau diese vier Pünktchen, die ich da vergeben mag. Inhaltlich ist mir persönlich der Film einfach erheblich zu fade …

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